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Intruder 6

Intruder 6

Titel: Intruder 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zufällig. Sie hatten Stefan in einer Art still-schweigender Übereinkunft in die Mitte genommen, und das war wohl auch nötig. Stefan fuhr unkonzentriert und schlecht, und mehr als einmal konnte Mike nur durch ein hastiges Ausweichmanöver verhindern, dass er ihn rammte. Sie würden eine längere Pause einlegen müssen, sobald sie in Nevada und ein Stück von der Grenze entfernt waren.
    Jedenfalls war das der Plan.
    Nun lag die Staatsgrenze vor ihnen. Schlimm war allerdings, dass sie nicht, wie erwartet, nur durch ein einfaches Schild am Straßenrand gekennzeichnet war. Es war vielmehr ein weitlä ufiger Gebäudekomplex, der sich rechts und links der Interstate erstreckte und Mike an die festungsähnlichen Kontrollpunkte erinnerte, wie es sie früher zwischen den beiden Teilen Deutschlands gegeben ha tte. Die unangenehmste Überraschung aber waren die vier Streifenwagen, die so auf der Straße abgestellt waren, dass man nur im Slalom und sehr langsam zwischen ihnen hindurchfahren konnte. Es war nicht unbedingt das, was Mike sich unter einer Straßensperre vorgestellt hätte, kam diesem aber ziemlich nahe.
    Frank lenkte seine Maschine nach links und ließ sich zurück-fallen, bis er an Mikes Seite war. »Da vorne ist ein Truckstop«, sagte er. »Ich schlage vor, wir halten dort an.« Mike nickte nur.
    Der schmucklose Flachbau, etwa fünfhundert Meter vor dem Kontrollpunkt, sah auf den ersten Blick leer aus, wenn auch nur aufgrund seiner enormen Größe. Auf dem fast Fußballfeld großen Parkplatz wirkte das halbe Dutzend riesiger Lastwagen nahezu verloren. Mike war nicht besonders wohl dabei, mit den Motorrädern unmittelbar bis vor das Gebäude zu fahren. Er hätte es vorgezogen, die Maschinen etwas abseits zu parken, vielleicht im Sichtschutz eines der riesigen Trucks, aber Frank gab plötzlich Gas und legte einen völlig unnötigen Endspurt ein, sodass sie gar keine andere Wahl mehr hatten.
    Erst als sie das Gebäude fast erreicht hatten, registrierte Mike den Streifenwagen, der neben einem der riesigen Laster parkte.
    Doch jetzt war es zu spät, umzukehren, ohne sich verdächtig zu machen.
    Frank und Stefan hatten mittlerweile neben dem Eingang des Truckstops angehalten und waren abgestiegen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Frank leise, als Mike sich zu ihnen gesellte. Ihm entging natürlich nicht, wie schwer es Mike fiel, anzuhalten und den Ständer herauszuklappen, und wie umständlich und mühsam er von der Maschine stieg.
    »Nein«, antwortete Mike. »Aber ich halte schon durch, keine Angst.«
    Frank antwortete mit einem angedeuteten Achselzucken, drehte sich um und betrat das Lokal. Obwohl Mike fast nicht mehr damit gerechnet hatte, riss sich auch Stefan vom Anblick des Streifenwagens los und folgte ihm.
    Mike betrat den Truckstop als Letzter. Stefan und Frank steuerten - gewiss nicht durch Zufall - einen Tisch am Fenster an, ganz am anderen Ende des Lokals. Mike dagegen schwenkte nach einem kurzen, suchenden Blick nach rechts und betrat die Toilette. Er ging zum Waschbecken, zerrte den improvisier-ten Verband herunter und ließ minutenlang eiskaltes Wasser über seine rechte Hand laufen. Im ersten Moment machte die Kälte es noch schlimmer, und der Schmerz wurde fast unerträglich, dann aber stellte sich der gewünschte Effekt ein, und seine Hand begann sich taub anzufühlen. Sie pochte immer noch, allerdings längst nicht mehr so schlimm wie zuvor. Erst als die Kälte sein Handgelenk erreicht hatte und langsam weiter nach oben zu kriechen begann, drehte er das Wasser ab, hob die Hand vors Gesicht und bewegte prüfend die Finger. Es ging, wenn auch nicht annähernd so gut, wie er es gerne gehabt hätte. Allein die Tatsache, dass er alle Finger bewegen konnte, deutete jedoch darauf hin, dass entgegen seiner Befürchtung nichts gebrochen war. Immerhin etwas.
    Er trocknete sich sorgfältig die Hände ab, verließ die Toilette wieder und ging mit bewusst langsamen Schr itten auf den Tisch am anderen Ende des Lokals zu. Stefan und Frank waren unübersehbar in einen heftigen Streit verwickelt. Sie hatten sich noch gut genug in der Gewalt, um ihre Stimmen zu senken, aber Stefans heftiges Gestikulieren und Franks finsterer Gesichtsausdruck sprachen Bände. Stefan war so aufgeregt, dass er ununterbrochen auf seinem Stuhl herumrutschte und unfähig schien, die Hände still zu halten; vor beiden stand bereits eine Tasse mit dampfend heißem Kaffee. Stefan rührte ununterbrochen mit einem Löffel darin, obwohl er weder

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