Intelligenz unerwünscht
ungemein herzlich lächelnden Abwehrchef. Ein weiteres Alarmzeichen! Es mahnte zur Vorsicht.
»Wie Sie meinen, Sir. Mittlerweile zeigt meine Uhr eine Minute mehr an. Also vierzehn Uhr einundzwanzig. Ja, bitte unterbrechen Sie mich nicht noch einmal. Ich weiß auch, daß die Treibeisgrenze noch sehr weit südlich liegt. Wir hatten einen harten Winter, und der April macht, was er will.«
»Was Sie nicht sagen!«
»Ein Sprichwort, Sir. Ich bezweifle ebenfalls, daß sich typische Schwertfische, die als Bewohner wärmerer Gewässer bekannt sind, zu dieser Jahreszeit so weit nördlich aufhalten. Das ändert aber nichts daran, daß die abgebrochene Schwertspitze eines solchen Meeresbewohners im Körper des Toten steckt. Das versichere ich Ihnen als Mediziner. Der Fremdkörper ist von unseren Spezialisten eindeutig identifiziert worden. Welche Schlüsse Sie daraus ziehen, ist Ihre Sache. Als Zusatzbemerkung zu meinen beweisbaren Ausführungen möchte ich noch feststellen, daß lediglich ein Narr zu dieser Jahreszeit im Nordatlantik taucht. Ich bin selbst Unterwassersportler.«
»Aber das würde Ihnen nicht einfallen, Kulot, wie?«
»Niemals! Wir wissen schließlich, wie ein Eisberg von unten aussieht. Das könnte mich nicht zu einem sportlichen Tauchunternehmen veranlassen.«
»Das ist das erste vernünftige Wort, das Sie in dieser ominösen Angelegenheit von sich gegeben haben. Schön, Doc, erwarten Sie mich im Zentrum. Schalten Sie die Meeresbiologen ein. Übrigens, von wem ist der Tote gefunden worden?«
»Von der Besatzung eines Fünfzigtausend-Tonnen-U-Bootes.«
Reling lehnte sich in seinem Schreibsessel zurück. Sein Gesicht wirkte plötzlich abweisend und verschlossen.
»Ach! Unterseefrachter, die die nördliche Route zwischen europäischen und nordamerikanischen Häfen befahren, halten sicherheitshalber eine Tiefe von tausend Meter ein. Das ist zu dieser stürmischen und noch sehr kalten Jahreszeit schon wegen der weit südwärts treibenden Eisberge notwendig. Wir kennen Giganten, die bis zu einer Tiefe von siebenhundert Meter im Ozean versinken. Wie hat die Besatzung eines Unterseefrachters den Toten überhaupt entdecken können? Schwamm er dem Transporter etwa so haargenau vor den Bug, daß der Unterwasserortung keine andere Wahl blieb, als ihn zum Zwecke der Bergung aufzuspüren? War das so?«
Dr. Kulot wurde ebenfalls sehr nachdenklich. Er lachte nervös auf. Anschließend beteuerte er hastig:
»Glauben Sie nur nicht, wir hätten uns darüber keine Gedanken gemacht! Uns ist auch klar, daß die Besatzungen privater Untersee-Schiffahrtslinien andere Dinge zu tun haben, als auf solche Dinge zu achten. Der Tote wäre normalerweise als Tiefseefisch eingestuft worden. Niemand hätte sich darum gekümmert.«
Reling beugte sich zur Aufnahmeoptik des Bildsprechgerätes vor. Kulot hatte auf seinem Bildschirm nur noch dieses grobporige, harte Gesicht. Ihm schien, als wäre es aus altem Mahagoniholz geschnitzt; aber das war nur ein vorübergehender Eindruck.
»So, das haben Sie sich überlegt! Weshalb also wurde der Tote entdeckt? Und wodurch?«
»Er trieb auf der Wasseroberfläche. Seine Froschmannausrüstung enthielt einen automatisch anspringenden Notsender, der ständig über Kurzwelle und tiefseetaugliche Asdic-Frequenzen Hilferufe abstrahlte. Der Frachter tauchte auf, da sein Kommandant annahm, einen Schiffbrüchigen bergen zu müssen. Dadurch wurde der Leichnam gefunden. Er schwamm auf seinem unter Überdruck stehenden Isolationsanzug.«
General Reling sog tief die Luft ein.
»Das hätten Sie mir sofort sagen sollen. Aber das darf man
Weitere Kostenlose Bücher