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Intruder 6

Intruder 6

Titel: Intruder 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatte oder ob das Ganze nichts weiter als eine weitere bösartige Finte des Wendigo gewesen war ...
    ... und etwas in ihm, jetzt, endlich, begann sich zu fragen, wer der Schamane eigentlich sei? Wie er es schaffte, dem Wendigo Widerstand zu leisten und warum seine Macht von der gleichen Höhle ausging wie die seines überlegenen Gege n-spielers; und ob er vielleicht nichts weiter als eine andere Manifestation des Wendigo war? Ein Spiel im Spiel, ein Hintertürchen, das der Wendigo nur deshalb aufstieß, um es im entscheidenden Moment zuschlagen zu können ...
    Der Schlag des Wendigo hatte Mike in die andere Welt des Schamanen entführt. Wie immer dies vonstatten gegangen sein mochte: Es schien keine messbare Zeit gekostet zu haben.
    Während Mike sich mühsam hochrappelte und in die Gege nwart zurückzufinden versuchte, ging der Kampf um ihn herum mit unverminderter Härte weiter.
    Strong griff den Wendigo mit einer unglaublich schnellen und kraftvoll wirkenden Kombination an. Doch der alte Indianer wich seinem Tritt mit einer fast spielerisch wirkenden Bewegung aus, und als der Stuntman zuschlug, hob der Wendigo blitzschnell den Arm, packte sein Handgelenk und verdrehte es mit einem so harten, kraftvollen Ruck, dass Mike das Brechen des Knochens deutlich hören konnte. Strong brüllte vor Schmerz und versuchte, sich loszureißen, aber der Wendigo hielt ihn erbarmungslos fest und riss noch einmal und stärker an seinem Handgelenk. Ein zweiter, splitternder Laut erklang und ging im gellenden Schmerzgeheul Strongs unter, dann wurde ein gurgelnder Laut daraus, als der Dämon mit der anderen Hand nach Strongs Kehle griff und sie zerquetschte.
    Endlich ließ er sein Opfer los. Strong taumelte zurück, fiel auf die Knie. Sein rechter Arm stand in vollkommen falschem Winkel vom Ellbogengelenk ab. Mit der linken Hand griff er nach seinem Hals. Er versuchte zu atmen, aber er es gelang ihm nicht. Er konnte nicht einmal mehr schreien. Alles, was er hervorbrachte, war eine Reihe grässlicher, blubbernder Laute.
    Einen Moment lang hockte er noch hin- und herwankend auf den Knien, dann stürzte er schwer zur Seite und blieb still liegen. Noch einen Moment später verstummten auch die schrecklichen Laute, die er von sich gab.
    Der Wendigo war bis zur Wand neben der Tür zurückgetaumelt und griff mit beiden Händen nach seinem zerschnittenen Gesicht. Die Wunde blutete mittlerweile so heftig, dass seine Züge nicht mehr zu erkennen waren. Er stand verkrampft da, als koste es ihn alle Kraft, sich überhaupt auf den Beinen zu halten. Er ist verwundbar, dachte Mike wie betäubt. Der Wendigo gab keinen Laut von sich, aber Mike spürte, welche Qualen die Kreatur litt. Auf eine geheimnisvolle Weise schie n er immer noch mit dem Anasazi- Dämon verbunden zu sein.
    Der Hass und die Wut in den Gedanken der uralten Kreatur waren schlimmer als je zuvor; darunter spürte er jedoch auch Pein und nie gekannte Qual. Ja, das Wesen war verwundbar.
    Aus irgendeinem Grund hatte es mit dem menschlichen Körper, in den es geschlüpft war, auch dessen Schwächen übernommen. Es war noch immer ungleich stärker und schne ller als jeder Mensch, aber es bestand nun aus Fleisch und Blut, das man zerschneiden und verströmen konnte.
    Und er war nicht der Einzige, der das begriff. Während Mike immer noch dastand und den Wendigo mit einer Mischung aus Entsetzen und ohnmächtigem Zorn anstarrte, erwachte endlich auch Bannermann aus seiner Erstarrung. Blitzschnell fuhr er herum, bückte sich und riss den Tomahawk aus der Leiche des toten Polizeibeamten. Mit einem gellenden Schrei richtete er sich wieder auf und drang, die Waffe mit beiden Händen hoch über dem Kopf schwingend, auf den Wendigo ein. Vielleicht ahnte er sogar, dass er keine Chance haben würde, aber ebenso wie Strong war er niemand, der kampflos aufgeben konnte.
    Der alte Mann hob die Hand, als Bannermann die halbe Distanz zu ihm hin überwunden hatte. Bannermann erstarrte.
    Mike konnte sehen, wie er alle Muskeln mit verzweifelter Kraft anspannte. Er stöhnte vor Anstrengung, doch die unsichtbare Kraft, die ihn hielt, war stärker. Langsam, zitternd, senkte er die Arme. Die Mischung aus Schrecken und Verwirrung auf seinem Gesicht machte allmählich aufkeimendem Entsetzen und dann purer Todesangst Platz. Seine Finger griffen um, schlossen sich nun um den klobigen Kopf des Tomahawks.
    Bannermann keuchte, und Mike konnte sehen, wie er noch einmal und mit noch größerer Verzweiflung allen Widerstand

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