Intensity
im Ruhestand wohnen, sind des Nachts noch sicher für ihre Bewohner – oder auch vor ihnen. Diese Burschen werden eine Feuerwaffe für die Selbstverteidigung haben und auch wissen, wie man sie benutzt. Um mit ihnen fertigzuwerden, ist eine einschüchternde Waffe mit beträchtlicher Feuerkraft nötig.
Er öffnet einen Schrank links vom Herd. Ein kurzläufiges Mossberg-Vorderschaftrepetiergewehr mit Pistolengriff ist mit zwei Federklammern an dem Bord befestigt. Er zieht die Waffe aus der Halterung und legt sie auf die Arbeitsfläche.
Das Magazin des Gewehrs ist bereits geladen. Edgler Vess ist zwar kein Mitglied der AAA, des amerikanischen Automobilclubs, aber ansonsten auf jede Eventualität vorbereitet, wenn er unterwegs ist.
Im Schrank liegt eine Schachtel mit Gewehrpatronen, bereits geöffnet, damit er sofortigen Zugriff darauf hat. Er nimmt ein paar heraus und legt sie neben der Mossberg auf die Theke, obwohl er sie wahrscheinlich nicht brauchen wird.
Er knöpft den Regenmantel schnell auf, zieht ihn aber nicht aus. Er holt die Pistole aus der rechten Außentasche und steckt sie nach innen, in die rechte Brusttasche im Futter. Dort hinein kippt er auch die Ersatzpatronen.
Aus einer Schublade holt er eine Mini-Polaroid-Kamera. Er steckt sie in die Tasche, aus der er gerade die Heckler & Koch genommen hat. Aus seiner Brieftasche holt er einen zurechtgeschnittenen Polaroid-Schnappschuß von seinem Mädchen, Ariel, und schiebt ihn in dieselbe Tasche, in der sich die Kamera befindet.
Mit seinem fast zwanzig Zentimeter langen Springmesser, das von der Arbeit im Haus der Templetons noch ganz klebrig ist, schneidet er das Futter der linken Manteltasche auf. Dann reißt er die zerfetzten Stoffreste ab. Würde er nun Münzen in diese Tasche stecken, würden sie zu Boden fallen.
Er steckt das Gewehr unter den offenen Mantel in die aufgeschlitzte Tasche und hält es mit der linken Hand fest. Die Tarnung ist überzeugend. Er glaubt nicht, daß er verdächtig aussieht.
Er schreitet schnell zum Schlafzimmer und zurück, übt einen unauffälligen Gang ein. Er kann sich frei bewegen, ohne daß das Gewehr gegen seine Beine schlägt.
Schließlich kann er ja von der Beweglichkeit und Anmut der Spinne im Haus der Templetons zehren.
Welchen Schaden er bei dem Kassierer mit den aschenen Augen und dem Muttermal anrichtet, ist ihm gleichgültig, er muß aber darauf achten, das Gesicht des jungen Asiaten nicht zu zerstören. Er muß ein paar gute Fotos für Ariel machen.
Über ihr schien der Mörder sich noch immer in der Eßecke zu beschäftigen. Der Boden knarrte unter ihm, als er sein Gewicht verlagerte.
Wenn er nicht die Vorhänge aufgezogen hatte, konnte er von dort nicht hinausschauen. Mit etwas Glück würde Chyna die Flucht gelingen.
Sie überlegte, ob sie unter dem Fahrzeug bleiben und warten sollte, bis er aufgetankt hatte und weitergefahren war, um erst dann ins Gebäude zu gehen und die Polizei anzurufen.
Aber er hatte das Messer gefunden; er würde darüber nachdenken. Obwohl sie sich nicht vorstellen konnte, daß er erfaßte, welche Bedeutung die Waffe hatte, empfand sie mittlerweile eine fast abergläubische Furcht vor ihm und war, so unvernünftig es auch sein mochte, davon überzeugt, daß er sie fand, wenn sie an Ort und Stelle blieb.
Sie kroch unter dem Wohnmobil hervor, erhob sich in die Hocke, schaute zur geöffneten Tür und dann zurück und zu den Seitenfenstern hinauf. Die Vorhänge waren zugezogen.
Ermutigt sprang sie auf, lief zu der inneren Zapfsäulenreihe und trat zwischen die Pumpen. Sie schaute zurück, doch der Mörder blieb in dem Fahrzeug.
Sie trat aus der Nacht in hell strahlendes Neonlicht und die vibrierenden Klänge von Countrymusik. Hinter der Theke rechts vom Eingang saßen zwei Angestellte, und sie wollte sie gerade ansprechen, als ihr Blick durch die Glastür fiel, die sich soeben hinter ihr geschlossen hatte, und sie sah, daß der Mörder das Wohnmobil verließ und zum Laden kam, obwohl er mit dem Tanken noch nicht fertig war.
Er schaute zu Boden. Er hatte sie nicht gesehen.
Sie trat von der Tür weg.
Die beiden Männer sahen sie erwartungsvoll an.
Wenn sie ihnen sagte, sie sollten die Polizei rufen, würden sie den Grund wissen wollen, und es blieb keine Zeit für eine Diskussion, nicht einmal für den Anruf. Also sagte sie: »Bitte verraten Sie ihm nicht, daß ich hier bin!«, und bevor sie antworten konnten, ging sie weiter, zum anderen Ende des Ladens, einen Gang
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