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Intimitaet und Verlangen

Intimitaet und Verlangen

Titel: Intimitaet und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schnarch
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liegt«, erwiderte Ellen.
    Ich sagte: »Das glaube ich auch nicht.«
    Regina wendete sich mir zu und sagte: »Wieso glauben Sie das nicht?«
    Â»Ich habe noch nie ein Paar kennengelernt, dessen berufliche Verpflichtungen und anderweitige Aktivitäten ein unüberwindliches Hindernis waren, wenn es um die Lösung ehelicher Schwierigkeiten ging. Und ich kenne auch kein Paar, bei dem dies der Hauptgrund für solche Probleme war. Ich kann mich an viele Fälle erinnern, in denen Paare glaubten , dies sei ihr Problem, aber später merkten, dass dies nicht der Fall war. Würden Sie wegen Ihres Berufs auf eine der angenehmsten Seiten Ihres Lebens verzichten, wenn der Sex, der Sie zu Hause erwartete, so gut wäre?«
    Â»Woher wollen Sie wissen, dass unser Sex nicht sehr gut ist?« Regina hatte meine Implikation verstanden. Sie war gut im mentalen Spiegeln. Sie hatte meine Äußerung nicht in Frage gestellt, sondern wollte wissen, wie ich zu meiner Einschätzung kam.
    Â»Wenn der Sex zwischen Ihnen wunderbar wäre, würden Sie sich durch Ihre starke berufliche Belastung nicht daran hindern lassen. Sie sind beide ziemlich willensstark. Deshalb sind Sie beruflich so erfolgreich. Menschen verbringen ihre Zeit dort, wo sie die besten Belohnungen bekommen. Es gibt viele, die lieber zur Arbeit gehen, als sich im Bett zu vergnügen, weil sie glauben, in ihrem beruflichen Umfeld die meisten Streicheleinheiten zu bekommen. Wenn Sex und Intimität für Sie so angenehm wären, würden Sie die Zeit, die Sie getrennt voneinander verbringen müssen, bedauern. Doch für viele Menschen geht es gar nicht um solch ein Entweder-Oder. Wir reden uns einfach gern ein, dass wir keine Zeit füreinander haben, weil unsere gottverdammten Verpflichtungen das verhindern.«
    Regina lächelte mich an, als hätte ich soeben ihren Test bestanden. Offensichtlich gab ich mich nicht mit oberflächlichen Antworten zufrieden. Es ist einfach zu simpel, schwierige Themen abzutun, indem man sie einem »hektischen Lebensstil« zuschreibt oder Gründe vorschiebt wie: »Das moderne Leben ist eben zu kompliziert« und: »Meine beruflichen Verpflichtungen lassen keine Zeit für uns übrig.«
    Ellen sagte: »Das habe ich gemeint, als ich sagte, ich glaubte nicht, dass unser sexuelles Problem gelöst werden könnte, wenn wir mehr Zeit füreinander hätten. Zum Sex kommt es zwischen uns nur selten, und wenn, ist er meist nicht besonders gut.«
    Regina und Ellen streiten über Sex
    Dass es Konkurrenz zwischen Partnern gibt, ist eine Tatsache, und wenn die Vier Aspekte der Balance bei ihnen nicht besonders stark ausgeprägt sind, wird die Konkurrenz zum Problem. Sie führt zu ständigem Zank, und das hat einen ziemlich aufreibenden und engherzigen Kampf zur Folge. Allerdings war die Situation zwischen Regina und Ellen deutlich positiver, als ich es bei einigen anderen Paaren erlebt hatte. Sie stritten nicht besonders gemein und herabsetzend, sondern verhielten sich wie zwei sehr ehrgeizige und talentierte Frauen, die bereit waren, sich beim ersten Auftauchen von Schwierigkeiten mit diesen auseinanderzusetzen.
    Regina wehrte Ellens Angriff geschickt ab: »Ich halte es nicht für meine Aufgabe, darüber Buch zu führen, wann wir Sex haben oder ob er dich befriedigt hat. Wenn du wolltest, könntest du ja etwas Neues vorschlagen.«
    Ellen ging in die Verteidigung, wandte sich mir zu und sagte: »In unserer Beziehung bin immer ich diejenige, die Neues vorschlägt. Regina sagt im Allgemeinen nichts dazu, und wenn ich es tue, tadelt sie mich deswegen. Es ist doch nicht nur meine Aufgabe, unser Sexualleben interessant zu machen. Warum schlägt Regina denn nie etwas Neues vor?«
    Â»Warum machst du denn nicht mal etwas Neues?«, erwiderte Regina.
    Â»Wenn ich es tue, interessierst du dich nicht dafür, oder du kommst wieder mit dem an, was wir sowieso schon machen. Ich fühle mich dann zurückgewiesen und nicht gehört.«
    Â»Ich fühle mich auch zurückgewiesen und nicht gehört«, entgegnete Regina.
    Â»In manchen Dingen sind Sie sich offenbar einig«, sagte ich und legte eine kurze Pause ein. »Sie fühlen sich beide zurückgewiesen und nicht gehört. Sie meinen beide, dass etwas nicht gut läuft und dass jemand die Schuld daran hat. Uneins sind Sie sich nur darüber, wer die Schuldige ist.« Beide lachten. Es war mir

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