Intimitaet und Verlangen
die Kontrolle über den Sex .« 4
Daraufhin fragte Brett herausfordernd: »Und was ist, wenn mir diese Regel nicht gefällt?«
»Ob Ihnen diese Regel gefällt oder nicht, ändert nichts an ihrer Gültigkeit. Natürlich können Sie versuchen, sie auszuhebeln, indem Sie Ihren Partner zum Sex zwingen. Betteln, Ãberreden, Nötigen durch Kritik, Fordern und mit Rückzug drohen sind die üblichen Methoden. Aber Sie sind hier, weil Sie all dies ausprobiert haben und nichts davon seinen Zweck erfüllt hat. Vielleicht haben Sie versucht, Connie zum Sex zu zwingen, indem Sie sie unter Druck gesetzt haben; aber Sie können sie durch Druck nicht dazu bringen, dass Sie mit Ihnen ins Bett will oder Ihnen gegenüber Leidenschaft zum Ausdruck bringt ⦠Das Resümee aus alldem könnte sein, dass weder mit Connie noch mit Ihnen noch mit Ihrer beider Ehe etwas nicht in Ordnung ist. Vielleicht ist das, womit Sie sich abmühen, gröÃer als Ihre Gefühle füreinander oder Ihre Kindheitserlebnisse. Auf der ganzen Welt kontrolliert der Partner mit dem schwächeren Verlangen den Sex. Und in Ihrer Beziehung ist nun einmal Connie der Partner mit dem schwächeren Verlangen.«
Bretts Feindseligkeit klang deutlich ab. Sich klarzumachen, dass er »mit seinem Kopf gegen eine Mauer anrannte«, lieà seine Wut abebben und erleichterte es ihm, das, was er erlebte, nicht mehr so persönlich zu nehmen. »Wahrscheinlich ist es wirklich so, auch wenn es mir nicht gefällt. Aber weshalb weist einen niemand auf so wichtige Dinge hin?«
»Die Idee, dass eine Ehe ihre eigene Ãkologie hat, ist relativ neu. Therapeuten haben über diese Möglichkeit nie nachgedacht, mussten sich aber trotzdem mit dem Problem auseinandersetzen. So sind sie auf die Devise âºTuâ es einfach!â¹ gekommen.«
Die Feststellung, dass der Partner mit dem schwächeren Verlangen immer die Kontrolle über den Sex hat, stellte Brett und Connie auf eine Ebene â schuf also Gleichheit zwischen ihnen. Sie merkten, dass ich keinem von ihnen Vorwürfe machte und auch niemanden dem anderen gegenüber in Schutz nahm. Ich hatte nur beschrieben, wie Beziehungen »funktionieren«. Connie und Brett beruhigten sich, aber ich sah förmlich, wie es in ihnen brodelte.
SchlieÃlich ergriff Brett die Initiative. »Wie soll ich denn nun damit umgehen, dass der Partner mit dem schwächeren Verlangen immer den Sex kontrolliert? Soll ich mich etwa damit abfinden oder gar noch glücklich darüber sein?«
»Es steht Ihnen frei zu fühlen, was Sie wollen. Doch was Sie fühlen, ändert nichts an den Tatsachen. Sie sind nicht der einzige, der damit Schwierigkeiten hat. Genau deshalb haben zahllose Generationen verlangensstarker Menschen ihre Situation zu verbessern versucht, indem sie nach wirksamen Aphrodisiaka für ihre Partner Ausschau hielten.«
Brett lachte. »Glauben Sie nicht, dass ich daran nicht auch schon gedacht hätte.«
Die Regel gilt nicht nur für Sex
Das Wissen, dass es in jeder Beziehung einen verlangensschwachen Partner gibt und dass dieser immer den Sex kontrolliert, beruhigte Brett und Connie. Aufgrund dessen war es ihnen möglich, so lange mit den Streitereien aufzuhören, dass sie sich noch einmal klarmachen konnten, was zwischen ihnen vor sich ging. Trotzdem klagte Brett schon bald wieder, er sei sexuell nicht ausgelastet. Connie hingegen warf ihm vor, er engagiere sich nicht genügend bei der Erledigung der Haushaltsarbeiten. Ich unterbrach beide.
»Wenn Sie sich darüber beklagen, dass Brett nicht genug im Haushalt mitarbeitet, ist das nichts anderes, als wenn Brett sich über Ihren Umgang mit dem Sex beklagt. Aber wenn Sie möchten, dass er sich stärker im Haushalt engagiert, dann gilt auch dafür: Der Partner, der bezüglich der Hausarbeit das schwächere Verlangen hat, übt die Kontrolle darüber aus, wann, wie und ob diese Dinge erledigt werden. Sie können aufhören, Essen einzukaufen, und Sie können den Müll und schmutzige Kleidungsstücke so lange liegen lassen, bis riesige übelriechende Berge entstanden sind, um ihn darauf zu stoÃen, dass er mehr Verantwortung im Haushalt übernehmen muss. Doch trotz all dieser Bemühungen hat einzig und allein er die Kontrolle darüber, ob diese Arbeiten fair verteilt und partnerschaftlich erledigt werden. Es ist immer das Gleiche,
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