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Intruder 2

Intruder 2

Titel: Intruder 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Intruder ausbrach und er erneut das Gleichgewicht zu verlieren drohte; dann hatte er das Motorrad endlich wieder in der Gewalt und brachte es mit einem Ruck zum Stehen. Hastig drehte er sich im Sattel um.
    »Stefan! Frank! Worauf wartet ihr?!«
    Er bezweifelte, dass einer der beiden seine Worte hörte. Stefan hatte es irgendwie geschafft, sich in Sicherheit zu bringen, und Frank sprang genau in diesem Moment in den Sattel, um dasselbe zu tun wie Mike, nämlich seine Haut zu retten.
    Die Hells Angels hatten den Streifenwagen mittlerweile erreicht und eingekreist. Einige von ihnen hämmerten mit Fäusten auf das Dach ein oder traten gegen die Türen, und ein paar andere begannen den Wagen rhythmisch hin- und herzuschau-keln. Der Ranger war immerhin geistesgegenwärtig genug gewesen, die Türen von innen zu verriegeln. Er hielt das Mikrofon seines Funkgerätes in der Linken, die Rechte war irgendwo unter dem Armaturenbrett verschwunden. Trotz des Johlens und Brüllens der Rockerbande konnte Mike das Wimmern des Anlassers hören.
    Frank startete seine Maschine und brachte sie mit einem einzigen Ruck neben Mikes Intruder, aber Stefan tat etwas in Mikes Augen durch und durch Wahnsinniges: Statt auf sein Motorrad zu springen und sein nacktes Leben zu retten, kroch er auf Händen und Knien herum und raffte sein Gepäck zusammen!
    »Stefan!«, brüllte Frank.
    »Bist du übergeschnappt? Wir müssen abhauen!«
    Stefan reagierte nicht, sondern fuhr fort, seine Habseligkeiten zusammenzuraffen und in die Gepäckrolle zu stopfen, aber mindestens zwei der Hells Angels wurden auf Franks Rufe aufmerksam. Sie ließen von dem Streifenwagen ab und wand-ten sich Stefan zu.
    Die Zeit schnappte zurück, und die Dämonen der Angst waren wieder da. Alles war wie früher. Mike starrte die beiden Rocker an, und er sah in einer blitzartigen, hyperrealistischen Vision, was weiter passieren würde. Die beiden Kerle würden sich auf Stefan stürzen und ihn zusammenschlagen, und selbstverständlich würde Frank ihm helfen. Weitere Rocker würden sich auch auf ihn stürzen und ihn halb totprügeln, und ebenso selbstverständlich würde er, Mike, sich nicht rühren, sondern wimmernd vor Furcht dasitzen und feige zusehen, wie seine beiden Freunde fertig gemacht wurden. Aber es würde ihm nichts nutzen, denn danach würden sie sich auf ihn stürzen, ganz gleich, ob er reglos zusah oder zu fliehen versuchte.
    Riesige, brutale Kerle mit schrecklichen Fäusten, die sie in sein Gesicht hämmern würden; Kerle, die Freude daran hatten, ihm wehzutun, ihn zu verletzen oder gar umzubringen. Er wimmerte vor Angst.
    Es kam alles ganz anders.
    Frank stieg nicht von seinem Motorrad ab, um Stefan zu Hilfe zu eilen und auf diese Weise Selbstmord zu begehen, und die beiden Rocker stürzten sich nicht auf ihr neues Opfer.
    Der Indianer war wieder da.
    Er stand plötzlich hinter Stefan - einfach so, wie ein Gespenst, das in der Lage war, zwischen Licht und Schatten zu wandeln. Diesmal war er kein Marionettenspieler. Er bewegte sich nicht, sondern starrte die beiden Hells Angels nur durch das schwarze Visier hindurch an. Die Wirkung war unheimlich: Die beiden Kerle erstarrten für eine halbe Sekunde mitten in der Bewegung, als hätte der Phantom-Indianer die Zeit angehalten. Dann verloren sie schlagartig jedes Interesse an Stefan und kehrten ansatzlos zu den anderen zurück.
    Der Motor des Streifenwagens erwachte mit einem schrillen Heulen zum Leben, aber das Fahrzeug rührte sich nicht vom Fleck. Die meisten Scheiben des Wagens waren mittlerweile unter den Schlägen der Rocker geborsten und hatten sich in milchige Spinnwebmuster verwandelt, hielten dem wütenden Trommelfeuer aber wie durch ein Wunder weiterhin Stand.
    Vier oder fünf der Kerle hatten die hintere Stoßstange des Streifenwagens gepackt und hoben das Heck ohne Probleme hoch, sodass die Räder durchdrehten, ohne den Boden zu be-rühren.
    »Stefan!«, brüllte Frank. »Lass den Scheiß liegen und komm!«
    Stefan hatte seinen Scheiß mittlerweile vollends in die Ge-päckrolle gestopft, warf sie sich wie einen Rucksack über die Schulter und bückte sich nach seinem Helm. Währenddessen griffen weitere Rocker die Idee ihrer Kumpel auf und stemm-ten den Wagen in die Höhe. Der Motor heulte gequält auf, und einer der Hells Angels sprang mit einem Schmerzensschrei zurück, als das Gummi der durchdrehenden Hinterreifen sein Bein verbrannte.
    Endlich sprang Stefan auf seine Maschine. »Fahrt!«, brüllte er.

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