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Intimitaet und Verlangen

Intimitaet und Verlangen

Titel: Intimitaet und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schnarch
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Schaden anrichten. 4
    Masochismus ist eine sehr mächtige und auch verbreitete Form von Verbundenheit und Bezogenheit (von emotionaler Verschmelzung). Masochismus strukturiert Beziehungen auf vertraute Art. Im Falle des normalen ehelichen (oder familiären) Sadismus befassen wir uns mit der Person, die sich sadistisch verhält, nicht mit derjenigen, die unter dem Sadismus leidet. Falls Sie in Ihrer Kindheit und Jugend auf diese Art behandelt wurden, haben Sie dadurch gelernt, sich selbst ebenso zu verhalten. Sie lernen dann »auszuteilen« – und Sie entwickeln Gefallen daran. Wenn Sie später heiraten, wählen Sie mit höherer Wahrscheinlichkeit diese Rolle, nicht den Gegenpart.
    Grausamkeit und Hass in Liebesbeziehungen
    Leider gibt es in vielen Familien sadistische Beziehungen. Erschreckend viele Eltern scheuen sich nicht, ihre Kinder zu foltern, indem sie sie enttäuschen und ihnen das Herz brechen. Dies war in Barbies und Kens Familien mit Sicherheit so gewesen. Barbie hatte sich vor langer Zeit Klarheit darüber verschafft, was in ihrer Mutter vor sich gegangen war. Sie hatte sich nur für Ansehen, Geld und die äußeren Symbole des Erfolgs interessiert. Als ihr klar wurde, dass ihre Mutter so kalt und oberflächlich war, war Barbie sehr enttäuscht gewesen. Als Kind hatte sie miterlebt, wie geringste soziale Peinlichkeiten ihre Mutter zur Weißglut getrieben hatte. Wenn sie in einem Restaurant an den »falschen Tisch« gesetzt wurde, reichte dies schon, um sie auf die Palme zu bringen. Oft redete sie auch schlecht über Freundinnen hinter deren Rücken, war aber andererseits zuckersüß, wenn sie mit den Betreffenden persönlich zusammen war.
    Barbies Mutter war eine soziale Aufsteigerin, für die ihr eigenes Äußeres ebenso wie das Aussehen der übrigen Mitglieder ihrer Familie immer extrem wichtig gewesen war. Während der Highschool-Zeit hatte sie Barbie beigebracht, zu den beliebtesten Jungen und Mädchen in Kontakt zu treten. Sie hatte Barbie auch in Schönheitswettbewerben und Talentshows mitmachen lassen. Barbie brauchte für sie nichts anderes zu tun, als ihr zu helfen, möglichst blendend »dazustehen«. Wurde Barbie zur Ballkönigin gewählt, verhielt sich ihre Mutter, als hätte sie den Miss-America-Wettbewerb gewonnen.
    Trotz aller Aufmerksamkeit, die sie genossen hatte, war Barbie schrecklich unglücklich gewesen. Wenn sie allein war, verfiel sie häufig in Depressionen. Emotionale Zusammenbrüche häuften sich bei ihr, und sie ertrank förmlich in Angst, Unsicherheit und Selbstzweifeln. Sie war dann wochenlang niedergeschlagen und nur mit ihrem augenblicklichen Freund beschäftigt gewesen – oder damit, wie sie den nächsten »an Land ziehen« könnte. Sie war stark auf ihr Äußeres fixiert und sah andere Frauen als Konkurrentinnen um die Aufmerksamkeit von Männern. Barbie war emotional sehr fragil und hatte kein besonders stabiles Selbstwertgefühl.
    Barbie und ihre Mutter verband auch dann noch eine von emotionaler Verschmelzung geprägte Hassliebe, als Barbie schon erwachsen war. Die Meinung ihrer Mutter war für sie ungeheuer wichtig. Barbie versuchte, sich Lob und Anerkennung ihrer Mutter zu sichern, handelte sich von ihr aber hauptsächlich scharfe Kritik ein. Barbie empfand ihre Mutter als unsensibel und blind, doch in Wahrheit war sie schlicht und einfach grausam.
    Die Mutter hatte der Tochter ständig gepredigt, sie solle um Himmels willen nicht schwanger werden, doch das hatte nichts mit Sorgen um Barbies Wohl zu tun. Ihre Botschaft lautete: Werde nicht schwanger, bis du einen reichen Kerl findest. Dann kannst du nötigenfalls »zufällig« schwanger werden, um ihn festzunageln. Bums auch nicht zu viel in der Gegend herum, denn darunter leidet dein Ruf – treib’ es also nicht mit Burschen, die dir nicht helfen können zu erreichen, was du erreichen willst. Diese Einstellung hatte auf Barbie einen wesentlich größeren Einfluss, als dass sie sich nicht geliebt fühlte. Es war für sie unerträglich mitanzusehen, dass ihre Mutter völlig unfähig war, einem anderen menschlichen Wesen liebevolle Zuwendung zu geben.
    Kens Kindheitserlebnisse waren nicht viel besser gewesen. Er war in einer Familie aufgewachsen, die er selbst als »Kühlschrank« bezeichnete. Für seine Eltern waren Formalitäten und ein »gepflegtes

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