Internet – Segen oder Fluch
Sprachalltag verankert und zu gut funktionieren sie bei der Verbreitung von Inhalten sowie im rhetorischen Nahkampf. Insbesondere die Kombination von Narrativen und bewährten Erzählelementen entfaltet größte Wirksamkeit. Das Bild vom «David gegen Goliath» etwa hat immer das Zeug dazu, die Zuhörer zu aktivieren: Denn wer wollte einem guten, kleinen David nicht im Kampf gegen den übermächtigen Goliath helfen? Das alles macht es sehr unwahrscheinlich, dass die Internet-Diskussion der nächsten Jahre ganz ohne Metaphern und Narrative auskommt.
Die Zivilisation hat dem Menschen allerdings durch jahrtausendelanges, geduldiges Ausprobieren Mittel an die Hand gegeben, auch mit potenziellen Gefahrengütern umzugehen. Wie die jüngere Erziehungsforschung ergeben hat, sind kategorische Verbote für Messer, Schere, Feuer, Licht für Kinder ab einem bestimmten Alter kaum mehr sinnvoll. Besser, man erklärt die Vorteile und auch, was alles Schlimmes passieren kann. Anschließend hofft man das Beste. In einer Zeit, in der mit Lifelong Learning die Frage der Medienerziehung nicht mehr altersgebunden ist, steht hier daher nur: Vorsicht mit der Metapher und ihren Geschwistern! In Diskussionen sind Metaphern so gefährlich, wie mit verbundenen Augen auf einem Einrad im Löwenkäfig brennende Kettensägen zu jonglieren.
Bedienungsanleitung für Metaphern und Narrative
Man setze Metaphern nur sparsam und risikobewusst ein, so vorsichtig wie Chili in der Tomatensoße. Und danach nicht mit den Fingern in die Augen.
Zur Erklärung von Sachverhalten sind Metaphern erlaubt, für Begründungen aber verboten. Wo man beides nicht voneinander trennen kann, unterlasse man ihre Verwendung.
Je stimmiger eine Metapher, desto größer ist die Gefahr, dass man glaubt, man könne damit die ganze Welt erklären. Man sei also misstrauisch gegenüber perfekt frisierten Metaphern.
Wenn schon Metaphern, dann so wertungsfrei wie möglich. Den Diskussionspartner per Sprachbild zum Vollidioten, zum Verbrecher oder zu Hitler zu machen, empfiehlt sich nur dann, wenn man Interesse an einer diskursiven Sackgasse hat oder möglichst schnell und nachhaltig ein politisches Amt loswerden möchte (unwahrscheinliche Ausnahme: wenn man mit Hitler diskutiert).
Narrative beweisen nichts. (Leider ist dieser Satz in dieser Absolutheit auch eine Art Narrativ, aber er stimmt trotzdem. Wirklich.)
Wenn ein neues anekdotenhaftes Argument auftaucht, das genauso aussieht, wie man es selbst am allerliebsten hätte, begegne man ihm mit Misstrauen. Der Wunsch ist nicht nur Vater des Gedankens, sondern auch die Mutter aller Narrative.
Die hundert verschrobensten Internet-Vergleiche
«Das Internet ist wie eine Welle. Entweder man lernt darin zu schwimmen, oder man geht unter.» (Bill Gates, Philanthrop, früherer Gegenspieler von Steve Jobs)
«Das Internet ist wie Europa.»
(Brigitte Zypries, ehemalige Bundesjustizministerin)
«Das Internet ist wie Radioaktivität: Einmal freigesetzt, ist es kaum wieder einzudämmen.»
(Orville Schell, emeritierter Journalistik-Professor an der Universität Berkeley)
«Das Internet ist wie das Feuer: Es hat positiv und negativ viele Potenziale.»
(Rolf Schwartmann, Professor für Medienrecht an der Fachhochschule Köln)
«Das Internet ist wie ein Sauerstofflieferant für die Oppositionellen.»
(Ekkart Zimmermann, Professor für Vergleichende Revolutionsforschung an der TU Dresden)
«Derzeit ist das Internet wie ein Parkhaus mit zwei Schranken, die beide geöffnet sind. In Zukunft wird nur mehr eine oben sein. Bei der anderen muss man eine Münze einwerfen.»
(Dietmar Wolff, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger)
«Das Internet ist wie ein Eisberg.»
( 24 -Stunden- PC -Notdienst pc-muenster.de )
«Das Internet ist wie eine riesige Stadt, voll von unterschiedlichen Zonen und Menschen.»
(aus dem Eltern-Leitfaden für sicheres Surfen von disney.de)
«[Wir brauchen] – allem voran für den Abenteuerspielplatz Internet – wirksame Schutzmechanismen und Regeln, an die sich Anbieter halten müssen.»
(Siegfried Schneider, Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz)
«Das Internet ist ein Kopierapparat.»
(Kevin Kelly,
Wired
-Mitgründer, Technologievisionär, Autor)
«Das Internet ist wie ein weites, neues Land, das immer mehr Menschen mit Homepages besiedeln.»
(Johannes Gernert in der
taz
vom 19 . Mai 1995 2012 )
«Das Internet ist wie
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