Intrigenküche: Agenten der Galaxis (German Edition)
Nusslikör. Ich muss nur herausfinden, wie lang so etwas ziehen muss.«
»Likör wäre nicht schlecht. Deine Sachen sind übrigens prima angekommen. Der kleine Earl Niell ist kopfüber in die Schwimmbadtorte gestürzt und hatte erst mal blaue Haare. Seine Schwester leckte die Creme ab, bis darunter wieder das leuchtende Rot der Familie zutage kam. Dann saßen sie zusammen auf dem Tisch und stopften sich mit den Fäusten blaue Sahne in den Mund. Wir haben uns halb totgelacht. Die Platten mit Kuchen und Gebäck sind leer geräumt. Lady Bohade war entzückt über die Tässchen mit Kinderkaffee und die winzigen Torten. Jetzt will sie, dass der Maître auch den Geburtstag ihrer Tochter beschickt. Ich habe gesagt, ich würde erst einmal nachfragen, ob sich der große Maître dazu herablässt.«
»Wenn es gewünscht wird, natürlich.« Adrian knackte Nüsse und hielt dem Prinzen die Nusshälften hin. »Das mit der Schwimmbadtorte tut mir leid.«
»Weshalb denn? Es war der Spaß des Tages.« Prinz Anel aß Walnüsse und begann, selbst Schalen zu knacken. »Dabei drohte der Tag öde genug zu werden. Schließlich kann ich nicht einladen, wen ich möchte. Jetzt wuseln da mindestens zwanzig Kleinkinder herum, als wäre ich nicht älter als fünf. Dazu kommen die blöden Eltern, die am Tisch sitzen, tratschen und Kaffee trinken, als hätten unsere Gouvernanten nichts anderes zu tun, als auf die Kinder anderer Leute aufzupassen. Lords, Earls, Herzöge und ein paar Grafen mit ihren Frauen. Etwas Langweiligeres gibt es wohl nicht. Eine intrigante Bande gieriger Egoisten!«
»Sind Intriganten denn wirklich so langweilig? Ich dachte eher, sie sorgen für mehr Spannung, als man sich wünscht.«
Prinz Anel zuckte die Achseln. »Was sind das schon für Intrigen? Man versucht, einander auszustechen und redet schlecht über den, der nicht dabei ist. Mehr steckt nicht dahinter.«
»Hoffentlich! Wir haben doch gesehen, was vom Sicherheitsstandard am Hof zu halten ist.«
»Na, da helfen auch keine Prewards. Wenn Großcousin Jarle mich erstechen möchte, muss er mir nur den Dolch ins Herz jagen, während er mir das Geburtstagsküsschen gibt. Die Prewards können ihn wohl nicht davon abhalten, mich abzuknutschen, obwohl es unangenehm genug ist. Er riecht auf Meilen nach ausgeschwitztem Cognac.«
Adrian lachte. »Ganz schön anstrengend, ein Prinz zu sein, wie?«
»Es geht. Du bist doch auch den ganzen Tag beschäftigt. Du rennst in die Bibliothek, sammelst Nüsse auf … ich nehme an, der große Meister sitzt derweil auf der Terrasse und schlürft seinen Kaffee.«
»Das ist auch gut so. Große Meister brauchen Inspiration.«
»Die du ihm lieferst, nicht wahr?«, fragte Prinz Anel lächelnd. Er sah auf, als ein Schatten über sie fiel und grüßte mit einer legeren Handbewegung.
Adrian balancierte die Nüsse und starrte zu dem Fremden auf, einem dunkelblonden Mann Ende vierzig in Cordhosen, einem Jackett mit Lederflicken auf den Ärmeln und Golfschuhen. »Was macht ihr zwei hier?«
»Walnüsse aus dem kaiserlichen Garten klauen«, sagte Prinz Anel. »Willst du auch welche? Frisch schmecken die viel besser, als ich sie in Erinnerung hatte.«
Adrian streckte eine Hand mit schon geöffneten Nusshälften aus.
»Und das ist nicht zufällig Maître D’ete?«
»Das dachte ich auch erst, aber das ist Adrian Koeg, der Assistent des Maître. Also der eigentlich wichtige Mann.«
»Keine Rede davon«, wehrte Adrian ab. »Ich bin der Nüssesammler und Teigausroller, nichts weiter.«
»Falls daraus eine Nusstorte werden sollte, möchte ich etwas davon zum zweiten Frühstück«, sagte der Fremde. »Da gibt es doch wohl allerlei: Engadiner Nusstorte, Nusszopf …«
»Ja, das habe ich gelesen. Aber ich mag es nicht, wenn die Stücke so groß sind. Deswegen wollte ich es mit dem Baklava probieren. Dazu werden die Nüsse feiner gemahlen und zwischen Lagen aus feinstem Teig gefüllt. Filoteig nennt er sich. Der ist noch dünner und knuspriger als Blätterteig. Dazu gibt man starken Kaffee, weil das Zeug süß ist. In einem der alten Bücher steht, Walnüsse würden ihr Aroma erst wirklich entfalten, wenn man sie kräftig süßt. Am besten mit Honig. Den habe ich mir schon besorgen lassen. Hier gibt es nämlich Bienen. Und einen Imkermeister, so einen Burschen, der für die Bienen sorgt und den Honig schleudert. Das da auf dem Lavendel sind wohl die Bienen. Wie genau der Honig entsteht, das sehe ich mir besser mal in echt an. Der Wahlspruch des
Weitere Kostenlose Bücher