Intrigenküche: Agenten der Galaxis (German Edition)
nicht erhitzt und durch Sieb und Leinentuch gefiltert war. Es hatte nicht den erforderlichen makellosen Glanz und die vollkommen gleichartige Beschaffenheit, wie man sie erwarten darf.«
»Nicht zu glauben!«
Ethelden richtete sich auf. »Eins ist sicher: Mir wird er mein Amt nicht abjagen! Dreimal mit der goldenen Kochmütze ausgezeichnet, viermal Träger der Ehrennadel des Verbandes der Großlieferanten für Confiseriebedarf. Mein Biskuit ist anerkannt kleinschaumig und niemals gebräunt. Meine Cremes sind so homogen und zart, als wäre darin viel zu viel Sahne und Eiweiß verarbeitet und dank modernster Technologie ist weder das eine noch das andere überhaupt enthalten.« Er lächelte stolz. »Es ist das Geheimnis des Aufschlagens. Die Moleküle der Magermilch müssen nur fein genug zerbrochen werden …, aber das wissen Sie ja selbst. Man muss heute nicht mehr auf dick machende und ungesunde Rohstoffe wie vollfette Milch, Butter, Sahne oder Ei zurückgreifen. Ich persönlich arbeite sogar am erfolgreichsten mit dem ultrahocherhitzten Eiweißextrakt aus Magerquark. Er lässt sich maschinell zu feinen Blättern ziehen, zu Cremes rühren und gefriergetrocknet direkt in die Füllmasse für Torten streuen, wo er sich wunderbar auflöst.«
Cordelieff betrachtete ihn aufmerksam und Ethelden brach mitten im Lobpreis der Eiweißextrakte ab.
»Und was macht D’ete?«, fragte er stattdessen. »Er soll doch wirklich frisches Ei und sogar Butter verarbeiten, wo wir doch auf die stabilen Mega-Transfette umgestellt haben, die der Körper nicht erst zur Energiegewinnung heranzieht.«
Cordelieff zog die Augenbrauen hoch. »Unfassbar«, sagte er. »Aber vielleicht hat der Maître ja andere Qualitäten.«
»Welche etwa?«
»Oh, ich habe das natürlich nicht aus erster Hand. Aber man munkelt, der Meister sei nicht der Meister.«
»Wie darf ich das verstehen?«
Cordelieff stellte die noch fast volle Tasse ab. »Mir sind verschiedene Versionen zu Ohren gekommen, doch alle sind sich in einem einig: Der raffinierte Maître hat einen Strohmann vorgeschoben.«
»Weshalb denn das?«
»Da fangen die Meinungsverschiedenheiten schon an. Die einen sagen, er bereite ein Feuerwerk seiner Kunst vor, das alles schlagen wird, was man je gesehen hat. Bis dahin spielt er den Harmlosen. Andere behaupten, er fürchte sich vor den allbekannten Intrigen bei Hof und trete deshalb inkognito auf. Und wieder andere vermuten, er sei ein Spion von Xerxes, vielleicht sogar ein Attentäter.«
Ethelden schnalzte mit der Zunge. »Da meine ich, nimmt man den Mann zu ernst. Wie kommt man denn auf solche Ideen?«
»Nun, eins ist klar: Der Mann, der sich als Maître ausgibt, ist nicht der Meister von Xerxes. Ich habe mich persönlich davon überzeugt. Die Bilder im Netz sind dank der allbekannten Störungen durch das Schwerkraftfeld von Nuples nicht gut, aber Maître D’ete ist mit Sicherheit blond und eher schmal in den Schultern, während der vorgebliche Spitzenkoch der brünette, breitschultrige Typ ist. Der einzige blonde, schmale Mann in seiner Küche ist sein angeblicher Assistent, Adrian Koeg, der meinen Informationen nach der eigentliche Mann im Hintergrund ist.«
»Aber …«, begann Ethelden.
»Ja, interessant, nicht wahr? Ganz offensichtlich hielt es D’ete für nötig, auf dem Flug hierher die Rollen zu tauschen. Nun mimt er den Assistenten und lenkt den Blick auf einen Mann, der den wilden, provozierenden Part spielen kann. Warum? Nun, das wüsste mancher gern.«
»Das ist ja höchst bemerkenswert! Das muss ich Meister Ingerson erzählen.«
»Aber nicht doch! Das ist doch ein Geheimnis!«
Ethelden sah einen Moment verblüfft aus. Dann lächelte er verschwörerisch. »Ich habe das natürlich nicht von Euch.«
Kapitel 4 – Tausend Blätter
A drian schrieb seinen Namen sauber und gut leserlich in die dicke Kladde auf dem Tisch aus Palisanderholz. Da kein Titel den Namen ergänzte, sah die Bibliothekarin auf. Ihre strengen Augen musterten Adrian.
»Funktion bei Hof?«
»Assistent.«
»Assistent wovon oder von wem?«
»Von Maître D’ete .«
Ihre Hand schloss sich fester um einen silbernen Stift. »Wer ist Maître D’ete ?«
»Der berühmte Koch.«
Ihr Blick wurde noch abweisender. »Ihr Zweck des Besuchs in der kaiserlichen Bibliothek?«
»Recherchen«
»Mit welcher Absicht?«
»Mit der Absicht, die Kochkünste eines Meisters noch zu vervollkommnen. Ich möchte die Kochbücher einsehen, falls es welche gibt,
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