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Internat und ploetzlich Freundinnen

Internat und ploetzlich Freundinnen

Titel: Internat und ploetzlich Freundinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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zu. „Ihm einen Rettungsring zuwerfen vielleicht?“
    „Ich nehme an, er kann schwimmen“, erwidert Sofie trocken.
    Gespannt beobachten sie, wie Brendan und seine Ruderkameradin den Lehrer mit ihren Booten einkreisen und ihn gemeinsam über Wasser halten. Das Motorboot wird langsamer, der Motor spuckt und blubbert noch ein paarmal, bis er schließlich von allein ausgeht. Eine kleine, blaue Abgaswolke pufft aus dem Motor.
    „Der ist abgesoffen“, stellt Manu fachmännisch fest.
    Herr Dunker krault zu seinem Boot und zieht sich mit letzter Kraft über die Bordwand. Einen Moment lang ist von dem Lehrer nichts zu sehen, doch dann rappelt er sich hoch und winkt.
    „Nichts passiert!“, hören die Mädchen ihn rufen. „Alles in Ordnung!“
    Carlotta, Sofie und Manu kichern. Jonas winkt ihnen zu. Carlotta kann sehen, dass er lacht, und winkt zurück. „Lasst uns abhauen, bevor der Spargel an Land kommt und seinen Trainingsanzug auswringt“, sagt sie zu den anderen. „Das wär echt zu peinlich.“
    Auf dem Weg zum Schloss kommt ihnen Jonas entgegen.
    „Mann, was für eine Show!“, ruft er. „Habt ihr noch mehr solche Supertalente als Lehrer?“ Obwohl er auf dem Internatsgelände lebt, besucht er ein externes Gymnasium in der Stadt.
    „Klar“, grinst Carlotta. „Jede Menge.“
    Jonas nickt Sofie zu. „Mein Vater hat mir erzählt, dass er dich nachher zum Bahnhof bringt. Viel Glück und mach’s gut.“
    „Danke“, antwortet Sofie verlegen.
    „Er hat auch erzählt, dass im Schloss geklaut wurde“, meint Jonas. „Das ist ja echt krass, oder? Wisst ihr schon was Näheres?“
    „Nur, dass Nadines Geld wohl auf Nimmerwiedersehen weg ist“, antwortet Carlotta. „Und dass von dem Dieb leider jede Spur fehlt.“
    „Schöner Mist.“ Jonas kratzt sich ausgiebig am Kopf. „Tja, ich muss dann mal weiter. Hab noch ’n paar Hausaufgaben zu erledigen.“
    „Hast du was gefangen?“, erkundigt sich Manu und lugt neugierig in seinen Fischeimer. Wie erwartet schwappen nur eine Handbreit klares Wasser und ein paar Algen darin herum.
    „Nee, wie denn? Euer Superlehrer hat doch die ganzen Fische verscheucht.“ Jonas lässt seinen abgebrochenen Schneidezahn aufblitzen, als er lacht. „Die brauchen Jahre, um sich von dem Schock zu erholen. Von der Wasserverschmutzung mal ganz zu schweigen, die so ’n Lehrer verursacht.“
    Er verabschiedet sich von den Mädchen und macht sich auf den Nachhauseweg. Carlotta hört ihn vergnügt vor sich hin pfeifen.
    „Wir müssen uns ein bisschen beeilen“, sagt sie zu Manu und Sofie. „Sonst kommen wir zu spät zu Mathe.“
    „Seit wann bist du so wild auf Mathe?“, wundert Manu sich.
    „Bin ich überhaupt nicht“, entgegnet Carlotta und trabt schon voraus. „Aber diesmal haben wir leider keine Entschuldigung vom Direx. Also los, sonst gibt’s eine Strafarbeit für drei. Und zwar von Madame Potter persönlich!“
    Frau Potter wartet schon auf die Nachzügler. Obwohl es noch nicht mal zur Stunde gegongt hat, hockt die ganz in Grau gekleidete Lehrerin schon an ihrem Pult, tippt auf ihre Armbanduhr und lässt ein leise gezischeltes „Tz, tz, tz“ hören.
    Sie sieht aus wie eine alte Krähe, denkt Carlotta. Am liebsten würde sie sofort wieder umdrehen. Stattdessen schlüpft sie mit Sofie und Manu in ihre Bankreihe und kramt den Zettelkasten aus ihrem Rucksack. Als sie den Kasten auf den Tisch stellen will, rutscht er ihr aus der Hand. Der Deckel springt auf. Alle Karteikarten – die mühsam beschrifteten ebenso wie die noch leeren – flattern wie große Schneeflocken zu Boden. Auch das noch! Carlotta stöhnt auf und bückt sich, um die verhassten Karten wieder einzusammeln.
    Plötzlich steht Frau Potter neben ihr.
    „Nun, Carlotta. Wie lautet das Distributivgesetz?“ Mit einem krummen Finger, der Carlotta irgendwie an das Märchen von Hänsel und Gretel erinnert, klopft sie auf die Tischplatte.
    „Ähm“, macht Carlotta und kommt langsam hoch. Woher soll sie das denn wissen? Hatten sie das überhaupt schon?
    Frau Potter scheint auf eine Antwort zu warten.
    „Ist dir stattdessen vielleicht das Assoziativgesetz bekannt?“, fragt sie.
    Carlotta schüttelt den Kopf. Sofie flüstert ihr etwas zu, aber leider viel zu leise, um es zu verstehen. Auf der anderen Seite rutscht Manu nervös auf ihrem Stuhl hin und her. Frau Potter seufzt.
    Carlotta würde auch gerne seufzen, aber sie traut sich nicht. Plötzlich hat sie einen Geistesblitz. „Das Kommutativgesetz kenn ich!“

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