Intelligenz unerwünscht
klopfte mir vertraulich gegen den Oberarm – »das werden Sie doch sicherlich nicht als unhöflich empfinden. Noch ist Ihr Widerstand nicht gebrochen.«
»Vorsicht!« mahnte Hannibal. »Er ist schon wieder klar. Der Sinnestaumel ist vorbei. Das wäre die Chance gewesen.«
»Mit fünf MK im Rücken? Verrückt! Versuche, unauffällig auf Position zu gehen.«
Mein schnell entworfener Verzweiflungsplan wurde aber durchkreuzt. Dr. Byenuera entfernte sich mit einer Entschuldigung und ging auf das zweite Panzerschott des Arbeitszimmers zu. Als er dahinter verschwand, hätte ich aufschreien mögen. Hannibal konnte ihn jetzt nicht mehr fassen.
Genau dort lag mein Ziel. Wenn ich die Hauptschalt- und Programmierungszentrale in unseren Besitz gebracht hätte, wäre der Spuk innerhalb weniger Minuten vorbei gewesen. Ich hätte sämtliche Energieanlagen stillegen, Kampfroboter in Marsch setzen und verschiedene Räume fluten können. Das war vorbei! In der Zentra le hielten sich immer fünfundzwanzig Mann aus Bertonellis Garde auf, dazu alle Wissenschaftler. Von dort aus wurden die zehn Hyp nosuggestiv-Lehrgeräte gesteuert. Da kam ich nicht mehr hinein.
Hannibal holte tief Luft, beherrschte sich aber. Die fünf Wächter hatten die Mündungen der Maschinenkarabiner gesenkt. Wir blieben trotz des Angebotes, Platz zu nehmen, stehen. Bulmers hielt es für eine besondere Höflichkeit.
Er setzte sich und schlug die Beine übereinander.
»Ich habe Sie zu mir gebeten, um Ihnen verschiedene Bedenken zu unterbreiten«, begann er unvermittelt. Jetzt war er tatsächlich wieder »voll da«. Er wurde erneut gefährlich.
»Mr. Kabelberg, ich habe Order gegeben, Ihre Identität genauestens zu überprüfen. Sie verzeihen, aber irgendwie glaube ich Sie zu kennen. Typische Gesten und andere, individuelle Charakteristiken – nun, Sie verstehen schon.«
»Aber, Sir!« rief ich gekränkt. »Habe ich mich nicht Ihren Anordnungen gefügt?«
»Sicher, mein Bester, sicher haben Sie das getan«, beschwichtigte er mich. »Sie bereiten mir dennoch etwas Kummer. Mr. Steixner wird ebenfalls durchgetestet. Wir haben ausgezeichnete Verbindungen, verstehen Sie!«
Und ob ich das verstand. Hannibal war verloren, wenn Bulmers ein Bild des echten Steixner erhielt. Jetzt mußten wir unter allen Umständen angreifen.
»Sie wissen, Herr Kapitän, warum ich Ihr Boot eingefangen habe«, erklärte Bulmers, »Sie sind meinem kleinen Reich zu nahe gekommen. Da ich überdies gutes Experimentiermaterial benöti ge, waren mir Ihre überdurchschnittlich intelligenten und speziell geschulten Aquanauten sehr willkommen. Nicht weit von hier, am Rande des nordostatlantischen Beckens, ist eine halbe Stunde nach der Zwangsbergung Ihres Forschungsbootes eine kleine Spaltstoffbombe in tausend Meter Tiefe explodiert. Ich habe damit das Verschwinden der NEPTUN begründet. Ein Unfall, nicht wahr! Alte Marsgehirne haben Sie angegriffen und Ihr Boot zerstört. Das ist plausibel. Die Bombe wurde von dem zweiten norwegischen Blauwal befördert, den ich ebenso wie den von Ihnen getöteten zum halbintelligenten Wesen erhoben hatte. ›Nero‹, der zweite Wal, ist dabei ebenfalls den Weg aller sterblichen Kreatu ren gegangen. Es war besser so, nachdem der übereifrige Ortungsoffizier Frisco Pertini meinen Lieblingswal Caligula nicht nur töten half, sondern dessen eindeutig intelligenzgeprägte Handlung per Funk aller Welt preisgeben mußte.«
Lahoa näherte sich Angelo Bertonelli und flüsterte ihm zu, ob er ihr nicht eine Zigarette spendieren könne. Bulmers sah unwillig
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