Intrigenküche: Agenten der Galaxis (German Edition)
ansonsten entsprechende Datenspeicher.«
Ihre schlanken Finger berührten flüchtig den Datenschirm. »Kochen. Es ließe sich nicht behaupten, dass dieses Thema bei unseren Lesern bisher auf Interesse gestoßen wäre. Datenschrank 3924. Regalreihe 42b/16. Bereich präexodische Kuriositäten.« Sie sah wieder auf. »Sie benötigen eine Sondererlaubnis, um die wertvollen alten Bände ansehen zu dürfen.«
»Und woher bekomme ich die?«
»Von der kaiserlichen Verwaltung, Sektion Erlaubnisse und Bescheinigungen. Reichen Sie dort einen Antrag ein.«
»Ich wollte sie mir heute noch ansehen.«
»Junger Mann«, sagte die Bibliothekarin, die kaum älter sein konnte als Adrian. »Wenn das Schicksal Ihnen wohlgesinnt ist, können Sie vielleicht in sechs Wochen mit einer Erlaubnis rechnen.«
»Das ist aber ein wenig ungünstig. Ich benötige die Information für etwas, das morgen auf der kaiserlichen Tafel bereitstehen soll.«
Zwei zartrosa geschminkte Lippen verzogen sich zu einem kleinen, ironischen Lächeln. »Dann empfehle ich, ersuchen Sie bei einem Mitglied der kaiserlichen Familie um die Erlaubnis. Ansonsten sehe ich keine Möglichkeit für Sie.«
Ein Gesicht, umrahmt von unordentlichen, tintenschwarzen Haaren, lugte um die Kante eines Palisanderregals. Ein Jugendlicher in Jeans und verwaschenem T-Shirt kam an den Tisch neben der Sperre. Adrian schätzte ihn auf vierzehn oder fünfzehn.
»He ho! Das ist doch wohl nicht der große Maître selbst?«
Die Bibliothekarin fuhr herum.
Bevor sie ihn verscheuchen konnte, erfasste Adrian die Möglichkeit. »Nein. Ich bin nur der Assistent des großen Maître . Ich heiße Adrian Koeg. Ich wollte ein altes Rezept suchen, damit die kaiserliche Familie morgen nicht schon wieder Streuselkuchen essen muss. Auf Dauer könnte das einfallslos wirken. Aber man lässt mich nicht hinein. Köche scheinen eher selten zu lesen.«
Die Bibliothekarin holte hörbar Luft. Ihre Wangen sahen plötzlich aus, als hätte sie kräftig Rouge darüber verteilt. Der Junge kam an die Sperre und zog den Mittelpfosten aus der metallumkleideten Vertiefung. »Immer herein in die gute Stube!«
Adrian schlüpfte an der sprachlosen Bibliothekarin vorbei. »Danke, das war Rettung in letzter Not. Ich kann nicht gut sechs Wochen warten, wenn eine allerhöchste Geburtstagsparty ansteht, für die ich Holländerschnitten machen will.«
»Allerhöchst ist nur die Geburtstagsparty Kaiser Thanatons. Und die ist nicht sonderlich amüsant. Außerdem sind die Desserts da so steif wie die Kleidervorschriften. Die Party morgen ist nur dritthöchst, wenn man nach der männlichen Linie geht und fünfthöchst, wenn man einfach von oben herunterzählt.«
»Ja, stimmt«, sagte Adrian. »Ein Prinz. Anel oder so. Ich kenne mich noch nicht aus.«
»Anel«, bestätigte der Junge.
»Hm. So ein Prinz hat bestimmt schon alles gehabt, was man heranschaffen konnte. Ich habe mal in den Küchencomputer gesehen. Brennende Puddings, Clowns aus gesponnenem Zucker mit echter Blattgoldauflage. Ich fürchte, Gold schmeckt nach nichts und satt macht es auch nicht. Kinder wollen handfeste Sachen und außerdem mal über die Stränge schlagen. Würstchenschnappen wäre mein Favorit, aber das geht wohl nicht. Aber Schaumküsse, Gummischlangen und Wackelpudding sind Höhepunkte, die ich ungern auslassen würde. Liebesknochen, falls wir die so hinkriegen, wie sie sein müssen: Kaffeecreme aus echtem Kaffee zwischen zwei Lagen Brandteig, oben sacht mit Aprikosenmarmelade glasiert. Ach, ja – und die Holländerschnitten. Oben knusprig, innen sahnig und irgendwo verbergen sich saftige Kirschen. Das kann man natürlich nicht anständig essen, aber das gehört eben zum Spaß.« Adrian vergewisserte sich, dass der Junge ihm überhaupt noch zuhörte, doch der folgte seinen Ausführungen sichtlich interessiert. »Oder würde zum Spaß gehören, wenn es mir gelingen würde, ein Originalrezept zu finden, in dem es nicht heißt: Man nehme die Mischung für Sahneschnitten. Das Problem ist nämlich, wie man die Sahne zum Stehen bringt, ohne dass sie klumpt oder nach Mehl schmeckt.«
»Dann suchen wir doch danach. Ich habe nie von so etwas gehört. War Holland nicht für seinen Käse berühmt?«
»Könnte sein. Und für die Erfindung des Fliegens.«
»Das glaube ich eigentlich nicht.«
»Egal. Vielleicht hieß der Erfinder der Holländerschnitte ja Egon Holländer. Wer weiß?«
Sie lachten. Der Junge zeigte ihm das Regal in der
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