Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)
zeigte sie uns phantastische Fotos. Die von Edinburgh mit der ehrfurchtgebietenden Burg beeindruckten mich besonders, und ich fasste den Plan, eines Tages dorthin zu fahren. Wieso also nicht als Auslandsstudium? Die Universität von Edinburgh hatte einen hervorragenden Ruf als internationale Schule, und Cecilias Geld lag im Fonds und wartete nur darauf, von mir ausgegeben zu werden.
Sobald ich Jake davon erzählt hatte, war er Feuer und Flamme. Nach einem zehnsekündigen Gespräch war entschieden, dass er mitkommen würde. So in etwa liefen auch unsere Gespräche über die Unis ab, an denen wir uns zu Hause bewerben wollten. Wir hatten entschieden, es bei der Northwestern, der Purdue und bei der Universität von Chicago zu versuchen. Es hing natürlich davon ab, wer von uns wo angenommen wurde, aber wir hatten vor, an dieselbe Uni zu gehen oder zumindest an solche, die nicht weit auseinanderlagen.
»Ja«, antwortete Jake, »sie halten es für eine tolle Idee. Es gefällt ihnen, welchen Einfluss du auf mich ausübst.« Er zwinkerte mir zu. Mir stieg die Hitze ins Gesicht.
»Meine Eltern haben sich damit abgefunden, vorausgesetzt, ich schreibe mich für Jura ein.«
»Sie reden immer noch davon?«
Delia und Jim Redford kamen einfach nicht mit der Vorstellung klar, dass ihre Tochter ein Cop werden wollte. Doch allmählich schwante ihnen wohl, dass es nicht nur eine Phase war. Jetzt machten sie Druck, ich solle Jura studieren. Meine Mom hatte sogar Infobroschüren aus dem Internet runtergeladen.
»Vermutlich würden sie es schlucken, wenn ich vorhätte, als Hilfssheriff in Stanton zu arbeiten.«
Jake lächelte liebevoll. »Aber du möchtest natürlich in die ruhmreichen Reihen des Chicago Police Department aufgenommen werden.«
»Genau. Ich möchte die Chance haben, weiterzukommen, mich zu spezialisieren.«
Zwischen Jakes Brauen bildete sich eine kleine Falte. Ich hatte schon ausführlich mit ihm darüber gesprochen, und er hatte mir ausführlich erklärt, dass er Maschinenbau studieren wolle. Doch ich hatte das Gefühl, wir hörten einander nach dem Motto zu: »Ich bin für dich da, und es ist mir wichtig, was dich beschäftigt und glücklich macht, aber ich habe echt keine Ahnung, wovon du eigentlich redest.«
»Das hast du nie erwähnt.«
Ich zuckte mit den Schultern. »In letzter Zeit denke ich immer öfter darüber nach.«
»Und in was spezialisieren?«
»Keine Ahnung. Vielleicht Morddezernat.«
Jake erstarrte und lehnte sich dann in seinen Stuhl zurück. »Was?« Mir entging nicht der besorgte Ton seiner Stimme, und ich wünschte bei Gott, dass ich ihn nicht genauso würde beruhigen müssen wie meine Eltern, wenn es an der Zeit war, sich an der Akademie zu bewerben.
»Wissen das deine Eltern?«
Ich nickte seufzend. »Ich habe es ihnen vor ein paar Tagen gesagt. Jetzt sag bitte nicht, dass du plötzlich auch Bedenken hast.«
Jake rieb sich nachdenklich über die Braue und schüttelte dann den Kopf. »Du solltest das tun, was dich glücklich macht. Aber Charley … Morddezernat in einer Stadt wie Chicago? Du wirst Dinge sehen, die du nie mehr vergisst. Nie wieder. Warum willst du dich jeden Tag mit diesem Horror abgeben?«
Den Grund dafür hatte ich schon lange im Hinterkopf. Ich hatte Jake nie davon erzählt, weil es eine ziemlich traurige Geschichte war, aber ich wollte, dass er mich so verstand, wie es sonst niemand tat.
»Ich wollte schon immer Cop werden, seit ich wusste, was das ist. Ich will …« – ich lächelte reumütig – »helfen, damit sich die Menschen sicher fühlen. Und das Morddezernat … Na ja, vor drei Jahren wurde mein Cousin Ethan in seinem Apartment in Miami erschossen. Wegen seines Laptops und ein bisschen Bargeld. Die Polizei hat den Täter nie gefasst. Meine Tante und mein Onkel kommen nicht darüber hinweg. Es war ein so sinnloses Verbrechen, und es gibt niemanden, der Gerechtigkeit übt! Das kannst du immer noch in ihren Augen lesen.« Ich hatte plötzlich einen Kloß im Hals, wie so oft im letzten Sommer, als ich einen Monat bei ihnen in Miami verbracht hatte. Für meine Cousine Emily und meinen anderen Cousin Seth kämpften sie sich durch jeden neuen Tag, aber es war, als läge eine schwere Last auf ihnen, die jedes Quäntchen Glück erdrückte. »Wenn ich ihnen schon nicht helfen kann, mit dieser Sache abzuschließen, möchte ich es wenigstens bei anderen Menschen versuchen. Mir ist klar, dass ich furchtbare Dinge sehen werde, Jake. Aber ich will es
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