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Intruder 4

Intruder 4

Titel: Intruder 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihrer Seite.
    Sie fuhren weiter. Hinter der Biegung, hinter der der Probe verschwunden war, offenbarte sich ihnen ein kleines Wunder -
    der Ford lag weder mit durchdrehenden Rädern auf dem Dach noch mit eingedrückter Motorhaube und gebrochener Achse neben der Strecke, sondern jagte unbeirrt an der Spitze einer gewaltigen Staubwolke tiefer in die Wüste hinein. Nun, wer hatte je behauptet, dass europäische Motorrad-Touristen ein Monopol darauf hatten, bescheuert zu sein? Amis waren das offensichtlich auch.
    Sie fuhren jetzt langsamer, und nach nur zwei oder drei weiteren Minuten hatten sie ihr Ziel erreicht: Vor ihnen erhob sich ein gigantischer Felsquader, präzise wie mit einer titani-schen Diamantsäge zugeschnitten. In seinem messerscharf 49
    abgegrenzten Schlagschatten parkte ungefähr ein halbes Dutzend Fahrzeuge, die verblüffend genau dem glichen, in dem sie selbst saßen: uralte Pick- ups mit riesigen Reifen, die keinerlei Profil mehr hatten, und die der Einfachheit halber gleich mit Mennige gestrichen waren statt mit Lack. Auch die Fahrer sahen alle irgendwie gleich aus, fand Mike. Wahrscheinlich stellten sie Autos und Chauffeure alle in der gleichen Fabrik her, um naive Touristen zufrieden zu stellen. Von dem weißen Ford war nichts zu sehen. Vermutlich war der Wahnsinnige tiefer in die Wüste hineingefahren, auf der Suche nach einem Felsen, an dem er seine Kiste zerschmettern konnte.
    Und es gab auch keine Harley. Weder verchromt noch un-verchromt.
    Der Wagen wurde langsamer und hielt schließlich an. Vor ihnen erhob sich eine Reihe grob aus Balken und dünnen Baumstämmen zusammengezimmerter Verkaufsstände, die rustikal ausgesehen hätten, hätte der Sonne nschutz nicht aus blauen Plastikplanen bestanden, welche Mike verdächtig an die Müllsäcke erinnerten, die sie zu Hause benutzten.
    Ihr Chauffeur sagte ein paar Sätze auf Englisch, auf die hin Frank und Stefan zustimmend nickten. Mike blickte fragend.
    »Der Händler da ist sein Schwager«, erklärte Frank. »Der Einzige hier, dem man vertrauen kann. Alle anderen haben nur nachgemachten Plastik-Tand.«
    »Der Händler«, wiederholte Mike. »Welcher?« Es gab ungefähr ein Dutzend.
    »Na, immer der, zu dem wir gehen«, antwortete Stefan grinsend. »Was hast du denn gedacht?«
    Sie stiegen aus. Die Hitze schien noch zugenommen zu haben, was vermutlich aber nur ein subjektives Gefühl war.
    Die Klimaanlage des Pick-ups hatte ihr Bestes getan, um die Fahrzeuginsassen in Eisklötze zu ve rwandeln. Trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb - wurde Mike im ersten Moment 50
    leicht schwindelig, und er spürte ein flaues Gefühl im Magen, das sich gottlob nicht zu einer wirklichen Übelkeit entwickelte.
    »Und jetzt?« Stefan sah sich aus eng zusammengekniffenen Augen um. Auf die Idee, die Sonnenbrille aufzusetzen, die er in der linken Hand hielt, schien er nicht zu kommen.
    Frank zuckte die Schultern und deutete gleichzeitig mit einer Kopfbewegung auf die aufgereihten Verkaufsstände. »Sehen wir, was die tausend Schwäger unseres Scouts zu bieten haben.
    Vielleicht finden wir ja ein Medaillon, das gegen böse Geister hilft.«
    Mike wünschte sich, Frank hätte das nicht gesagt. Er war nicht sicher, ob es nur eine scherzhafte Bemerkung war oder ein boshafter Seitenhieb in seine Richtung.
    Begleitet von ihrem Navajo-Führer (Mike fragte sich mittle rweile, ob es sich in Wahrheit nicht nur um einen illegal eingewanderten Mexikaner handelte, der irgendwelchen Unsinn brabbelte, den niemand verstand, und von dem genau deshalb jedermann glaubte, es müsse sich um Navajo handeln) schlenderten sie also an den Verkaufsständen vorbei und begutachteten die angebotenen Waren: der übliche Touristen-Tand, der vermutlich allesamt aus der gleichen Fabrik in China stammte. Türkis-Ketten (zweifellos aus Kunststoff), hoffnungslos überteuerte maschinell gefertigte Silberarmbänder und Ketten aus bunten Glasperlen. Zumindest dieser Anblick amüsierte Mike. Es waren die ersten Europäer gewesen, die den Ureinwohnern dieses Kontinents ihr Land für eine Hand voll bunter Glasperlen abgekauft hatten. Irgendwie erschien es ihm nun fair, dass es die Nachkommen jenes Volkes, das damals so derb über den Tisch gezogen worden war, es den Europäern nun mit gleicher Münze zurückzahlten.
    Solange er nicht der Betroffene war, selbstverständlich …
    »Kein gutes Totem«, seufzte Stefan, nachdem sie die Reihe der Verkaufsstände bis zum Ende abgeschritten hatten. Frank schürzte

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