Intrigenküche: Agenten der Galaxis (German Edition)
Küchenmeister anzusetzen, der es vermochte, gleich mehrere Adlige am table informelle mit Glückskeksbotschaften aus der Fassung zu bringen.
*
Der Summer gab nur einen ganz kurzen Ton von sich. Lady Leonza vergewisserte sich, dass ihre Zofe außer Hörweite war, und öffnete Reuben Penjin die Tür. »Was bedeutet diese unerhörte Anspielung?«, zischte sie. Es gelang ihr kaum, ihre Wut zu zügeln.
»Nicht so hitzig, Eure Ladyschaft«, sagte Penjin und hielt sich den Finger vor die Lippen, bevor er das Zettelchen aus der Jackentasche holte. Leonza starrte wie er auf die zwei knappen Zeilen.
Vergisst du, den Riegel vorzulegen, schleicht schnell ein Dieb herein und verschwindet mit der kostbaren schwarzen Perle. Was hilft dann dein Wehklagen?
Lady Leonza fächelte sich mit ihrem weiten, spitzenverzierten Ärmelaufschlag Luft zu. Der Robobutler hatte sie am Morgen allzu unbarmherzig geschnürt und sie fühlte sich kurzatmig. »Woher kann dieser vorgebliche Maître D’ete davon wissen?«
Penjin hob die Schultern. »Er wird in jedem Fall auf zusätzliche Einnahmen aus sein.«
»Du meinst, er will uns erpressen?«
»Was sollte er sonst wollen?«
»Oder unser Gegner möchte uns zu verstehen geben, dass er unsere Pläne durchschaut hat. Dann spielt er sein eigenes Spiel, in dem die Rolle des zweifelhaften Maître noch undurchschaubarer sein dürfte.«
Penjin nickte. Seine dunklen Augenbrauen zogen sich zusammen. »Auf jeden Fall müssen wir damit rechnen, dass sich der Mann als gefährlich für uns herausstellt.«
Leonza ging zu einem der Fenster im Wandelgang und sah auf den Innenhof hinaus. Sie sehnte sich danach, Kleid und Korsage loszuwerden. Doch nicht jetzt. Es gab Dringenderes zu klären. »Wir dachten, wir wüssten, weshalb er hier ist. Und jetzt diese Anspielungen auf die Perle! Wer könnte er wirklich sein? Wer schickt ihn?« Sie zwang sich zur Ruhe. »Lässt du ihn beobachten?«
»Bisher nicht, Eure Ladyschaft.«
»Dann ändere das!«
»Sehr wohl, Lady Leonza.«
Sie wandte sich zu ihm um. »Ich möchte keine voreiligen Aktionen. Beobachtet und analysiert jeden seiner Schritte, aber greift nicht ein. Wir treiben unser Vorhaben geduldig und auf lange Hand voran. Wir lassen uns nicht die Gangart des Gegners aufzwingen und wir finden heraus, welches Spiel er spielt. Vielmehr: Du findest es heraus, Reuben.«
Reuben verbeugte sich. »Allezeit zu Euren Diensten, Lady Leonza.«
*
Meister Cordelieff saß auf Meister Etheldens großer Terrasse und genoss die Aussicht über den Staudengarten. »Sehr gediegen«, sagte er und nahm einen kleinen Schluck aus der Tasse. Er verschwieg, dass ihm die Schokolade nicht besonders schmeckte.
Ethelden lehnte sich in seinem Liegestuhl zurück. »Man genießt eben die kleinen Freuden des Erfolgs.«
»Eines Erfolgs, für den Ihr zweifellos hart gearbeitet habt.«
»So ist es. Es hat mich Jahre gekostet, Dessertkoch Seiner Erhabenheit zu werden. Ihr wisst, dass es einem nicht leicht gemacht wird.«
»In der Tat.« Cordelieff sah über den Tassenrand. »Und nun ist ein neuer Mitspieler aufgetaucht.«
Ethelden schnaubte. »Ihr sprecht doch nicht von diesem Hochstapler?«
»Maître D’ete?«, fragte Cordelieff.
»Genau dem. Ich meine, was macht er schon, außer zu provozieren? Jeder weiß doch, dass die Kochkunst nicht gerade auf Xerxes erfunden worden ist. Streuselkuchen! Spiegeleier! Man sollte meinen, er hätte irgendwo ein Schulkochbuch der prähistorischen Küche ausgegraben. Er sudelt mit Fett herum, als wüsste nicht jeder, wie schädlich es ist. Er soll sogar Gemüse verwenden, das nicht vorsorglich begast wurde.«
»Tatsächlich?«
Ethelden lehnte sich vertraulich vor. »Ganz unter uns, ich mache mir keine Sorgen. Solch primitives Gehabe kann man vielleicht einige Wochen lang als Kochkunst ausgeben, aber ich frage Euch, wie will er mit einigen Spülhilfen langfristig irgendetwas zustande bringen? Und mehr hat er nicht. Man hinterbrachte mir, er habe die untauglichsten Leute ausgesucht, die in den Küchen aufzutreiben waren. Ist das Unkenntnis oder Raffinesse? Der Mann hat etwas zu verbergen.«
»Das mag sein«, sagte Cordelieff. »Auf mich machte er einen offenen, aufgeschlossenen Eindruck.«
»Was beweist das? Ich habe das Zeug gesehen, das er Seiner Lordschaft als Teegebäck angeboten hat. Nicht einmal alles gleich groß. Die Sterne anscheinend sogar mit der Hand ausgestochen. Ich habe genau gesehen, dass das Gelee in den Pfauenaugen
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