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Internet – Segen oder Fluch

Internet – Segen oder Fluch

Titel: Internet – Segen oder Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Passig , Sascha Lobo
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Bah!»:
    «Und das elektronische Publizieren? Lesen Sie mal ein Buch auf CD - ROM . Im besten Fall ist es harte Arbeit: ein klobiger, kurzsichtig glimmender Computer ersetzt die freundliche Buchseite. Und man kann den Laptop nicht zum Strand schleppen. Nicholas Negroponte, Leiter des MIT Media Lab, sagt trotzdem voraus, dass wir bald Bücher und Zeitungen direkt im Internet kaufen werden. Na klar. (…) Wie kommt es, dass meine Shoppingmall vor der Haustür an einem Nachmittag mehr Umsatz macht als das gesamte Internet in einem Monat? Selbst wenn es eine vertrauenswürdige Methode gäbe, Geld über das Internet zu versenden – es gibt keine –, fehlt dem Netzwerk einfach eine der wesentlichen Grundlagen des Kapitalismus: Verkäufer.»
    Ein Großteil dieser Ängste und Hoffnungen ist recht haltbar und lässt sich immer wieder recyceln. Die Skeptiker befürchten das Ende sozialer Praktiken, Fähigkeiten, Traditionen, Werte, Autoritäten oder Geschäftsmodelle. Die Optimisten erwarten Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, den Weltfrieden, eine Vereinfachung bisher mühsamer Tätigkeiten, das Ende der Knappheit, Rede- und Meinungsfreiheit und gern auch die Überwindung des Todes [15] . Die Werte und Institutionen, an denen das Herz der Skeptiker hängt, müssen sich anpassen oder verschwinden. Es ist schließlich für einen guten Zweck.
    Es passiert in den besten Expertenfamilien
    Als Clifford Stolls zitierter Beitrag im Jahr 2010 bei boingboing.net wieder einmal unter Gelächter vom Dachboden geholt wurde, nahm der Autor in einem Kommentar Stellung:
    «Ich habe mir viele Fehler, Ausrutscher und Blamagen geleistet, aber nur wenige davon sind so bekannt geworden wie meine Blamage von 1995 . Daneben? O ja. Ich wollte damals der Flut futuristischer Kommentare zum Thema ‹Wie das Internet unsere Probleme lösen wird› etwas entgegensetzen. Das gibt mir jetzt zu denken. Meine Fehlleistungen waren meistens nicht sehr öffentlich: Der vergessene Text der Schultheateraufführung in der vierten Klasse. Der verwechselte ‹Gilbert and Sullivan›-Song, als ich überraschend als Ansager im Klassikradio einspringen musste. Eine Woche habe ich nach Planeten zwischen Merkur und Sonne gesucht, mit einem derart verrauschten Infrarotsystem, dass nichts dabei herauskommen konnte. Ach ja, und dann der Versuch, meine Turnschuhe in der Mikrowelle zu trocknen (der Fleck an der Küchendecke ist auch ein Vierteljahrhundert später noch zu sehen). Ich lache über die Schwächen anderer und denke an eigene peinliche Fehlleistungen zurück. Wenn ich heute glaube, den Durchblick zu haben, dann sage ich mir: Vielleicht auch nicht, Cliff …
    Schöne Grüße an alle
    Cliff Stoll, an einem verregneten Freitagnachmittag in Oakland
     
    Von WIRED -Herausgeber Kevin Kelly gibt es einen Blogbeitrag mit dem Titel «Digital Things I’ve Been Wrong About»: 1990 hielt er Photoshop für einen Witz, Tintenstrahldrucker für nicht sehr aussichtsreich, Mitte der Neunziger das Spiel «Die Sims» für einen sicheren Flop. «Mein Eindruck von eBay im ersten Jahr war der eines Produkts für eine winzige Nische, nützlich nur für die Besessenen, die jedes Wochenende zehn Garage Sales besuchten. Auktionen waren was für Fanatiker. Das war so falsch, dass es nicht mal mehr lustig ist. (…)
    Leider kann ich in meinen Fehleinschätzungen kein Muster entdecken. In manchen Fällen habe ich Verbesserungen und Fortschritte nicht vorhergesehen, die aus einer kümmerlichen ersten Version später ein wirklich cooles Tool machten. In anderen Fällen habe ich Fortschritte vorhergesehen, die ausgeblieben sind.
    Wenn ich wüsste, welche Erfindungen sich durchsetzen werden, wäre ich Milliardär. Genau wie Sie.»
    Die Anlässe für diese Aussagen wechseln. In den frühen achtziger Jahren ging es etwa um die Frage, wie man auf Computer am Arbeitsplatz reagieren solle. Die Grünen beschlossen, in ihren Büros keine Computer zuzulassen, um Arbeitsplätze zu schützen. Christian Y. Schmidt, Autor und Senior Consultant der Zentralen Intelligenz Agentur, berichtete 2004 in der
jungle world
: «Computer waren für uns Teufelszeug, so wie Pornographie. Computer waren die Vorstufe zu 1984 . Computer und die Breitbandverkabelung. Da gab’s nur eins: Angreifen und zerstören. Der einzige Rechner, dem ich damals immer wieder begegnete, war der in der Unibibliothek. Ich weiß noch, wie ich Blödmann mir jedes Mal, wenn ich mir Bücher ausgeliehen habe, überlegte, wie man die Anlage

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