Intensity
die Wand zum Laden, verläuft, von Klammern gehalten, weitere anderthalb Meter waagerecht und dann senkrecht hinab in einen der Schränke. Nicht der geringste Versuch einer Tarnung.
Er öffnet die oberste Tür dieses Schranks, findet nicht, was er sucht, und sieht tiefer unten nach. Dort stehen drei Videorecorder aufeinander.
In dem untersten flüstert eine Kassette, und über dem Wort RECORD brennt ein Lämpchen. Er drückt zuerst auf die STOP- und dann auf die EJECT-Taste und schiebt die Kassette in die Tasche seines Regenmantels.
Vielleicht wird er sie Ariel vorspielen. Da es sich um ein altes System, um überholte Technik handelt, wird die Qualität nicht erstklassig sein. Aber das liebe Mädchen wird von seiner kühnen Tat beeindruckt sein, auch wenn sie in überbelichteten Szenen auf einem Schwarzweißband festgehalten ist, das schon zu oft überspielt wurde.
Auf dem Schreibtisch steht ein Telefon. Er reißt es von der Schnur, die es mit der Buchse in der Wand verbindet, und zertrümmert das Tastenfeld mit dem Gewehrkolben.
Die nächste Schicht der Verkäufer wird wahrscheinlich um acht oder neun Uhr den Dienst antreten, in vier oder fünf Stunden. Bis dahin wird Vess schon über alle Berge sein. Aber er sieht nicht ein, wieso er es ihnen so leicht machen soll, die Polizei zu rufen. Irgend etwas könnte schiefgehen, ihn hier oder auf dem Highway aufhalten, und dann wird er froh sein, sich eine zusätzliche halbe Stunde verschafft zu haben, indem er das Telefon zerstört hat.
Neben der Tür befindet sich eine gelochte Platte, an der acht Schlüssel hängen, jeder mit einem Schildchen versehen. Mit Ausnahme der derzeitigen bedauerlichen Unterbrechung hat diese Tankstelle rund um die Uhr geöffnet – und trotzdem hängt dort ein Schlüssel für die Ladentür. Er nimmt ihn an sich.
Vess verläßt den Raum, zieht die Tür hinter sich zu und drückt, wieder im Arbeitsbereich hinter der Theke, einen Schalter, und die Neonlampen unter der Decke erlöschen wieder.
Um die Leichen herum geht er zur Theke und nimmt lediglich seine vierzig Dollar aus der Registrierkasse.
Der Smith & Wesson Chief’s Special des jungen Asiaten liegt auf der Theke, im Lichtkegel der Schreibtischlampe; Vess hat ihn vor ein paar Minuten dorthin gelegt. An dem Revolver ist er ebensowenig interessiert wie an dem Geld, das ihm nicht gehört.
Die Slim-Jim-Wurst, von der der Asiat ein großes Stück abgebissen hat, liegt ebenfalls auf der Theke. Leider hat er die Verpackung aufgerissen, so daß sie für Vess nutzlos ist.
Er nimmt eine andere Wurst vom Regal, kaut das Ende der Plastikumhüllung vorsichtig ab und schüttelt den Inhalt aus der Verpackung. Er schiebt die kürzere Wurst (der das Teil fehlt, das der Asiat abgebissen hat) in die Hülle und dreht das Ende zusammen. Dann steckt er die Wurst in die Tasche zu der Videokassette – für Ariel.
Er bezahlt die Wurst, die er weggeworfen hat, und nimmt sich das Wechselgeld aus der Registrierkasse.
Auf der Theke steht ein Telefon. Er stöpselt es aus der Buchse aus und zertrümmert das Tastenfeld mit dem Gewehrkolben.
Dann geht er einkaufen.
Chyna war erleichtert, als das Licht ausging, doch dann jagte ein Hämmern ihr einen Schreck ein, und nun lauschte sie wachsam in die nachfolgende Stille.
Sie war aus dem Gang, der von den Kühlschränken erhellt wurde, zu ihrem Versteck am Ende der Regalreihe zurückgekrochen, wo sie leise die Verpackung aus Pappe und Plastik geöffnet hatte, in der das Wegwerffeuerzeug steckte. Als die Neonlampen unter der Decke noch geleuchtet hatten und die flackernde Flamme sie nicht verraten konnte, hatte sie das Feuerzeug ausprobiert, und es hatte funktioniert.
Nun umklammerte sie diese elende Waffe und betete, daß der Mörder beenden würde, was immer er tat – vielleicht plünderte er gerade die Registrierkasse –, und dann, um Gottes willen, einfach verschwinden würde. Sie wollte nicht mit einem BicFeuerzeug gegen ihn antreten müssen. Wenn er zufällig über sie stolperte, konnte sie vielleicht seine Überraschung ausnutzen, ihm das Feuerzeug ins Gesicht stoßen und ihm eine häßliche kleine Verbrennung zufügen – oder vielleicht sogar sein Haar in Brand setzen –, bevor er zurückschreckte. Wahrscheinlich waren seine Reflexe jedoch unheimlich schnell, und er würde ihr das Feuerzeug aus der Hand schlagen, bevor sie auch nur den geringsten Schaden anrichten konnte.
Selbst wenn es ihr gelingen sollte, ihn anzusengen, würde sie sich damit nur
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