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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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aus.
    Während er das Gewehr nachlädt, sucht er mit den Blicken den Bereich hinter der Theke ab und macht an der Wand ein paar Schalter aus. Sie sind mit den Bezeichnungen der jeweiligen Lampen versehen, die man mit ihnen bedienen kann. Er schaltet die gesamte Außenbeleuchtung aus, einschließlich des roten Neonschilds, das auf dem Dach verkündet: OPEN 24 HOURS.
    Er schaltet auch die Neonröhren unter der Decke aus, doch der Raum fällt nicht in völlige Dunkelheit. In der langen Reihe der Kühlschränke spenden die Lampen hinter den isolierten Glastüren ein unheimliches Licht. An einer Wand hängt eine Leuchtuhr, die für Coors-Bier wirbt, und auf der Theke erhellt eine Stehlampe mit langem Hals die Papiere, an denen der asiatische Gentleman gearbeitet hat.
    Dennoch sind die Schatten tief, und der Laden erweckt den Eindruck, als sei er geschlossen. Es ist unwahrscheinlich, daß ein Kunde den Highway verlassen wird, um hier zu tanken.
    Natürlich könnte ein Deputy des Bezirkssheriffs oder ein Officer der Autobahnpolizei neugierig werden, warum diese Tankstelle, die normalerweise rund um die Uhr geöffnet ist, plötzlich geschlossen hat, und sich entschließen, mal nach dem Rechten zu sehen. Vess trödelt also nicht; er nimmt die noch ausstehende Aufgabe in Angriff.
    Den Rücken gegen die Stirnwand des letzten Regals gedrückt, so weit wie nur möglich von der Kassentheke entfernt, hatte Chyna den Eindruck, vom Licht der Schränke rechts von ihr entblößt und von den Schatten links von ihr bedroht zu werden. In der Stille, die auf die Schüsse und das Aussetzen der Musik folgte, war sie überzeugt, daß der Mörder ihren holprigen, verzitterten Atem hören konnte. Aber sie konnte sich nicht beruhigen, und sie konnte genauso wenig aufhören zu zittern wie ein Kaninchen, auf das der Schatten eines Wolfs fällt.
    Vielleicht rumpelten die Kompressoren der Tiefkühltruhen und Kühlschränke laut genug, um sie zu retten. Sie wollte sich zur einen und dann zur anderen Seite vorbeugen, um die flankierenden Gänge zu überprüfen, brachte den Mut dazu jedoch nicht auf. So irrsinnig es sein mochte, sie war davon überzeugt, sollte sie sich vorbeugen, würde sie dem Spinnenfresser direkt ins Gesicht sehen.
    Sie hatte gedacht, nichts könne verheerender sein, als die Leichen von Paul und Sarah – und später Laura – zu finden, doch das hier war noch schlimmer. Diesmal war sie im selben Raum, als die Morde geschahen, nah genug, um die Schreie nicht nur zu hören, sondern geradezu wie körperliche Schläge zu spüren.
    Vielleicht hatte der Mörder es auf den Inhalt der Kasse abgesehen, aber er hätte die Angestellten nicht umbringen müssen, um das Geld zu bekommen. Doch Notwendigkeit war bei ihm natürlich kein entscheidender Faktor. Er hatte sie einfach getötet, weil er seine Freude daran hatte. Er war auf Touren. Er war »heiß«.
    Sie schien in einer endlosen Nacht gefangen zu sein. Die kosmische Maschinerie war zusammengebrochen, das Getriebe blockiert. Die Sterne hingen an Ort und Stelle fest. Die Sonne würde nicht mehr aufgehen. Und durch den gefrorenen Himmel senkte sich eine schreckliche Kälte auf sie herab.

    Ein Licht blitzte auf, und Chyna riß abwehrend die Hände vor ihr Gesicht. Dann wurde ihr klar, daß der Blitz vom anderen Ende des Ladens gekommen war. Und erneut blitzte es.
    Edgler Vess ist kein Jäger, wie er dem rothaarigen Kassierer gesagt hat, sondern ein Kenner, der erlesene Bilder sammelt. Die meisten hält er nur mit der Kamera seines geistigen Auges fest, manche aber mit einer Polaroid-Kamera. Erinnerungen an große Schönheit beleben seine Gedanken tagtäglich und bilden die Grundlage seiner befriedigenden Träume.
    Das Blitzlicht der Kamera scheint in den großen Augen des asiatischen Angestellten zu verweilen, zu schimmern, als sei sein Geist hinter seiner Hornhaut gefangen und suchte einen Weg aus der abkühlenden sterblichen Hülle.
    Einmal, in Nevada, hat Vess eine unvergleichliche zwanzigjährige Brünette getötet, im Vergleich zu deren Gesicht Claudia Schiffer und Kate Moss wie Hexen aussahen. Bevor er sie systematisch zerstörte, hat er sechs Fotos von ihr gemacht. Mit Drohungen hat er sie sogar dazu bringen können, auf drei der sechs Schnappschüsse zu lächeln; sie hatte ein strahlendes Lächeln. Während des Vierteljahrs nach dieser denkwürdigen Episode hat er jeden Monat eins der Fotos, auf denen sie lächelte, zerschnitten und gegessen, und der Verzehr eines jeden

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