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Instrumentalität der Menschheit

Instrumentalität der Menschheit

Titel: Instrumentalität der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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eines mechanischen Manshonyagger-Bewußtseins aufzuspüren.
    Aber dieses … dieses Wesen besaß einen Geist, der roh, elementar, leidenschaftlich war. Und ihm versperrt blieb.
    Nun war das Objekt ganz nahe. Würde es in diesem Tal oder im angrenzenden aufschlagen? Die Schreie, die aus seinem Innern drangen, waren extrem schrill. Charls’ Ohren schmerzten, und seine Augen waren geblendet von der Intensität der Hitze und des Lärms. Oda hielt fest seine Hand umklammert.
    Das Objekt bohrte sich in den Boden. Es wühlte den Hang gegenüber der Quelle auf. Hätte sich Oda nicht instinktiv von der Quelle entfernt, dann hätte das Objekt sie zermalmt, erkannte Charls. Vorsichtig richteten sie sich auf.
    Irgendwie mußte das Objekt abgebremst haben. Es war heiß, aber nicht heiß genug, um die entwurzelten Bäume in der Nähe in Brand zu setzen. Dampf stieg von dem zerfetzten Laub auf.
    Der Lärm war verstummt.
    Charls und Oda näherten sich dem Objekt bis auf zehn Längen eines menschlichen Körpers. Charls konzentrierte sich und schleuderte dem Objekt seine Gedanken entgegen: Wer bist du?
    Das Wesen im Innern des Objektes erkannte ihn offenbar nicht als das, was er war. Ein wilder Gedanke antwortete ihm, gerichtet an alle lebenden Wesen im allgemeinen.
    Narren, Narren, helft mir! Holt mich hier heraus!
    Sowohl Charls als auch Oda fingen den Gedanken auf. Auf mentalem Wege ging sie darauf ein, und Charls war verblüfft von der Klarheit und Kraft ihrer Frage. Sie war einfach, aber von wunderschöner Macht und Härte. Sie dachte nur: Wie?
    Aus dem Objekt drang erneut das irrwitzige, fordernde Geplapper: Die Handgriffe, ihr Narren. Die Handgriffe an der Außenhülle. Greift nach den Handgriffen und laßt mich heraus!
    Charls und Oda sahen einander an. Charls war sich nicht sicher, ob er diese Kreatur wirklich hinauslassen wollte. Dann dachte er nach. Vielleicht war die Unfreundlichkeit, die aus dem Objekt drang, lediglich eine Folge der Gefangenschaft. Er wußte, daß er selbst es hassen würde, auf diese Weise eingeschlossen zu sein.
    Gemeinsam schritten Charls und Oda steifbeinig über das zerfetzte Laub und näherten sich dem Objekt. Es war schwarz und alt. Es sah aus wie jene Dinge, die die Älteren als »Eisen« bezeichneten – und nie berührten. Sie entdeckten die narbigen, zerschrammten Handgriffe.
    Mit einem fahlen Lächeln nickte Charls seiner Schwester zu. Jeder von ihnen umklammerte einen Griff und zog daran.
    Es knackte. Das Eisen war heiß, aber nicht so heiß, daß man Verbrennungen davontrug. Mit einem rostigen Knirschen öffnete sich die uralte Luke.
    Sie sahen hinein.
    Dort lag eine junge Frau.
    Sie trug keinen Pelz, und nur ihr Kopf war von langen Haaren bedeckt.
    Statt von Fell wurde ihr Körper von fremdartigem, weichem Tuch verhüllt, das sich aufzulösen begann, als sie sich aufsetzte.
    Zunächst wirkte das Mädchen furchtsam; als sie Oda und Charls ansah, brach sie jedoch in Gelächter aus. Klar und heftig empfingen sie ihre Gedanken: Ich glaube, ich brauche mir wegen ein paar Wauwaus keine Sorgen um die Sittsamkeit zu machen.
    Oda schien nicht sonderlich betroffen zu sein, aber Charls’ Gefühle waren verletzt. Das Mädchen sprach mit ihrem Mund, aber sie konnten ihre Worte nicht verstehen. Sie stützten sie und halfen ihr beim Aussteigen.
    Sie erreichten die Quelle, und Oda bedeutete dem fremden Mädchen, sich hinzusetzen. Sie gehorchte und redete weiter.
    Oda war so verwirrt wie Charls, aber dann begann sie zu lächeln. Sprekken hatte schon zuvor funktioniert, als sich das Mädchen noch im Innern des Objektes befunden hatte. Warum also nicht auch jetzt? Das einzige Problem war, daß dieses sonderbare Mädchen nicht wußte, wie sie ihre Gedanken kontrollieren konnte. All ihre Gedanken waren an die ganze Welt gerichtet – an das Tal, an die untergehende Sonne, an die Quelle. Sie schien nicht zu bemerken, daß sie all ihre Gedanken laut hinausschrie.
    Oda übermittelte der jungen Frau ihre Frage: Wer bist du?
    Der leidenschaftliche fremde Geist erwiderte geschwind: Natürlich Juli.
    An dieser Stelle mischte sich Charls ein. So »natürlich« ist das keinesfalls, sprakk er.
    Was mache ich eigentlich hier? sprudelten die Gedanken des Mädchens. Ich habe telepathischen Kontakt mit Wauwau-Leuten.
    Verdutzt starrten Charls und Oda sie an, während ihnen ihre Gedanken entgegenschlugen.
    »Weiß sie nicht, wie man seine Gedanken abkapselt?« fragte sich Charls. Und warum war ihm ihr Bewußtsein versperrt

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