Interview mit einem Verführer - Caprice: Erotikserie (German Edition)
reckte sich und lächelte ihr Gegenüber entschuldigend an. »Hab eine Nachtschicht hinter mir.«
Malzer lächelte verständnisvoll. »Harter Job für eine junge attraktive Frau.«
»Es macht Spaß, vor allem, wenn man etwas erreichen kann.«
Sie ging zum Fenster und sah hinaus. Auch in Hamburg war die Kälte mittlerweile angekommen, und die Binnenalster drohte bereits zuzufrieren. »Charlotta hatte Pläne mit Robert, die er so nicht umsetzen wollte. Also hat er sich von ihr getrennt. Zuerst privat, dann von der Firma. Gleichzeitig kam das Gerücht auf, dass mit seiner neuen Kollektion eine Sensation einhergehen würde. Es war wohl Charlotta, die ihm damit eins auswischen wollte. Eine Revolution, die alle anderen Labels blass aussehen lassen würde. Zuerst kam dieses Gerücht nur langsam in Fahrt, aber Arndt sorgte für die Verbreitung – und gleichzeitig schloss er diese Rückversicherung ab. So konnte er zu Geld kommen, Charlotta wäre mit diesem Betrag von ihrem Vater und dessen Firma unabhängig geworden, und sie hätte gleichzeitig noch ihre Rache an Robert gehabt. Zum Schluss wollten die beiden das Label aufkaufen und Robert so gefügig machen.«
Malzer hatte zwischendurch immer wieder genickt. »Ja, das passt«, sagte er nachdenklich. Er lehnte sich zurück und strich sich über das Kinn, auf dem sich graue Stoppeln zeigten. »Jäger hat nicht nur für dieses Label Rückversicherungen abgeschlossen. Auch für di Giorgio, das unter Charlottas Weggang sehr gelitten hätte. Einige Stofflieferanten standen auch auf seiner Abschussliste. Der Kerl hat ganze Arbeit geleistet. Unsere interne Revision hat Jäger schon seit Monaten im Visier, weil immer wieder Rückfragen zu seiner Bonität kamen. Ein Idiot also.«
Maren war zurück zu ihrem Stuhl gegangen. »Kann ich die Story so bringen?«
Der alte Mann auf der anderen Seite des Schreibtisches sah sie ernst an, dann wischte er eine Fluse vom dunklen Holz, von der Maren annahm, dass sie gar nicht da war. »Fügen Sie bitte noch hinzu, dass wir ihm bereits auf den Fersen waren und wir solche Praktiken nicht unterstützen. Wir sind eine Mittelstandsbank, die solche Unternehmen fördert und nicht in Grund und Boden stampft. Überbringen Sie bitte Herrn Kleinschmidt meine Entschuldigung und die Versicherung, dass wir ihn bei seinem finanziellen Ausfall so gut wie möglich unterstützen.«
Maren stand auf, nahm ihre Tasche und wollte sich zum Gehen wenden, da hielt der Senior sie noch einmal zurück. »Sie haben ja gehört, dass ich die Kripo benachrichtigen ließ. Wir haben, ja, ich möchte sagen, einen Ehrenkodex in unserer Bank. Herr Jäger hat dagegen verstoßen, obwohl er die entsprechende Erklärung unterzeichnet hat. Das kommt einem Betrug gleich. Somit sind die Verträge, die er im Namen unserer Bank abgeschlossen hat – auch diese Rückversicherungen – ungültig. Er wird also doppelt bestraft … wenn nicht sogar dreifach, denn ich denke, Charlotta wird ihm jetzt nicht mehr so wohlgesonnen sein.« Jetzt grinste der alte Mann fast böse, und Maren lachte leise auf.
»Danke, Herr Malzer, ich werde die Bemühungen Ihrer Bank positiv herausstellen. Vielen Dank.« Sie winkte ihm zu und ging.
Hannes erwartete sie bereits vor der Tür, vor der er nervös auf und ab gegangen war. Er kam sich vor wie in einem Wirtschaftskrimi. »So was mach ich gerne noch einmal«, sagte er strahlend, »eine willkommene Abwechslung zur Theorie.«
Auf der Straße angekommen, blieb Maren kurz stehen und sog die kalte Luft ein. Das war ja besser gegangen, als sie sich das hätte wünschen können. »Und jetzt erklär mir bitte noch mal die Sache mit der Rückversicherung.«
Der Professor sah sie lächelnd an. »Gerne«, sagte er, hielt ihr die Autotür auf und ließ sie einsteigen. »Ich fang klein an«, meinte er lächelnd. »Stell dir vor, du bist ein Bauer, der seine Felder in einem Gebiet hat, das häufig von Erdbeben oder Überschwemmungen heimgesucht wird. Damit dir im Falle eines Falles nicht die Existenz unter den Füßen weggerissen wird, schließt du als kluger Mann eine Versicherung gegen Ernteausfall ab.«
Maren hatte es sich auf dem Beifahrersitz bequem gemacht und den Kopf aufgestützt. Jetzt nickte sie zum Zeichen, dass sie verstanden hatte.
»Gut. Die Versicherung lässt diese Versicherung aber nicht in ihrem Safe liegen, sondern sichert sich ihrerseits bei einer anderen Versicherung dahingehend ab, dass sie dir im Falle eines Falles zahlen muss.«
Maren
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