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Internat auf Probe

Internat auf Probe

Titel: Internat auf Probe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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deine Koordination ist zum Gruseln.“
    Ein paar Jungs lachen. Herr Dunker wirft ihnen einen strengen Blick zu, aber Carlotta winkt ab. Es stimmt ja, was der Spargel sagt: Sie hat überhaupt kein bisschen Talent. Von der Koordination ganz zu schweigen, was immer das auch sein mag.
    Herr Dunker kratzt sich am Kinn und wirft einen Blick aus dem Fenster.
    „Der Regen hat aufgehört“, sagt er. „Lauft ins Schloss, geht unter die heiße Dusche und zieht euch was Trockenes an. Wir sehen uns am Sonnabend.“ Er wendet sich an Carlotta: „Und du gehst morgen ins Sekretariat und suchst dir eine andere AG aus, einverstanden? Eine, die zu dir und deinen Fähigkeiten passt. Vielleicht versuchst du es später noch mal mit dem Rudern, wenn du ein bisschen älter bist. Ich würde mich freuen.“ Lächelnd gibt er Carlotta die Hand.
    Die kann gar nichts sagen, so überrascht ist sie. Sie erwidert den Händedruck und murmelt ein leises „Danke“, dann ist sie schon draußen und atmet erleichtert auf.
    In einer Pfütze baden zwei Spatzen. Über den See spannt sich ein Regenbogen. Ob Jonas noch angelt? Carlotta hätte große Lust, ihm die Neuigkeiten zu erzählen.
    Was für ein Nachmittag!, denkt sie und macht sich auf den Weg.

In der folgenden Nacht tobt ein heftiger Herbststurm über Schloss Prinzensee hinweg. Die Bäume biegen sich im Wind und schlagen mit ihren knorrigen Ästen gegen die Fenster. Über dem aufgepeitschten See grollt lauter Donner. In unregelmäßigen Abständen zucken grelle Blitze über den Himmel. Das alte Gemäuer scheint in allen Fugen zu ächzen und zu stöhnen.
    Carlotta liegt hellwach in ihrem Bett, die Decke bis an die Nasenspitze hochgezogen, und hat schreckliche Angst. Immerhin stehen rund um das Internat jede Menge alte, riesengroße Bäume. Wenn da der Blitz einschlägt! Ob das Schloss überhaupt einen Blitzableiter hat, so alt wie es ist? Sie rutscht noch ein bisschen tiefer unter die Decke, hält sich am Marienkäferkissen fest und kneift die Augen zu. Als es besonders heftig donnert, stöhnt sie leise auf. Früher ist sie bei Gewitter immer zu Mama und Papa ins Schlafzimmer gelaufen, zu ihnen ins Bett gekrochen und hat sich versteckt. Seit Mama nicht mehr bei ihnen wohnt, kommt Papa zu ihr ins Zimmer und bleibt bei ihr, bis sie wieder eingeschlafen ist.
    Und jetzt?, denkt Carlotta. Jetzt lieg ich hier mutterseelenallein und kriege einen Herzinfarkt nach dem anderen! Oh, Mann! Ob Sofie und Manu wirklich schlafen? Oder tun die nur so und haben in Wirklichkeit genauso viel Schiss wie ich?
    Sie traut sich nicht, die Decke zu lüften und nachzusehen. Ein neuerlicher Donnerschlag lässt sie zusammenzucken und leise wimmern.
    „Mach, dass es gleich vorbei ist“, murmelt sie. „Bitte!“
    Aber das Gewitter hat seinen Höhepunkt noch lange nicht erreicht. Die Abstände zwischen Blitz und Donner werden immer kürzer. Der Sturm nimmt an Stärke zu und fegt schon bald in Orkanböen um das Schloss, durch den Park und über den See.
    Zur Beruhigung zählt Carlotta bis hundert und wieder zurück. Unter der Bettdecke wird es langsam warm und stickig. Ihr Hals ist knochentrocken und sie würde zu gerne aufstehen, um sich etwas zu trinken zu holen, aber sie traut sich einfach nicht.
    Als es kurz und heftig knallt und gleich darauf ein ohrenbetäubendes Krachen zu hören ist, wirft sie die Decke zur Seite und japst nach Luft. Es hat sich angehört, als ob es irgendwo eingeschlagen hat!
    „Wow, das hat gesessen!“ Vor dem Fenster zeichnet sich eine Silhouette ab. Sie trägt einen gestreiften Schlafanzug und hat verstrubbelte Haare.
    „Manu?“, flüstert Carlotta. „Bist du das?“
    Ein Blitz erhellt das Zimmer. Sie sieht, dass es tatsächlich Manu ist, die am Fenster steht und das spektakuläre Naturereignis fasziniert beobachtet. Sie hat Carlottas Flüstern offensichtlich nicht gehört.
    „Manu!“, flüstert Carlotta ein bisschen lauter.
    Die Manu-Silhouette dreht sich um. „Was ist?“, fragt sie.
    Carlotta setzt sich aufrecht hin. „Kannst du auch nicht schlafen?“
    „Machst du Scherze? Bei dem Krach?“ Manu kichert. „Die Einzige, die bei diesem Lärm schlafen kann, ist anscheinend unsere kleine belgische Schönheitskönigin.“
    Stimmt, denkt Carlotta. Von Sofie kommt kein Mucks.
    „Was machst du da am Fenster?“, fragt sie Manu. „Weißt du nicht, dass das gefährlich ist? Hat’s eben eingeschlagen?“
    „Garantiert“, antwortet Manu. Sie tappt durchs Zimmer und durchwühlt den

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