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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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vorgehen.
    Sie hatte überlegt, ob sie irgendeinen Knüppel mitnehmen sollte. Doch da die dicken Schichten der Schutzkleidung ihre Beweglichkeit zu sehr einschränkten, konnte sie ihn nicht wirksam genug einsetzen, um einen Dobermann zu verletzen oder auch nur von einem Angriff abzubringen.
    Statt dessen hatte Chyna sich mit zwei Sprühdosen ausgerüstet, die sie in einem Schrank in der Waschküche gefunden hatte. Die eine war mit einem flüssigen Glasreiniger, die andere mit einem Fleckenentferner für Teppiche und Polstermöbel gefüllt gewesen. Chyna hatte beide Flaschen in den Küchenausguß entleert und ausgespült. Ursprünglich hatte sie sie mit Bleiche füllen wollen, sich dann jedoch für reinen Salmiakgeist entschieden, von dem der pingelige Vess, der mustergültige Hausmann, zwei Viertelliterflaschen besaß. Nun standen die Plastikspraydosen neben der Haustür. Man konnte die Düsen so einstellen, daß sie entweder einen Sprühnebel oder einen Strahl ausspuckten, und beide waren auf STRAHL justiert.
    In dem Sessel zog Ariel weiterhin die Knie an, schaukelte schweigend vor und zurück und schaute auf den Teppich hinab.
    »Du bleibst jetzt, wo du bist, Schatz«, sagte Chyna, obwohl es unwahrscheinlich war, daß dieses katatonische Mädchen aufstehen und von sich aus irgendwohin gehen würde. »Beweg dich nicht von der Stelle, ja? Ich hole dich bald.«
    Ariel antwortete nicht.
    »Rühr dich nicht.«
    Chynas schwere Schutzkleidung drückte allmählich schmerzhaft auf ihre geprellten Muskeln und wunden Gelenke. Die Beschwerden würden sie von Minute zu Minute geistig und körperlich träger machen. Sie mußte handeln, solange sie noch einigermaßen gut beisammen war.
    Sie setzte den Helm mit Visier auf. Sie hatte ihn innen mit einem zusammengefalteten Handtuch ausgelegt, so daß er nicht locker auf dem Kopf saß, und der Kinnriemen tat das seine dazu, ihn an Ort und Stelle zu halten. Die gebogene Plexiglasscheibe endete fünf Zentimeter unter ihrem Kinn, doch die Unterseite war offen, so daß ein ungehinderter Luftzug gewährleistet war. Außerdem befanden sich in der Mitte der Glasscheibe sechs kleine Löcher, die für zusätzliche Belüftung sorgten.
    Sie trat zuerst zu dem einen und dann zu dem anderen Fenster und schaute auf die Veranda hinaus, die von dem Licht der beiden Wohnzimmerlampen erhellt wurde. Es waren keine Dobermänner in Sicht.
    Der Garten hinter der Veranda war dunkel, und die Wiese hinter dem Garten wirkte so schwarz wie die abgelegene Seite des Mondes. Vielleicht standen die Hunde dort draußen und beobachteten ihre Silhouette in den beleuchteten Fenstern. Sie konnten aber auch hinter der Balustrade der Veranda lauern, geduckt und sprungbereit.
    Sie sah auf die Uhr.
    Zehn Uhr achtunddreißig.
    »O Gott, ich will das nicht tun«, murmelte sie.
    Seltsamerweise fiel ihr in diesem Augenblick ein, daß sie einmal einen Kokon gefunden hatte, als sie und ihre Mutter vor vierzehn oder fünfzehn Jahren bei irgendwelchen Leuten in Pennsylvania gewohnt hatten. Die Puppe hing, transparent und von einem Sonnenstrahl durchleuchtet, von einem Birkenzweig herab, und sie hatte das Insekt darin sehen können. Es war ein Schmetterling, der das Larvenstadium schon vollständig durchlaufen hatte, eine fertig ausgebildete Imago. Nachdem sie ihre Metamorphose abgeschlossen hatte, zappelte sie hektisch in dem Kokon, und die drahtähnlichen Beine zuckten unaufhörlich, als wolle sie sich unbedingt befreien, habe aber Angst vor der feindseligen Welt, in die sie hineingeboren würde. Nun zitterte Chyna in ihren Polstern und der Hartplastikpanzerung wie dieser Schmetterling, obwohl sie nicht versessen darauf war, in diese Nachtwelt vorzudringen, die sie erwartete. Viel lieber hätte sie sich noch tiefer in ihren Kokon zurückgezogen.
    Sie ging zur Haustür.
    Sie zog die verfärbten Lederhandschuhe an, die schwer, aber überraschend elastisch waren. Sie waren zu groß, hatten aber an den Gelenken einstellbare Velcro-Bänder, die verhinderten, daß sie verrutschten.
    Sie hatte einen Messingschlüssel an den Daumen des rechten Handschuhs genäht, wobei der Faden durch das Loch im Schlüssel führte. Der gesamte Bart mit allen Zacken ragte über die Daumenspitze hervor, so daß sie ihn problemlos in das Schlüsselloch der Tür des Wohnmobils schieben konnte. Sie wollte nicht in einer Tasche nach dem Schlüssel suchen müssen, während die Hunde von allen Seiten angriffen – und auf keinen Fall wollte sie ihn

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