Intelligenz unerwünscht
tief in die Körper ein, daß sie lebenswichtige Organe angriffen.
»Feuer einstellen, das ist ein Befehl«, kreischte er weiter.
Niemand hörte auf ihn. Dagegen vernahmen wir plötzlich eine dröhnende Lautsprecherdurchsage. Die Stimme kannte ich. Sie gehörte Dr. Pablo-Maria Byenuera.
»Byenuera an alle Schutzgardisten«, hallte es durch sämtliche Gänge und Räumlichkeiten. »Vier Gefangene, Kabelberg, Steixner, Nishimura und Lahoa, sind entkommen. Sie haben den Meister in ihrer Gewalt. Im Interesse aller sind die Anweisungen des Meisters nicht mehr zu befolgen. Er handelt unter Zwang. Ich übernehme das Kommando. Jeder hat mir zu gehorchen. Der eventuelle Tod des Meisters muß in Kauf genommen werden. Ich wiederhole …«
»Dieser Schweinehund!« knirschte Hannibal. »Er kann denken, und Skrupel hat er auch keine. Wahrscheinlich ist er schon lange scharf auf die Führungsposition. Frage, Großer – sind die beiden Wächter in der Station erledigt? Wenn ja, wie kommen wir hinein? Das Schott ist geschlossen.«
»Es dürfte einen Splitterregen und zahlreiche Querschläger gegeben haben. Rufe Kiny an, Lage schildern. Die Angriffsboote sollen auf Position gehen. Befehl an die Aqua-Atmer unter Cornelius: Sie sollen auf dem äußeren Panzerluk der Marsschleuse anlegen und eine atomare Schmelzsprengung ohne jede Spontanwirkung vorbereiten. Zündung nur auf mein Kommando. Ich will, daß die beiden Riesenklappen der alten Raumschiffschleuse nacheinander brechen, damit der Tiefenhangar mitsamt der NEPTUN überflutet wird. Das darf aber erst geschehen, wenn wir alle im Boot sind. Anfangen!«
Ich sah, daß Lahoa Bulmers ein Taschentuch in den Mund preßte und seine Lippen mit einem breiten, sofort haftenden Pflaster aus ihrer kleinen Verbandstasche verschloß. Das Schreien hörte endlich auf.
»Kenji, nach Norden zu den Gang mit den Bändern absi chern«, rief ich dem Japaner zu, der kaum dreißig Meter von mir entfernt war. Er winkte bestätigend. »Ich versuche das Schott zu öffnen. Ohne die Zentralschaltung bekommen wir unsere Leute nicht frei.«
Von da an hörte ich nichts mehr. Ich konzentrierte mich ausschließlich auf die Panzertür, bis ich den feinen Impulsstrom ausmachen konnte, der von dem Parapsi-Schloß ausgestrahlt wurde. Auf telepathischer Ebene gab ich den Öffnungsimpuls.
Sekunden vergingen, doch plötzlich bildete sich ein Spalt. An der aufgleitenden Tür klammerte sich ein blutüberströmter Wächter aus Bertonellis Garde fest. Er war von Splittern überschüttet worden, aber bei weitem nicht so schwer verletzt, daß er nicht mehr hätte aktiv werden können.
Er riß eine automatische Henderley-Pistole hoch und schoß. Das 38er Teilmantelprojektil schlug dicht über meinem Kopf gegen die Stahlwand und heulte als Querschläger davon. Für einen zweiten Schuß hatte er keine Zeit mehr. Er wurde von meinem kurzen Feuerstoß erfaßt und in den Raum zurückgeschleudert.
Ich rannte ohne jede Deckung, lediglich etwas gebückt, in die Schaltstation hinein, doch dort brauchte ich nichts mehr zu unternehmen. Der fünfte Mann war von Hannibal voll getroffen worden und längst verschieden. Er mußte in der direkten Schußlinie gestanden haben.
Ich rief nach Lahoa Rousselet. Sie kam sofort, Bulmers vor sich herschiebend.
»Binden Sie ihm die Füße zusammen und fesseln Sie ihn an einen Wandhocker«, sagte ich hastig. »Sie bleiben hier und halten die Stellung. Dort, die beiden Knöpfe – damit können Sie die Panzertür mechanisch schließen und öffnen. Die eingebauten Maschinenwaffen bestreichen den gesamten Vorraum, den rechts davon liegenden Gang zu den Hangars, die
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