Interview mit einem Verführer - Caprice: Erotikserie (German Edition)
hätte eine Granatenstory. Maren lehnte sich zurück und las die Mail an Stein noch einmal. Er würde sich sperren, so viel war ihr klar. Aber wenn er ihr morgen nicht zumindest ein Probelayout präsentierte, dann würde sie ihm die Hölle heiß machen. Sie musste schwarz auf weiß sehen, wie sich die Story auf der Titelseite machte, musste mit ihm besprechen, wie die Geschichte am besten präsentiert wurde. Kurz: Sie musste sehen, wie ihre Story in gedruckter Form daherkam, damit sie im Falle eines Falles etwas in der Hand hatte, das den Leuten von der Bank die Schamesröte ins Gesicht treiben würde. Nicht nur Stein konnte cholerisch werden, dachte sie und lächelte in die Dunkelheit des Zimmers hinein. Es lag jetzt also noch eine Nachtschicht vor ihr. Sie musste die Story vorbereiten. Hannes hatte ganze Arbeit geleistet, und es würde nicht nur ein Date mit Sophie für ihn dabei herausspringen. Den Dank würde sie ihm persönlich überbringen.
Noch bis weit nach Mitternacht hatte Maren an ihrem Artikel gesessen. Es hatte lange gedauert, bis sie mit ihrer Arbeit zufrieden gewesen war. Es galt ein Unternehmen zu retten und gleichzeitig jemanden gehörig in den verdammten Hintern zu treten. Dass Arndt Jäger ein Karrieretyp war, hatte sie gewusst. Ja, am Anfang hatte es sie sogar ein wenig fasziniert. Dass er aber über Leichen gehen würde, das hatte sie geängstigt.
Sie war müde und versuchte im Zug nach Hamburg ein wenig Schlaf nachzuholen. Hannes sollte sich schließlich nicht zu Tode erschrecken, wenn er sie abholte. Ihr Professor, wie sie ihn immer noch zärtlich nannte, wartete am Ausgang auf sie, nahm sie überschwänglich in die Arme und führte sie hinaus zu seinem Wagen. »Dieser Jäger«, sagte er, als er den Motor anließ, »ist eine ganz faule Sau. Einer der Typen, die Mitschuld an der globalen Finanzkrise haben. Scheffeln sich die Taschen voll ohne Rücksicht auf Verluste.« Er lenkte den Wagen in den Verkehr. »Und diese Verluste sind gravierend«, fügte er nachdenklich hinzu. »Wo willst du zuerst hin?«
»In die Redaktion«, sagte Maren leise, »ich muss erst Stein zusammenbrüllen, auf dass er endlich mal eine Topstory erkennt, wenn man sie ihm auf die Nase bindet.« Hannes lachte, und Maren stimmte mit ein. Gemeinsam betraten sie die Redaktion, und Hannes verabschiedete sich in Richtung Kaffeeautomat. Der große gut aussehende Mann zog sofort das Interesse der weiblichen Belegschaft auf sich und konnte sich in den nächsten Minuten der Avancen kaum erwehren.
Maren hingegen machte sich auf den Weg in Steins Büro. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, machte sie dem Redakteur tatsächlich die Hölle heiß. Sie ließ ihn nicht zu Wort kommen und verließ den Raum erst, als er ihr kleinlaut genehmigte, ein Probelayout für die Titelseite mit ihrer Story in Auftrag zu geben. Das siegessichere Lächeln gönnte sich Maren aber erst, nachdem sie wieder mit Hannes im Wagen war.
»Zur Bank?« Maren nickte und sah auf ihre Uhr. »Die Vorstandssitzung müsste gerade in vollem Gange sein.«
Keine zehn Minuten später standen sie vor dem traditionsreichen Bankhaus und sahen ehrfurchtsvoll auf das alte Gemäuer. »Dann wollen wir mal«, sagte Maren und machte sich selbst Mut dabei. Im Laufschritt begab sie sich in Begleitung von Hannes durch die große Eingangshalle und dann die breite steinerne Treppe hinauf in die Chefetage. Vor der Tür des Konferenzraums zückte sie ihren Presseausweis, nickte Hannes noch einmal zu und stieß dann die Tür auf.
»Guten Tag«, rief sie in den Raum. »Maren Janson von der BLITZ.« Sie lächelte in die Runde, sah jedem der Anwesenden tief in die Augen. Auch Arndt Jäger und Charlotta di Giorgio, die – aus welchem Grund auch immer – an dieser Sitzung teilnehmen durfte. »Herr Malzer«, sagte sie in Richtung des Vorsitzenden, »schön, dass ich Sie kennenlernen darf. Ihr Enkel hat mir schon viel von Ihnen erzählt.«
Endlich lösten sich die Mitglieder des Vorstands aus ihrer Starre und machten ihrer Empörung über die Störung lauthals Luft. Doch Maren lächelte, und im Augenwinkel behielt sie Arndt unter Beobachtung. »Herr Malzer«, fuhr sie fort, »erlauben Sie mir, Ihnen die Schlagzeile der BLITZ für den morgigen Tag zu zeigen und Ihnen gleichzeitig die Möglichkeit zu bieten, zu diesem Skandal, der da auf ihr Bankhaus zukommt, einen Kommentar abzugeben.«
Sie schob dem alten Mann eine DIN-A5-Seite zu. Malzer Senior sah sie skeptisch, aber
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