Inspiration – Du sollst mein sein!
ein ganz Schlauer, was? Dachtest wohl, du könntest hier verschwinden, bevor ich dich holen komme? Hättest dir ein Beispiel an deiner kleinen Schlampe da drüben nehmen sollen! Genauso mag ich es nämlich. Wenn sie weinen und schreien und winseln. Aber mach dir keine Gedanken, auch du wirst noch schreien und um dein armseliges Leben betteln. Das kann ich dir mit gutem Gewissen versprechen.«
Der Unbekannte lachte laut und hämisch auf. »Oh ja, das kann ich dir in die Hand versprechen. Meine Göttin hat mit ihrer Szene für jede Menge Potenzial gesorgt, dich schreien zu lassen. Du wirst sogar um dein Leben brüllen, bevor ich mit dir fertig bin.« Mit einem festen Fußtritt in Alex‘ Seite wandte er sich immer noch lachend Christine zu, die vor lauter Angst tatsächlich verstummt war. Kopfschüttelnd betrachtete der Entführer sein Opfer.
»Nein, du bist nicht perfekt, nicht im mindesten, aber du wirst genügen müssen.« Er beugte sich zu ihr hinunter und strich ihr fast zärtlich über die Wange. Christine drehte den Kopf so weit wie möglich zur Seite, konnte seinen Händen aber nicht entgehen. Wieder schluchzte sie auf, schrie schließlich um Hilfe, die nicht kommen würde.
»Keine Bange, du unwürdige Hure. Bald schon bist du Teil von etwas Schönem, Sauberem. Vielleicht ist es sogar erhaben genug, um dich von deinen Sünden reinzuwaschen. Obwohl du es in meinen Augen überhaupt nicht verdient hast, reingewaschen zu werden. Aber ich bin etwas unter Druck, verstehst du? Ich habe keine Zeit, um nach einer besseren Besetzung zu suchen. Ich muss mich beeilen, um mein Werk zu vollenden. Sie sind mir schon auf den Fersen.«
Verwirrt lauschte Alex den fast zärtlichen Worten, die der Fremde zu Christine sprach. Was für ein Werk? Was hatte der Mistkerl vor? Und wieso nannte er Christine eine unwürdige Hure?
Doch all seine Überlegungen stoppten abrupt, als der Unbekannte Christine einen Lappen auf das Gesicht drückte. Schon wenige Sekunden später ließ ihr Gezappel nach, ihre erstickten Schreie verstummten. Sie erschlaffte und hing schließlich seitwärts an der Wand, nur noch gehalten durch ihre Hände, die mit breiten Metallschellen um die Handgelenke an Ketten angeschlossen waren.
Alex beobachtete mit grauenvoller Faszination, wie der Mann einen kleinen Schlüssel aus der Hosentasche zog und Christines Hände befreite. Dann zog er sie mühelos auf die Füße und wuchtete ihren zierlichen nackten Körper auf seine Schulter. Mit einem beinahe militärisch anmutenden Gruß verabschiedete er sich von Alex, der entsetzt und sprachlos hinter ihm hersah.
»Bis bald, mein Freund … wie heißt es doch im ersten Terminator ?« Der Fremde veränderte seine Stimme zu einem tiefen Grollen: »Ich komme wieder.«
Mit einem letzten Kichern drehte er sich mit seiner reglosen Last um und verschwand. Sekunden später saß Alex wieder in absoluter Dunkelheit. Erneut konnte er das kreischende Geräusch hören, mit dem sich der Schlüssel in dem alten Schloss drehte. Er war allein und hatte – zumindest diesmal – überlebt. Doch Christine, da war sich Alex mittlerweile sicher, würde dieses Glück nicht haben. Sofern es überhaupt ein Glück war!
* * *
Er musterte das blutige Spektakel, das sich vor seinen Augen ausbreitete. Die Säge hatte gehalten, aber das war auch schon das Einzige, was sich zu erwähnen lohnte.
Eigentlich war er unzufrieden mit der Szene. Seine Hauptdarstellerin war nicht bei Bewusstsein gewesen … schade. Er hätte noch warten sollen.
Doch es war ein Spiel gegen die Zeit, es musste genügen. Wenigstens hatte er die Welt seiner schönen Belle von einem Ungeziefer befreit.
Und das nächste würde in wenigen Tagen folgen …
13
Entsetzt starrte Bellinda auf den Umschlag, der vor ihr auf dem Couchtisch lag. Sie versuchte verzweifelt, das Schluchzen zu unterdrücken, das in ihr aufstieg. Miguel Velasquez‘ Hand, die tröstend auf ihrer Schulter ruhte, bemerkte sie gar nicht. Sie war gefesselt von dem Anblick ihres Namens, der wie immer in gestochen sauberen Buchstaben auf dem weißen Papier prangte.
Als sie noch nicht wusste, dass ihr Bewunderer ein Mörder war, hatten die Briefe sie beunruhigt. Doch seitdem ihr klar war, dass sie Briefe von einem Wahnsinnigen bekam, der ihre Drehbücher als Vorlage für seine Verbrechen benutzte, war sie vor Grauen wie gelähmt.
Unsicher, wie sie mit der ganzen Situation umgehen sollte, blickte sie zuerst zu Miguel, der dicht neben ihr saß, und dann
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