Internat auf Probe
kein Tümpel.“
„Wo ist denn da der Unterschied?“, knurrt Manu.
„Ist doch egal“, mischt Carlotta sich ein. „Darum geht’s doch jetzt auch gar nicht. Es geht um die –“
„Welpen“, sagt Jonas. „Sag ich doch!“
„Was sagst du?“, fragt Carlotta.
„Na, dass ich jemanden weiß, der Welpen mag“, antwortet Jonas. „Meine Mutter ist im Tierschutzverein für die Welpennothilfe zuständig und schleppt andauernd irgendwelche Pflegefälle zu Hause an. Manche vermittelt sie weiter, aber ab und zu behalten wir auch welche. Im Moment haben wir zwei alte Hunde, die bei uns ihr Gnadenbrot bekommen. Da kommt’s auf drei mehr oder weniger doch nicht an, oder?“
Carlotta starrt ihn sprachlos an.
„Was ist?“, fragt Jonas. „Hat’s dir die Sprache verschlagen, oder übst du schon mal für dein nächstes Leben als Fisch?“
„Mann, Jonas!“, japst Carlotta, als sie wieder sprechen kann. „Warum hast du das nicht gleich gesagt?“
Vom See dringen laute Rufe herüber und lenken sie ab. Der Spargel umkreist die Ruder-AG mit seinem Motorboot und blökt seine Kommandos durchs Megafon. Carlotta kann ein breites Grinsen nicht unterdrücken.
„Weil du mich nicht gefragt hast, vielleicht?“, kommt Jonas auf das eigentliche Thema zurück.
„Stimmt“, gibt Carlotta zerknirscht zu. „Aber wer ahnt denn, dass deine Mutter eine Hundeexpertin ist.“
„Ist doch piepegal!“ Manu springt auf und hüpft vor Freude auf ihrem Stein herum. „Hauptsache, sie nimmt die drei! Sie nimmt sie doch, oder?“
„Garantiert“, bestätigt Jonas. „Wenn die ’nen jungen Hund sieht, kann sie gar nicht anders.“
„Hurra!“, jubelt Manu und hüpft noch höher. Im nächsten Augenblick rutscht sie von dem Stein ab. Mit weit aufgerissenen Augen, hektisch mit den Armen rudernd, versucht sie noch, das Gleichgewicht zu halten. Vergeblich. Unter den überraschten Blicken der anderen fällt sie mit einem lauten Platsch in den See.
„Mon Dieu!“ Sofie hält sich erschrocken die Hand vor den Mund.
„Manu!“, ruft Carlotta.
„Krass!“, grinst Jonas. „Ich sag doch, dass die mir die Fische verscheucht!“
Noch am selben Nachmittag bringen die Mädchen die Welpen in ihr neues Zuhause. Jonas begleitet sie mit seinem Mountainbike und zeigt ihnen den Weg. Während Manu im Schloss trockene Sachen angezogen hat, hat er seine Mutter gefragt. Sie hat sofort zugestimmt, die Waisenkinder bei sich aufzunehmen.
Das kleine Wohnhaus des Hausmeisters liegt hinter dem Bootshaus inmitten eines verwilderten Gartens direkt am See. Es ist von hohen Bäumen und dichten Büschen umstanden. Manu sieht sofort, dass ihre Hundebabys sich dort wohlfühlen werden.
Im hohen Gras liegt ein alter Spaniel in der Sonne und schläft. Ein kleiner Mischling mit grauem Fell kommt angetrabt und schnuppert neugierig an der Welpenkiste.
„Das ist ja ein richtiges Hundeparadies“, staunt Manu.
„Logo“, bestätigt Jonas. „Nachts flattern hier sogar Flughunde rum.“
Sofie reißt erschrocken die Augen auf. Jonas lacht.
„Keine Panik“, sagt er. „Tagsüber schlafen die. Außerdem sind’s nur Mini-Fledermäuse und keine fliegenden Hunde.“
Smilla, Meggie und Mo lugen über den Rand ihrer Transportkiste und jaulen leise. Behutsam setzt Manu die Kiste ab und guckt zu, wie die Kleinen herausstolpern und ihr neues Zuhause bestaunen.
„Was sind das denn für Prachtkerlchen!“, ruft eine schlanke Frau in blauen Latzhosen. Sie tritt aus dem Haus, begrüßt die Mädchen, strubbelt Jonas kurz durchs Haar und nimmt die Welpen nacheinander auf den Arm. „Und die wollt ihr mir wirklich anvertrauen?“
Manu nickt.
„Oh, wie schön!“ Jonas’ Mutter setzt die Kleinen zurück ins Gras und betrachtet sie liebevoll. „Es wird ihnen hier gefallen.“
„Ja, das glaub ich auch“, sagt Manu. „Vielen Dank, dass Sie sie nehmen. Ich hab noch ein paar Dosen Futter in der Kiste. Ich glaub, das reicht für die ersten Tage.“ Sie zögert, bevor sie weiterspricht. „Könnte ich sie vielleicht ab und zu mal besuchen? Nur, um zu sehen, wie’s ihnen geht?“
„Jederzeit. Ist doch klar!“, versichert Frau Blum.
Carlotta grinst Jonas an. Der zwinkert ihr zu.
Dann erzählen die Mädchen Frau Blum, was der Stallhelfer mit den Welpen vorhatte und wie Manu sie in letzter Sekunde retten und verstecken konnte.
Jonas’ Mutter ist beeindruckt und lobt Manus Aktion.
„Diesen Stallburschen werde ich mir mal persönlich vorknöpfen“, sagt sie
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