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Internat und ploetzlich Freundinnen

Internat und ploetzlich Freundinnen

Titel: Internat und ploetzlich Freundinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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Sie hält die Luft an. Gehört das überhaupt dazu? Anscheinend ja. Frau Potter nickt jedenfalls.
    „Bitte“, sagt sie, als wäre es eine Zumutung.
    „a + b = b + a“, leiert Carlotta die Formel herunter. „Das heißt, es ist egal, in welcher Reihenfolge man zwei Zahlen addiert.“
    „Und für die Multiplikation?“, will die Krähe wissen.
    „Genauso“, antwortet Carlotta mutig. „a · b = b · a. Man kann die Zahlen in beliebiger Reihenfolge miteinander multiplizieren.“
    „Na prächtig“, knirscht Frau Potter. „Dann hebst du jetzt bitte deine Karteikarten auf und sortierst sie wieder ein. Ich kontrolliere deinen Zettelkasten in der nächsten Stunde. Das Distributivgesetz und das Assoziativgesetz ebenfalls.“
    „Ja, klar.“ Carlotta nickt und verschwindet blitzschnell unter dem Tisch, um die Karten aufzusammeln. Um die alle wieder in die richtige Reihenfolge zu bringen, wird sie Stunden brauchen!

Es ist ein merkwürdiges Gefühl, dass Sofie nicht mehr da ist, stellt Carlotta am nächsten Tag fest. Obwohl sie ruhig und schweigsam ist und Carlotta ihre Anwesenheit manchmal kaum bemerkt, vermisst sie sie.
    Nachdenklich betrachtet Carlotta das leere, ordentlich gemachte Bett am Fenster und den penibel aufgeräumten Schreibtisch in der Ecke. Es sieht aus, als wäre Sofie für immer abgereist. Sogar ihre heißgeliebten Modezeitschriften hat sie weggepackt.
    „Hoffentlich hat alles geklappt und Sofie ist gut zu Hause angekommen.“ Carlotta seufzt und fährt lustlos damit fort, ihre Mathekärtchen richtig herum in den Zettelkasten einzusortieren, der aufgeklappt vor ihr steht. Sie hat noch nicht mal die Hälfte geschafft. Oh Mann …
    Von Manu kommt ein unterdrücktes Grunzen. Ihr Oberkörper ist fast vollständig in ihrem Kleiderschrank verschwunden. In unregelmäßigen Abständen fliegen Kleidungsstücke über ihre Schulter und verteilen sich überall im Zimmer.
    „Du kannst ja nachher mal im Sekretariat fragen“, antwortet sie aus den Tiefen des Schranks. „Die Müller-Stürzelbach weiß bestimmt Bescheid.“
    Carlotta zieht die Augenbrauen zusammen. „Sag mal, was machst du da eigentlich? Räumst du etwa auf?“
    „Wonach sieht’s denn aus?“, grummelt Manu. Sie taucht hinter der Schranktür auf und bedenkt Carlotta mit einem genervten Blick.
    „Na ja“, meint Carlotta. „Wie Aufräumen eigentlich nicht.“
    Manus Wuschelkopf verschwindet wieder. „Ich such mein dunkelblaues Polohemd, das mit dem Internatslogo. Ich muss es anziehen, wenn ich nachher ins Krankenhaus fahr.“
    „Ach ja!“ Carlotta grinst. „Heute ist der große Tag! Der Gips kommt ab. Wie konnte ich das vergessen?“
    Manu antwortet nicht und wühlt weiter.
    „Ha! Ich hab’s!“, ruft sie plötzlich und reckt das Polohemd triumphierend in die Höhe. „Tada!“
    „Das ist aber ziemlich kraus“, stellt Carlotta fest. „Und müffeln tut’s bestimmt auch. Willst du nicht lieber was anderes anziehen?“
    „Geht leider nicht.“ Manu schüttelt den Kopf. „Frau Heselein besteht darauf, dass ich Uniform trage. Sie sagt, es steht irgendwo in der Schulordnung. Von wegen, dass wir Prinzensee in der Öffentlichkeit repräsentieren oder so. Wer während der Unterrichtszeit in eine Klinik oder sonst wohin fährt, muss das Schullogo tragen.“
    „Ich bin echt froh, dass wir nicht jeden Tag eine Uniform anziehen müssen“, meint Carlotta und sortiert ein weiteres Kärtchen ein.
    Manu zuckt mit den Achseln. „Wär mir egal, solange wir nicht den Faltenrock dazu anziehen müssen.“ Sie schlüpft in das Shirt und versucht vergeblich, es mit der Hand glatt zu streichen. Der T-Shirt-Stoff ist noch faltiger als ihre Stirn, die sie skeptisch kräuselt.
    „Nee, Manu. Das geht echt nicht“, sagt Carlotta. „So kannst du unsere Schule unmöglich repräsentieren.“ Sie schiebt ihren Zettelkasten beiseite, geht an ihre Kommode und zieht ihr eigenes Internats-Polo heraus. „Hier, du kannst meins nehmen. Das ist frisch gewaschen und gebügelt.“
    Manu strahlt. „Danke schön, Mami!“
    Carlotta rollt mit den Augen und wirft sich auf ihr Bett. „Ich kann’s nicht mehr hören!“
    „Musst du auch nicht. Ich bin schon so gut wie weg“, flötet Manu, während sie ihre Sachen achtlos in den Schrank zurückstopft. Anschließend stellt sie sich vor den Spiegel, bürstet ihre Locken und betrachtet sich nachdenklich von allen Seiten. „Wie ich wohl aussehe ohne Gipsarm?“
    „Genau wie vorher vermutlich, total normal“, erwidert

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