Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)
Haaren herbeiziehen musste, fiel ein Schatten auf meinen Tisch. Melissa starrte uns an, einige Bücher fest gegen die Brust gepresst. Alles an ihr war angespannt, und sobald ihr Blick auf mich fiel, wusste ich, dass es wegen mir war. Genauer gesagt lag es daran, dass ich mit Jake zusammen war. Allein.
Huch! Und ich hatte gedacht, sie käme damit klar.
»Was machst du hier?«, fragte sie Jake leise, und in ihrer Stimme schwang ein deutlicher Vorwurf.
»Lernen«, antwortete er ruhig, aber mir entging nicht der scharfe Unterton.
Melissa sah demonstrativ auf seine ungeöffneten Bücher. »Ich gehe zurück zum Wohnheim, um dort zu lernen. Kommst du?« Es war keine Frage. Ihre Wangen waren gerötet und ihre Miene kühl. Sie blies zum Kampf.
Entschlossen, sich dem drohenden Unheil zu stellen, nickte Jake kurz, stand auf und sammelte seine Bücher ein. Zum millionsten Mal ignorierte ich den Schmerz in meiner Brust beim Anblick der beiden, dunkelhaarig, groß, gutaussehend. Sie waren wie füreinander gemacht.
Ich spürte ein Brennen in der Nase, senkte schnell den Kopf und schnappte mir ein Buch.
»Bis dann, Charley«, sagte Jake leise.
Ich nickte und sah die beiden nicht an. »Wir sehen uns morgen beim Sport«, antwortete ich.
»Beim Sport?« Melissas Frage klang spitz.
Ich hob das Kinn, überrascht von ihrer Reaktion. Sie starrte Jake fragend an, und er wurde blass. Wütend biss ich die Zähne zusammen, um die Schimpfwörter zu unterdrücken, die ich ihm an den Kopf werfen wollte. Die ganze Zeit hatte ich gedacht, Melissa wüsste, dass Jake und ich uns sahen, aber natürlich hatte er es ihr verschwiegen. Welches Mädchen, das bei Verstand ist, würde es akzeptieren, dass ihr Freund so viel Zeit mit seiner Ex verbringt? Ich war eine Idiotin. Unvermittelt verkroch ich mich noch tiefer in meinen Stuhl, hörte die beiden weggehen und wünschte aus tiefstem Herzen, ich hätte Jake fest genug vors Schienbein getreten, dass er eine fette Beule bekam. Er hatte Melissa verletzt, indem er ihr gegenüber nicht ehrlich war, und mich hatte er da hineingezogen. Ich fühlte mich schuldig, obwohl ich nichts Falsches getan hatte.
Stimmte doch, oder?
Claudia hatte sich mittlerweile dreimal mit dem schottischen Studenten getroffen, den sie in der Bibliothek kennengelernt hatte. Er war süß und witzig, und sie schien ihn echt zu mögen. Er war nicht wie Beck, aber sie war gut im Verdrängen, und offen gesagt gab ich ihr recht.
An diesem Abend hatte sie ein Date mit dem Schotten, und The Stolen waren beschäftigt. Da ich keine großartigen Fortschritte gemacht hatte, was das Anfreunden mit meinen Mitbewohnerinnen anging, hockte ich allein in meinem Zimmer, die Hände um eine Tasse heißen Kakao gelegt, und betrachtete die Fotos, die ich mit Heftzwecken an die Wand gepinnt hatte, Fotos von unserer Clique hier in Edinburgh – ein paar tolle Aufnahmen von Beck und Claudia, die zusammen super aussahen, von Rowena und Denver, von Matt, Lowe und Beck, von Jake und Beck, von Lowe und mir. Es gab sogar eines von Jake und mir. Ich hätte ja gern gesagt, dass wir nicht zusammenpassten. Aber das wäre gelogen gewesen. Wir waren nicht so ein perfektes Paar wie Jake und Melissa, aber wir passten zusammen.
Ich stellte meine Kakaotasse geräuschvoll auf den Nachttisch und griff nach oben, um das Foto von der Wand zu nehmen. Nur Sekunden später lag es in kleine Fetzen zerrissen über mein Bett verstreut.
»Manchmal wünsche ich, ich würde dich hassen, Jake Caplin«, flüsterte ich mit heiserer Stimme.
Als hätte er das gehört, klingelte plötzlich mein Handy. Jake war dran.
Zögernd meldete ich mich.
»Charley!« Jake atmete hörbar auf, als wäre er froh, dass ich rangegangen war. »Geht es dir gut?«
»Bestens«, antwortete ich mit ausdrucksloser Stimme. »Melissa schien es aber weniger gutzugehen.«
»Ja. Sie … sie fühlt sich ein bisschen bedroht von unserer gemeinsamen Vergangenheit.«
»Hast du ihr deshalb nicht gesagt, dass wir uns ständig sehen? Ich bin nämlich davon ausgegangen, sie wüsste Bescheid.«
»Mel ist ein verständnisvoller Mensch, aber ich bin nicht sicher, ob sie das verstehen würde. Du bist immerhin meine Ex.«
Dazu sagte ich nichts.
Jake atmete heftig aus. »Hör zu. Ich rufe an, weil Mel mir heute Abend etwas gesagt hat. Etwas, das sie angeblich von dir gehört hat, und ich will wissen, ob es stimmt.«
»Und das wäre?«
»Hast du wirklich zu ihr gesagt, dass ich mir von ihr helfen lasse, sei der
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