Intensity
Schaukelstuhl auf der Veranda sitzt und den großen Garten und die wilden Blumen auf den weiten Feldern betrachtet, die der Holzhändler und seine Söhne gerodet haben, oder den unendlichen Sternenhimmel.
Bei gutem Wetter ißt Mr. Vess gern auf der Veranda und trinkt danach ein paar Bierchen. Wenn die Stille der Berge langweilig wird, lauscht er den Stimmen jener, die auf dem Grundstück begraben liegen: ihrem Flehen und Klagen, der Musik, die er jeder Radioübertragung vorzieht.
Neben dem Haus steht eine kleine Scheune, nicht, weil der ursprüngliche Besitzer des Grundstücks Ackerbau auf den gerodeten Flächen betrieben hätte, sondern weil er Pferde züchtete. Dieses zweite Gebäude ist eine traditionelle Holzkonstruktion mit einem Betonfundament und einer steinernen Stützwand; Wind, Regen und Sonne haben schon vor langer Zeit eine silberne Patina auf die haltbaren Zedernstämme gelegt, die Vess sehr hübsch findet.
Da er keine Pferde besitzt, benutzt er die Scheune als Garage.
Doch nun hält er neben dem Haus an, statt zur Scheune weiterzufahren. Die Frau befindet sich im Wohnmobil, und er wird sich bald mit ihr befassen müssen. Er zieht es vor, hier zu parken, wo er sie aus dem Haus beobachten und die weitere Entwicklung abwarten kann.
Er wirft einen Blick in den Rückspiegel.
Noch immer nichts von ihr zu sehen.
Vess schaltet den Motor aus, aber nicht die Scheinwerfer, und wartet darauf, daß seine Wächter auftauchen. Dieser Morgen im Spätmärz wird von schräg fallendem Regen belebt und von Dingen, die der Wind durch die Luft trägt, aber nichts bewegt sich aus eigenem Antrieb.
Sie wurden darauf ausgebildet, sich nähernde Fahrzeuge nicht sofort anzuspringen und sich sogar bei zu Fuß kommenden Eindringlingen Zeit zu lassen, um sie in einen Bereich zu locken, aus dem ein Entkommen unmöglich ist. Diese Wächter wissen, daß Heimlichkeit genauso wichtig ist wie wilder Zorn, daß vielen erfolgreichen Angriffen kalkulierte Ruhe vorangeht, die das Opfer in falscher Sicherheit wiegt.
Schließlich erscheint der erste stromlinienförmige, schwarze Kopf mit gespitzten Ohren, dicht über dem Boden an der hinteren Ecke des Hauses. Der Hund zögert, mehr von sich zu zeigen, und inspiziert das Fahrzeug, um sich zu vergewissern, daß er auch versteht, was hier geschieht.
»Braver Bursche«, flüstert Vess.
An der vorderen Ecke der Scheune, zwischen den Zedernstämmen und dem Stamm eines winterkahlen Ahornbaums, taucht ein weiterer Hund auf. Er ist im Regen kaum mehr als der Schatten eines Schattens.
Selbst Vess hätte diese Wachen nicht bemerkt, hätte er nicht gewußt, daß er nach ihnen Ausschau halten muß. Ihre Selbstbeherrschung ist bemerkenswert, ein Beweis seiner Fähigkeiten als Ausbilder.
Zwei weitere Hunde liegen irgendwo in der Nähe auf Lauer, vielleicht hinter dem Wohnmobil, oder sie kriechen dort, wo er sie nicht sehen kann, bäuchlings durchs Gebüsch. Sie sind allesamt Dobermänner, fünf und sechs Jahre alt, in den besten Jahren.
Vess hat weder ihre Ohren kupiert noch ihre Schwänze gestutzt, wie es bei Dobermännern fast immer gehandhabt wird, denn er fühlt sich zu den Raubtieren der Natur hingezogen. Er ist imstande, zu einem gewissen Grad die Welt so wahrzunehmen, wie er vermutet, daß Tiere sie wahrnehmen – die elementare Natur ihrer Sehweise, ihrer Bedürfnisse, die Bedeutung unverfälschter Wahrnehmungen. Sie sind miteinander verwandt.
Der Hund an der Ecke des Hauses schleicht ins Freie, und der an der Scheune kommt hinter dem Ahorn mit den schwarzen Ästen hervor. Ein dritter Dobermann erhebt sich seitlich von der Scheune hinter dem gewaltigen und halb versteinerten Stumpf einer vor langer Zeit gefällten Zeder, um den ein Gewirr von Stechpalmen gewachsen ist.
Sie kennen das Wohnmobil. Ihre Sehfähigkeit mag zwar nicht ihre stärkste Eigenschaft sein, ermöglicht es ihnen aber wahrscheinlich, ihn durch die Windschutzscheibe zu erkennen. Mit einem Geruchssinn, der zwanzigtausendmal besser ist als der eines durchschnittlichen Menschen, nehmen sie seine Witterung zweifellos auch durch den Regen auf und obwohl er sich im Inneren des Wohnmobils befindet. Dennoch wedeln sie weder mit den Schwänzen, noch drücken sie auf andere Weise Freude aus, denn sie sind noch im Dienst.
Der vierte Hund bleibt verborgen, doch diese drei nähern sich ihm vorsichtig durch Dunst und Regen. Ihre Köpfe sind erhoben, die spitzen Ohren aufgerichtet und nach vorn gestellt.
In ihrer disziplinierten
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