Instrumentalität der Menschheit
mehr lohnt als an die menschliche Vollkommenheit. Wir haben Menschen gedient. Wir hätten der Menschheit dienen sollen.
Jetzt fühlen wir, daß die Zeit gekommen ist, diese Tyrannei zu beenden. Carlotta und ich besitzen Verbündete unter unseren Nachkommen und unter den Heillosen und sogar, wie du bemerkt hast, unter den Unbefugten Menschen und anderen Tierabkömmlingen. Ich glaube, es existiert noch immer ein Band zwischen ihnen und uns, das noch aus der alten Zeit stammt, als die Menschen sich Schoßtiere hielten.«
Juli sah sich um und entdeckte, daß Herkie leise schnurrte. »Ja«, nickte sie, »ich weiß, was du meinst.«
Laird fuhr fort: »Unsere Absicht ist es, eine richtige Instrumentalität zu errichten – nicht eine Macht im Dienst der Jwindz, sondern eine, die für die Menschen da ist. Wir sind entschlossen, niemals wieder zuzulassen, daß der Mensch sich selbst verrät. Wir werden die Instrumentalität der Menschheit schaffen, eine wohltätige, keine manipulative Macht.«
Carlotta nickte langsam. Ihr altes Gesicht verriet Sorge. »Ich werde in einigen Tagen sterben, und du wirst Laird heiraten. Du wirst die neue Vomact sein. Mit ein wenig Glück werden deine Nachkommen und auch meine die Erde von der Knechtschaft der Jwindz befreit haben, wenn du so alt bist wie ich jetzt.«
Juli war vollkommen verwirrt. »Ich soll deinen Mann heiraten?«
Erneut meldete sich Laird zu Wort. »Ich habe deine Schwester länger als zweihundert Jahre geliebt. Und ich werde auch dich lieben, denn du bist ihr sehr ähnlich. Halte mich nicht für untreu. Ich habe das mit ihr oft besprochen, bevor ich dich herunterholte. Wenn sie nicht sterben würde, gäbe es für mich keinen Grund, sie zu verlassen. Aber jetzt brauchen wir dich.«
Carlotta pflichtete ihm bei. »Es ist wahr. Er hat mich sehr glücklich gemacht, und er wird auch dich glücklich machen, dein ganzes Leben lang. Juli, ich hätte dich nicht herunterholen lassen können, hätte ich nicht einen Plan für deine Zukunft gehabt. Du würdest mit einem dieser berauschten, betäubten Wahren Menschen niemals glücklich werden. Vertrau mir, bitte. Es ist die einzige Möglichkeit, die uns bleibt.«
Tränen traten in Julis Augen. »Dich endlich gefunden zu haben und dich so schnell wieder zu verlieren …«
Herkie streichelte ihre Hand, und als Juli aufblickte, entdeckte sie mitleidige Tränen in den trüben blauen Augen.
Drei Tage später starb Carlotta. Sie starb mit einem Lächeln auf dem Gesicht, und Laird und Juli hielten ihre Hand. Ihre letzten Worte waren, während sie ihre Hände drückte: »Wir werden uns wiedertreffen. Draußen zwischen den Sternen.«
Juli weinte unbeherrscht.
Sie verschoben die Hochzeit um die siebentägige Trauerperiode. Mit einemmal öffneten sich die Tore der Stadt, und das statische Elektrizitätsfeld verschwand, denn seit die Frau aus der alten Welt eingetroffen war, konnten selbst die Jwindz nicht mehr die Gefühle der Tierabkömmlinge, der Unbefugten Menschen und der Wahren Menschen kontrollieren.
Der Bär war besonders traurig. »Ich bin es gewesen, der sie gefunden hat, weißt du, nachdem sie von dir heruntergeholt wurde«, sagte er zu Laird. »Ich entsinne mich.«
Das also hat der Bär gemeint, als er von ›noch einer‹ sprach, dachte Bil.
Charls und Oda, Bil und Kae befanden sich unter den Trauergästen, und als Juli sie sah, dachte sie: Meine lieben kleinen Wauwau-Menschen, aber diesmal war der Gedanke liebevoll und nicht abschätzig.
Odas Schwanz wedelte. Ich habe nachgedacht, sprakk sie zu Juli. Kannst du mich in zwei Tagen unten an der Quelle treffen?
Ja, antwortete Juli, stolz darauf, daß zum erstenmal ihre Gedanken nur jene Person erreicht hatten, für die sie auch bestimmt waren. Sie wußte, daß sie es geschafft hatte, als sie Lairds Gesicht musterte und feststellte, daß ihm ihre telepathische Botschaft entgangen war.
Als sie Oda traf, wußte Juli nicht, was Oda von ihr wollte – noch was sie von Oda wollte.
Du mußt sehr vorsichtig sein, wenn du deine Gedanken sendest, sprakk Oda. Wir wissen nie, ob nicht einige Jwindz oben am Himmel sind.
Ich glaube, ich habe viel gelernt, sprakk Juli.
Oda nickte. Ich wollte die Kampfbäume einsetzen. Die Wahren Menschen fürchten sich noch immer vor der Krankheit. Aber ich bin sicher, weißt du, daß die Krankheit verschwunden ist. Ich bin es leid geworden, mich durch die Büsche zu zwängen, immer in Sorge, nur ja die Kampfbäume nicht zu berühren, daß ich mich
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