Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
fallenlassen.
    Natürlich mußte das Fahrzeug gar nicht abgeschlossen sein. Aber sie ging keine Risiken mehr ein.
    Sie hob die Spraydosen vom Boden auf. Eine in jeder Hand. Erneut vergewisserte sie sich, daß sie auf STRAHL eingestellt waren.
    Leise öffnete sie den ungefederten Schließriegel, lauschte auf das hohle Trommeln von Pfoten auf dem Bretterboden und schob die Tür schließlich einen Spaltbreit auf.
    Auf der Veranda schien die Luft rein zu sein.
    Chyna trat über die Schwelle und zog die Tür schnell hinter sich zu, fummelte unbeholfen am Knauf herum, weil die Plastikflaschen in ihren Händen sie behinderten.
    Sie legte die Finger auf die Hebel der Flaschen. Die Wirksamkeit dieser Waffen hing davon ab, wie schnell die Hunde auf sie zukamen und ob sie in der kurzen Zeitspanne, die sie ihr ließen, vernünftig zielen konnte.
    In dieser windstillen Nacht hing das Muschelmobile bewegungslos da. Auf dem Baum am nördlichen Ende der Veranda raschelte kein einziges Blatt.
    Die Nacht schien völlig geräuschlos zu sein. Doch da ihre Ohren sich unter dem gepolsterten Helm befanden, konnte sie sowieso keine leisen Töne vernehmen.
    Sie hatte das unheimliche Gefühl, daß die ganze Welt nur ein überaus detailliertes Diorama in einem gläsernen Briefbeschwerer war.
    Da nicht die schwächste Brise ging, die ihren Geruch zu den Hunden tragen konnte, wußten sie vielleicht gar nicht, daß sie das Haus verlassen hatte.
    Ja, und Schweine können fliegen, sie wollen nur nicht, daß wir es wissen.
    Die steinerne Treppe befand sich an der Südseite der Veranda. Das Wohnmobil stand auf der Auffahrt, sechs Meter von der untersten Stufe entfernt.
    Den Rücken weiterhin der Hauswand zugedreht, ging sie nach rechts. Dabei schaute sie wiederholt nach links zu dem Zaun am nördlichen Ende der Veranda und an der Balustrade vorbei auf den Hof direkt vor ihr. Keine Hunde.
    Die Nacht war so kalt, daß ihr Atem einen leichten Nebel auf der Innenseite des Helmvisiers entstehen ließ. Das aufblühende Kondensat verschwand schnell wieder – aber ein jedes schien sich etwas weiter auf dem Plexiglas auszudehnen als das zuvor. Trotz der Belüftung, für die der Freiraum unter ihrem Kinn und die sechs kleinen Löcher in der Mitte der Scheibe sorgten, befürchtete Chyna allmählich, ihr eigener warmer Atem werde früher oder später dafür sorgen, daß sie praktisch nichts mehr sah. Sie atmete schwer und schnell und konnte ihre Atemzüge wahrscheinlich genauso wenig beruhigen wie das schnelle Hämmern ihres Herzens.
    Wenn sie jeden Atemzug ausblies und nach unten zum offenen Rand des Visiers richtete, konnte sie das Problem vielleicht verringern. Dieses Vorgehen führte jedoch zu einem leisen, hohlen Pfeifen, das von einem Vibrato gekennzeichnet wurde, welches die Tiefe ihrer Furcht enthüllte.
    Zwei kleine, gleitende Schritte, drei, vier: Sie schob sich seitwärts am Wohnzimmerfenster vorbei und wurde sich unbehaglich des Lichts in ihrem Rücken bewußt. Schon wieder zeichnete sie sich als Silhouette ab.
    Sie hätte vielleicht alle Lampen ausschalten sollen, wollte jedoch vermeiden, daß Ariel allein im Dunkeln saß. In ihrem jetzigen Zustand bekam das Mädchen vielleicht gar nicht mit, ob das Licht ein- oder ausgeschaltet war, doch es hatte sich einfach falsch angefühlt, sie in der Finsternis zurückzulassen.
    Nachdem sie die halbe Strecke von der Tür zum südlichen Ende der Veranda ohne Zwischenfall zurückgelegt hatte, wurde Chyna kühner. Statt sich weiterhin seitwärts zu schieben, drehte sie sich direkt zu der Treppe um und schlurfte so schnell vorwärts, wie ihre behindernde Schutzkleidung es erlaubte.
    So schwarz wie die Nacht, aus der er kam, so leise wie die hohen, zerrissenen Wolken, die langsam durch den Sternenhimmel segelten, rannte der erste Dobermann vom Bug des Wohnmobils aus auf sie zu. Weder bellte, noch knurrte er.
    Fast hätte sie ihn nicht mehr rechtzeitig gesehen. Da sie vergaß, nach unten auszuatmen, breitete sich auf dem Inneren des Visiers eine Kondensatwelle aus. Augenblicklich zog der dünne Feuchtigkeitsfilm sich wie eine Brandung bei Ebbe zurück, doch der Hund war bereits da, sprang auf die Stufen, die Ohren an den spitz zulaufenden Kopf gelegt, die Lefzen von den Zähnen zurückgezogen.
    Sie drückte den Hebel der Spraydose, die sie in der rechten Hand hielt. Salmiak schoß anderthalb, zwei Meter weit in die ruhige Luft.
    Der Hund war noch nicht in Reichweite, als der erste Strahl auf den Verandaboden

Weitere Kostenlose Bücher