Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)
stimmt’s?«
Fassungslos zog ich die Brauen hoch. »Wie kommst du darauf?« Es beunruhigte mich höllisch, dass ausgerechnet Jake merkte, wie sehr mich diese Berufsgeschichte beschäftigte.
Er zuckte mit den Schultern. »Du redest immer öfter davon, Cop zu werden. Wie ein Mantra, das deine Eltern dir dann nicht mehr ausreden können, wenn du ihnen endlich steckst, was du vorhast.«
»Ich hasse es, dass du mich so gut kennst«, antwortete ich deprimiert und ohne nachzudenken.
Jake stieß ein kurzes, schnaubendes Lachen aus, und ein Ausdruck von Verletztheit überschattete seine Miene. »Das habe ich wohl verdient.«
Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen. »Jake, ich wollte damit nicht …«
»Doch, du wolltest.« Er warf mir einen traurigen, bedauernden Blick zu. »Aber ob es dir nun gefällt oder nicht, es ist so – ich kenne dich. Also … rede mit mir.«
Ich saß in der Schuldspirale fest, seufzte und gab nach, als Wiedergutmachung, weil ich ihn verletzt hatte. »Das Jurastudium ist sehr teuer.«
»Das ist alles?«
»Nein. Ich habe das Geld, aber es kommt mir blöd vor, es für ein sinnloses Studium auszugeben, wenn meine Mom es gleichzeitig für ihren Laden gebrauchen könnte.«
Jake schenkte mir ein schwaches Lächeln. »Du willst nicht Jura studieren, weil deine Mom das Geld mehr braucht als du? Charley, du hast dich kein bisschen verändert.«
Ich grummelte. »Das sagst du ständig.«
»Es ist nichts Schlechtes. Aber das ist nicht alles, was dich umtreibt, oder?«
»Würdest du bitte damit aufhören? Verschwinde aus meinem Kopf. Da drin ist es schon chaotisch genug, auch ohne dass du alles aufmischst.«
Offenbar hatte er sich entschieden, keine Miene zu verziehen. Weiser Entschluss. Ich atmete aus, lehnte mich gegen die Wand und schaute aus dem Fenster. »Je öfter ich mit Mom und Dad über diese Cop-Geschichte rede, desto mehr drängen sie mich dazu, Jura zu studieren. Ich habe sie noch nie enttäuscht, und wenn ich dieses Studium ablehne, würde ich sie sehr enttäuschen. Ich mache Witze darüber und ziehe Rick damit auf, dass er mein Mentor sein soll, aber in Wahrheit weiß ich nicht, ob ich es ertragen könnte, meine Eltern hängenzulassen.«
»Wenn du tust, was sie wollen, lässt du dich selbst hängen.« Jake setzte sich aufrecht hin, schob seinen Stuhl näher zu meinem und zog an meiner Hand, damit ich ihn ansah. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm in die ernsten Augen zu schauen. »Hör zu, seit ich dich kenne, wolltest du Cop werden, und Delia und Jim wissen das auch. Klar, es kann ein gefährlicher Job sein. Und sie werden sich Sorgen um dich machen. Ich werde mir Sorgen um dich machen. Aber es ist immerhin dein größter Wunsch. Wer weiß … vielleicht gehst du auf die Polizeiakademie, arbeitest ein, zwei Jahre als Polizeineuling – und findest es furchtbar. Aber dann weißt du es wenigstens. Dann musst du zumindest niemals bedauern, es nicht versucht zu haben.«
Unbewusst rieb ich mit meinem Daumen über seine Hand, eine liebevolle Geste der Dankbarkeit. »Ich sollte mit ihnen reden. Sie müssen mir zuhören.«
»Ja, unbedingt.« Er lehnte sich wieder zurück und ließ meine Hand los. Ich wandte den Blick von ihm ab.
»Gibt es Dinge, die du bedauerst?« Warum nur fragte ich ihn das?
Weil ich ein Masochist bin.
Jake schwieg so lange, dass ich dachte, er würde gar nicht antworten. Schließlich tat er es doch, und seine Stimme war schwer vor … vor allem Möglichen. »Ja. Da gibt es ein paar Dinge, die ich bedaure.«
Als ich hörte, wie bewegt seine Stimme war, konnte ich nicht anders, als ihn wieder anzusehen. Und dann blieb mir fast die Luft weg, so groß war die Qual in seinen Augen. Es gab keinen Zweifel, dass diese ganze Qual mir galt. Meine Wangen brannten, das Blut schoss heiß durch meinen Körper. Mit trockenem Mund und pochendem Herzen wagte ich nicht, mich zu bewegen, vor lauter Angst, dass dann etwas passierte, etwas, das wir nicht rückgängig machen konnten.
Die Küchentür flog auf, und Claudia kam hereingeplatzt. Sie stürzte zum Küchentisch und ließ eine ganze Armladung Bücher fallen. Sobald sie ihre Last losgeworden war, wandte sie sich uns zu und zog ihre Wollmütze vom Kopf. »Ich hasse Studieren«, fluchte sie und sah hinreißend aus mit ihren von der Kälte geröteten Wangen.
Wir starrten sie einfach nur an, waren noch dabei, unser Gespräch zu verdauen.
Claudia verzog das Gesicht. »Geht es euch gut?«
Ich suchte in meinem Gehirn nach
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