Instrumentalität der Menschheit
den Herren der Instrumentalität trug, war einer unserer besten Raumpiloten. Seine Augen waren perfekt, sein Verstand war scharf, sein Körper in einem ausgezeichneten Zustand, seine Erfahrung vorzüglich. Was wollte man mehr?
Die Menschheit hatte ihn mit einem winzigen Raumschiff hinausgeschickt, das nicht größer war als eine Liftkabine in einem normalen Haus. Irgendwo zwischen Erde und Mond war er verschwunden, während Millionen von Televideo-Zuschauern seinen Kurs verfolgt hatten.
Sehr wahrscheinlich hatte er den Chronoplast eingeschaltet und war so der erste Mensch geworden, der planoformte.
Sein Raumschiff sahen wir nie wieder.
Aber wir fanden den Colonel.
Er lag nackt in der Mitte des Zentralparks von New York, das sich ungefähr hundertfünfzig Kilometer westlich von den Alten Ruinen befand.
Er lag da in jener grotesken Stellung, in der wir ihn soeben in seinem Krankenzimmer beobachtet hatten und in der er an eine Art menschlichen Seestern erinnerte.
Vier Monate waren vergangen, und wir hatten mit dem Colonel nur sehr geringe Fortschritte gemacht.
Es war nicht schwierig, ihn am Leben zu erhalten, seit wir ihn massiv auf rektale und intravenöse Weise ernährten. Er wehrte sich nicht dagegen. Er wehrte sich nur, wenn wir ihn ankleideten oder versuchten, ihn zu lange davon abzuhalten, seine horizontale Stellung einzunehmen.
Wenn er zu lange aufrecht stand, erwachte er zu wahnwitziger, stummer, hämischer Raserei und ging auf die Pfleger, die Zwangsjacke und alles los, was sich ihm in den Weg stellte.
Wir hatten eine höllische Zeit, als der arme Mann eine volle Woche litt, fest in Segeltuch eingewickelt, und in jeder Minute dieser Woche darum kämpfte, freizukommen und seine alptraumhafte Position wieder einzunehmen.
Der Besuch seiner Frau in der letzten Woche hatte ebensowenig etwas genützt, wie Grosbecks Vorschlag in dieser Woche wohl etwas nützen würde.
Der Colonel ignorierte sie, wie er uns Ärzte ignorierte.
Wenn er von den Sternen zurückgekehrt war, aus der Kälte jenseits des Mondes, von all den Schrecken des Auf-und-Hinaus, aus Gründen, die jedem lebenden Menschen unbekannt waren, in einer Form, die nicht mehr er selbst war und dennoch seine Gestalt besaß – wie konnten wir dann erwarten, daß ihn die groben Stimulanzen des derzeitigen menschlichen Wissens wieder aufwecken würden?
Als Timofeyev und Grosbeck sich zu mir herumdrehten, nachdem sie ihn zum zigtausendstenmal angestarrt hatten, sagte ich ihnen, daß wir mit normalen Mitteln vermutlich keinen Erfolg haben würden.
»Fangen wir ganz von vorn an. Dieser Mann ist hier. Er kann nicht hier sein, denn niemand kann von den Sternen zurückkehren, der splitterfasernackt ist, und nach einer Reise durch den äußeren Weltraum so sanft im Zentralpark landen, daß er vom Sturz nicht einmal die winzigste Abschürfung zurückbehält. Deshalb befindet er sich nicht in diesem Zimmer, und Sie und ich reden über irgend etwas anderes, und es gibt nicht das geringste Problem. Ist das richtig?«
»Nein«, antworteten sie im Chor.
Ich wandte mich Grosbeck zu, der von beiden am halsstarrigsten war. »Dann also auf Ihre Weise. Er ist dort – erste Prämisse. Er kann nicht dort sein – zweite Prämisse. Wir existieren nicht. Gefällt Ihnen das besser?«
»Nein, Sir und Doktor, Herr und Führer«, entgegnete Grosbeck und behielt die höflichen Umgangsformen bei, obwohl er wütend war. »Sie versuchen, den gesamten Kontext dieses Falls zu zerstören, und indem sie das versuchen, führen sie uns noch weiter hinein in unorthodoxe Behandlungsmethoden. Gott im Himmel, Sir! So können wir nicht weitermachen. Dieser Mann ist verrückt. Es spielt keine Rolle, wie er in den Zentralpark gelangt ist. Das ist das Problem der Ingenieure. Und kein medizinisches Problem. Sein Wahnsinn ist ein medizinisches Problem. Wir können versuchen, ihn zu behandeln, oder wir können darauf verzichten. Aber es führt zu nichts, wenn wir die medizinischen Belange mit den ingenieurwissenschaftlichen …«
»So schlimm ist es nun auch nicht«, unterbrach Timofeyev sanft.
Als der ältere meiner Assistenten besaß er das Recht, mich mit meinem Kurztitel anzureden. Er sah mich an. »Ich stimme Ihnen zu, Sir und Doktor Anderson, wenn Sie sagen, daß die Technik im Zusammenhang mit dem seelischen und körperlichen Zustand dieses Mannes steht. Schließlich ist er der erste Mensch, der ein Chronoplast benutzt hat, und weder wir noch die Ingenieure oder sonst jemand hat auch
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