Internat auf Probe
mir?“
„Na klar!“, sagt Carlotta sofort.
Auch Sofie nickt begeistert.
Aus Wasser und Trockenfutter rührt Manu einen Brei an und verteilt ihn auf drei kleine Schälchen. Sie reicht Carlotta und Sofie jeweils eins davon, dann nimmt sie den kleinen Mo aus dem Nest, setzt ihn auf die Decke und stellt ihm das Futterschälchen vor die Nase. Der Welpe macht sich gierig darüber her. Behutsam nehmen Carlotta und Sofie die beiden anderen Hundekinder aus der Kiste und stellen ihnen ebenfalls das Futter hin. Bald hört man nur noch leises, zufriedenes Schmatzen.
„Das ist besonderes Welpenfutter“, erklärt Manu. „Normales Dosenfutter bekommen sie noch nicht.“
Carlotta ist ganz gerührt und kann kaum ihren Blick von den Hundebabys wenden.
Sofie flüstert: „Mon Dieu! Die sind aber hungrig!“
„Dafür schlafen sie dann auch bis morgen früh.“ Manu steht auf und stopft die leere Futtertüte in einen Eimer. Aus einer Plastikflasche gießt sie Wasser in eine Schale und stellt es neben die Fressnäpfe. Meggie stupst neugierig mit ihrer Nase hinein und niest erschrocken. Die Mädchen lachen.
Als alle Näpfe geleert sind, zeigt Manu ihnen, wie man vorsichtig die Bäuchlein der Welpen reibt. „Um die Verdauung anzuregen“, wie sie sagt.
Carlotta staunt. „Woher weißt du das alles?“
„Ich will später ein Tierheim leiten“, erwidert Manu, als wäre das beschlossene Sache. „Da muss man so was wissen.“
Schließlich setzen sie die drei Welpen zurück in ihr Nest. Müde vom Fressen rollen die Kleinen sich sofort zu einem wärmenden Knäuel zusammen und schlafen fast augenblicklich wieder ein.
Carlotta und Sofie räumen die Schälchen zusammen und waschen sie an einem verrosteten Waschbecken ab. Manu schüttelt die Wolldecke aus und deckt damit den Verschlag ab. Mo winselt leise im Schlaf.
„Schlaft gut“, flüstert sie den Welpen zu. „Bis morgen.“
„Sag lieber bis heute“, schlägt Carlotta vor. „Der neue Tag hat längst angefangen. Wenn wir auch noch ein paar Stündchen ins Bett wollen, sollten wir uns langsam beeilen.“ Sie verteilt die letzten Lakritzschnecken und steckt die leere Tüte in ihre Jackentasche.
„Du hast Recht“, erschrickt Sofie. „Hoffentlich werden wir noch nicht vermisst!“
„Wer soll uns schon vermissen, mitten in der Nacht“, winkt Manu ab. Sie streckt sich und gähnt. „Die Eselbein hat ihren Rundgang längst gemacht. Ich hab extra solange gewartet, bevor ich abgehauen bin.“
„Ganz schön raffiniert“, grinst Carlotta.
„Klar“, grinst Manu zurück. „Was dachtest du denn?“
Sie vergewissert sich noch einmal, dass die Hunde schlafen, und nimmt ihre Taschenlampe.
Als sie das Gewächshaus verlassen, zieht Carlotta die Schultern hoch. Ihr ist plötzlich schrecklich kalt und außerdem ist sie hundemüde. Sie fragt sich, wie sie in ein paar Stunden in der Klasse sitzen und Aufgaben lösen soll.
Manu verschließt die Tür des Gewächshauses mit einem Riegel und schiebt zur Sicherheit noch ein paar alte Blumentöpfe und Eimer davor.
„Bist du eigentlich sicher, dass dich außer mir niemand beobachtet hat?“, fragt Carlotta.
„Ganz sicher“, nickt Manu. „Der Gärtner ist schon ziemlich alt und arbeitet nur noch stundenweise. Außerdem ist der blind wie eine Steckrübe.“
Kichernd machen sie sich auf den Weg durch die Nacht.
Der Sturm hat einigen Schaden angerichtet. Auf den Wegen liegen abgebrochene Äste und Zweige. Im Schlosspark müssen die Mädchen einem entwurzelten Baum ausweichen und einen kleinen Umweg machen. Zu Carlottas Erstaunen steuert Manu zielstrebig auf die Rückseite des Schlosses zu.
„Bist du etwa auch durch die Küche rausgeschlichen?“, fragt sie.
„Logo“, nickt Manu. „Das ist der einfachste Weg. Ich hab ein Fenster angelehnt, damit ich wieder reinkann.“
„Wir auch!“ Carlotta und Sofie gucken sich an und lachen.
Das letzte Stück legen sie im Schleichgang zurück. Hinter zwei Fenstern im Obergeschoss brennt Licht.
„Klarer Fall von Lehrer mit Schlafstörungen“, raunt Manu den anderen zu und tippt sich vielsagend an die Stirn.
„Welches Fenster wollen wir nehmen?“, fragt Sofie, als sie vor dem Hintereingang der Küche stehen. „Das rechte oder das linke?“
Sie entscheiden sich für das linke, klettern hindurch und verschließen beide Fluchtwege gewissenhaft von innen. Dann schlüpfen sie aus ihren nassen, lehmverschmierten Stiefeln und beseitigen alle verdächtigen Spuren. Manu hebt
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