Intelligenz unerwünscht
wir los, ohne anzuhalten. Nishimura hatte sich den stöhnenden Bulmers wie eine Puppe über die Schulter geworfen. Ich sah, daß er dem »Meister« auch den linken Arm ausgekugelt hatte, um ihn weitgehend handlungsunfähig zu machen, ohne ihn jedoch ernsthaft verletzen zu müssen.
Unser Ziel war die Wachstation am Ende des Wohntraktes, wo auch die Laufbänder begannen. In der Station hielten sich erfahrungsgemäß drei bis fünf Mann auf. Wenn wir diese Barriere bezwingen konnten, hatten wir so gut wie gewonnen, denn in dieser Wachstation befand sich der Öffnungsmechanismus für sämtliche Zellen und alle sonstigen unter Verschluß stehenden Räume. Das hatte unsere Telepathie-Spionage ergeben.
10.
Es waren fünf Mann! Sie hatten nicht nur die Salven vernommen, sondern auch Bulmers Geschrei.
Der »Meister« befand sich inzwischen in anderer Obhut. Lahoa hatte ihn übernommen, um dem Meisterschützen Kenji Nishimura Gelegenheit zum Einsatz der erbeuteten Waffen zu bieten.
Wir waren die Treppen förmlich hinabgestürzt. Hinter der nächsten Biegung lag die Wachstation, eine halbrund aus der Wand hervorragende Panzerkuppel aus MA-Stahl, etwa drei Meter hoch und mit Abwehrwaffen ausgestattet.
Und da sah ich sie! Ich lag bereits flach auf dem Boden, lugte um die Ecke und riß den Maschinenkarabiner nach vorn. Ich hatte nur noch achtunddreißig Schuß im Magazin. Die Anzeige war zuverlässig.
Drei rotuniformierte Schutzgardisten waren so unklug gewesen, ihre sichere Panzerfestung zu verlassen, um den Versuch zu unternehmen, sich ein Bild über die Sachlage zu verschaffen.
Als ich die Mündung um die Ecke stieß, wurden mein Kopf und ein Teil meines Oberkörpers sichtbar. Die Männer erkannten mich genauso schnell wie ich sie, jedoch besaßen sie nicht mein GWA-Training. Schatten dieser Organisation schießen aus jeder Position und in jeder denkbaren Lage mit der gleichen Schnelligkeit und Präzision wie Normalbürger auf einem Schießstand.
Sie rissen viel zu hastig ihre Abzüge durch. Die Geschosse ex plodierten entweder weit über mir oder peitschten in die Gangec ke hinein, wo sie ihren Splitterregen reichlich verstreuten.
Ich zielte nicht mehr. Dafür blieb mir keine Zeit. Die »Instinktrichtung« war exakt. Mein langer Feuerstoß wirkte wie die Sense eines Schnitters. Sie brachen lautlos und so schnell zusammen, daß sie den eintretenden Tod nicht mehr verstandesmäßig erfaßten.
Meine Mündung glitt blitzartig zum noch offenstehenden Panzerschott der Wachstation hinüber; doch als ich erneut durchzog, vernahm ich lediglich ein Klicken. Mein Magazin war leer.
Ich brüllte überflüssigerweise nach Hannibal. Der Kleine war längst da! Ich bemerkte sein von feinsten Splittern getroffenes, blutüberströmtes Gesicht. Die Verletzungen hinderten ihn aber nicht daran, sein volles 120-Schuß-Magazin mit vier langen Feuerstößen durch den immer schmaler werdenden Spalt der zugleitenden Panzertür zu jagen.
Die letzten Projektile zerbarsten wirkungslos am Rande des Schotts. Innerhalb der Station mußte aber die Hölle los sein. Wir hatten die winzigen Glutbälle der detonierenden Garben gesehen. Zwei Mann mußten sich noch drinnen aufgehalten haben.
Nishimura sprang los. Mit weiten Sätzen passierte er die Abwehrzone der Wachstation und ging hinter dem nächsten Laufband in Deckung. Hannibal und ich wechselten hastig die Magazine aus.
»Nicht schießen, Feuer einstellen«, brüllte Bulmers in Todesangst. Auch er blutete heftig, aber es sah schlimmer aus, als es war. Mikrosplitter von derart kleinen Explosivgeschossen drangen selten so
Weitere Kostenlose Bücher