Interview mit einem Verführer - Caprice: Erotikserie (German Edition)
verdrehte die Augen. »Scheint, dass es jetzt richtig kompliziert wird?«, warf sie lachend ein.
»Nein. Eigentlich nicht«, antwortete Hannes. »Denn dieser Rückversicherer wirft deine Versicherung und die vieler anderer Kunden in einen großen Pool und bietet diese zum Verkauf an. Sie will schließlich Geld verdienen. Und hier kommen die Spekulanten zum Zug. Die wetten im Prinzip darauf, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Unwetter dir die Ernte verhagelt. Haben diese Leute recht, dann machen sie Gewinn. Das ist jetzt zugegeben die recht vereinfachte Version. Aber im Prinzip läuft es so.«
Für einen Moment schloss Maren die Augen und dachte nach. Hannes lächelte, er sah ihr gern dabei zu, wenn sie Zusammenhänge erkannte und die logischen Schlussfolgerungen daraus zog. »Also: Charlotta wusste von der Versicherung, die Robert abgeschlossen hatte, und als dieser sie aus seinem Bett verfrachtete, suchte sie sich jemanden, der ihr dabei half, Robert zu vernichten. Was lag da näher, als die Bank zu nehmen, die Kaufempfehlungen für kleinere Anteile bei ‚SG’ anbot. Arndt witterte seine Chance auf das – relativ – schnelle Geld. Charlotta musste nur noch die Gerüchteküche ankurbeln, und wenn alles so geklappt hätte, dann wäre Robert jetzt platt wie eine Flunder.«
Hannes nickte.
»So einfach?«, fragte sie ungläubig nach.
Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und nickte abermals. »Schwer zu glauben, aber ja: So einfach. Wirtschaft ist ein dreckiges Geschäft.«
Sie stieß hörbar die Luft aus. »Dreckspack.«
Hannes fuhr sie in die Redaktion, wo sie den Artikel für die erste Seite bearbeitete. Danach rief sie Andreas Malzer an und gab ihm die Neuigkeiten durch. »Hängen Sie sich morgen Nachmittag mit Ihrer Ausgabe dran«, sagte sie, und er versprach ihr, es zu tun. »Wie war mein Großvater drauf?«, fragte er.
Maren dachte kurz nach. »Müde, er wirkte sehr müde.«
Es entstand eine Pause. »Wissen Sie eigentlich, dass der Mann beinahe 80 Jahre alt ist und die Bank immer noch führt?«, sagte Andreas leise lachend.
»Respekt, diese Info werde ich noch verwenden. Danke.«
Knapp drei Stunden nach ihrem Showdown saß Maren wieder im Zug, dieses Mal in Richtung Berlin. Sie war aufgeregt und schwor sich, Robert nichts zu sagen. Diese Überraschung sollte er allein genießen können. Am morgigen Tag wäre die letzte, die alles bedeutende Show, und er würde danach viele Interviews führen müssen. Maren war zufrieden mit ihrer Arbeit. Für heute.
Sie reichte dem Taxifahrer ein paar Geldscheine nach vorne, lächelte, und mit einem »Stimmt so« stieg sie aus. Sie sah dem Taxi hinterher, dann schloss sie die Augen und genoss die Dunkelheit und Kälte in Berlin für einen Moment. Jetzt ein heißes Bad und dann ins Bett , dachte sie, schulterte ihre Tasche und begab sich hinauf in das Apartment, das die Redaktion gemietet hatte.
Sie ließ ihre Tasche fallen, legte den Schlüssel auf die Theke in der Küchenzeile, und mit einem leisen, erschöpften Seufzer setzte sie sich auf die Couch . Was für ein Tag , dachte sie und streifte sich gleichzeitig die Schuhe ab. Beinahe hätte sie das leise Klopfen an der Tür überhört. Erschrocken sah sie auf ihre Armbanduhr. Wer konnte das jetzt noch sein?
Sie erhob sich, ging zur Tür, und als sie durch den Spion sah, lächelte sie. »Lust auf Chinesisch?«, fragte Robert und hielt die Tüte mit den Leckereien hoch. Lächelnd ließ sie ihn eintreten. »Dachte ich es mir doch, dass ich dich damit einfangen kann.« Im Vorübergehen küsste er sie auf die Wange, dann sah er sich kurz um und stellte die Tüte in der Küche ab. »Stäbchen oder Gabel?«
»Stäbchen sind okay.« Maren nahm ihm einige Päckchen ab, und sie setzten sich nebeneinander auf die Couch.
»Wo warst du heute?«, fragte Robert und versuchte seinen Ton betont beiläufig klingen zu lassen.
»In Hamburg. Gestern Abend kam noch ein wichtiger Termin rein«, erwiderte Maren. Sie stocherte mit den Stäbchen in ihrem Hühnchen herum und gab sich Mühe, nicht gleich mit der Neuigkeit herauszuplatzen.
Robert nickte. »Anstrengend?«
Dieses Mal nickte sie nur.
»Dann sollten wir doch mal schauen, ob wir es dir irgendwie gemütlich machen können.« Sein verheißungsvolles Lächeln jagte ihr trotz ihrer Müdigkeit einen Schauer über den Rücken. Robert stellte seine Pappschachtel auf den Tisch. Dann griff er nach ihrer Hand und zog sie näher an sich heran. »Wo tut es denn
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