Intrusion

Titel: Intrusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Elliott

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Geruch von altbackenem Brot erfüllte die Kammer.
    »Du könntest jeden Mann dazu bringen, dir ein Herrschaftshaus zu errichten«, meinte Aden nach einem Blick auf die karge Ausstattung.
    »Nicht, wenn mich seine Gemahlin zu Gesicht bekäme. Oder sonst eine Frau.«
    »Weshalb nicht?«
    »Weil sich meine Anziehungskraft auf Männer bei Frauen ins Gegenteil verkehrt. Sie würden mich am liebsten alle umbringen.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Sie lachte spöttisch. »Sie können nichts dafür, ebenso wenig wie die Männer. Selbst Großmütter, die friedlich bei ihrer Handarbeit sitzen, werden sich mit ihren Stricknadeln auf mich stürzen, wenn ich mich in ihre Nähe wage.« Sie setzte sich auf ein Kissen, holte aus einem der zugedeckten Körbe ein Stück Brot heraus und warf es ihm zu. »Außerdem sind nicht alle Männer so passiv wie du. Manche würden versuchen, mich mit Gewalt zu nehmen. Was ihnen alles andere als gut bekäme.« Sie lachte. »Verstehst du dich aufs Angeln? Nicht weit entfernt ist ein Bach. Ich habe Ruten und Leinen. Im Erdreich vor der Höhle findest du Würmer.«
    Aden zuckte mit den Schultern und setzte zu einer Antwort an, als er in der zunehmenden Helligkeit gleich neben dem Höhleneingang etwas unter einer dünnen grauen Decke liegen sah – eine klobige Masse mit verdächtig menschlichen Umrissen. Charm folgte seinem Blick und war mit einem Satz aufgesprungen. Ihr Kleid glitt zu Boden, und sie stand nackt vor ihm, mit einem herrlich makellosen Körper, glatt und weich. »Schau!«, sagte sie. »Schau mich an!«
    Aden wandte sich von ihr ab. Als er mit dem Fuß gegen die Erhebung stieß, vernahm er ein Geräusch wie das Klimpern von Münzen. Er bückte sich und zog die Decke weg. Der Tote war nicht sofort zu erkennen – nur der Helm und die Uniform verrieten, wen er vor sich hatte. Das Gesicht des Sergeants war verschrumpelt und ausgetrocknet wie alte Rinde. Die geschwärzten Lippen waren so weit zurückgezogen, dass sie die gebleckten Zähne freigaben. Adens Eingeweide verkrampften sich. Hastig deckte er den Leichnam wieder zu. »Schau mich an!«, sagte Charm noch einmal leise. »Ich werde dich nicht in meinen Bann ziehen, nicht jetzt. Aber wenn du mich willst – ich gehöre dir. Du wirst nicht wie er enden. Wenn ich das gewollt hätte, wärst du schon längst nicht mehr am Leben.«
    »Sieht so aus, als hätte ihm etwas den letzten Tropfen Feuchtigkeit aus dem Leib gesogen. Ich kann nicht sagen, dass er mir übermäßig leidtut. Der Kerl war selbst kein Muster an Mitgefühl. Aber was hast du ihm angetan?«
    »Nichts. Er scheint in den Wäldern verhungert zu sein. Das ist alles. Ich schleppte ihn hierher, um ihn heute Morgen würdig zu bestatten. So viel ist man einem Geschöpf schuldig, das eine Seele besitzt.«
    »Du hast nicht oft Gesellschaft, oder? Aber du wusstest nicht mehr, dass er in deiner Höhle lag. Ist das nicht auch etwas Abnormes? Einen Toten so ganz und gar zu vergessen?«
    »Ich habe ihn nicht umgebracht. Ich fand ihn vor zwei Tagen.«
    »Ich begegnete ihm heute Nacht.« Er ließ das Brot fallen, das sie ihm zugeworfen hatte. »War wirklich nett, dich kennenzulernen.«
    Sie trat hinter ihn, umklammerte ihn und presste ihre Brüste an ihn. »Schau! Schau mich an! Ich setze meine Magie nicht gegen dich ein. Ich gehöre dir. Du wirst der Erste sein. Der Erste, der mich bekommt, der mein wahres Ich kennenlernt. Nimm es! Nimm es dir!«
    »Ein anderes Mal vielleicht.« Er schob sie sanft von sich und trat vor die Höhle. Der Himmel war rosa-weiß und mit Wolken übersät.

KAPITEL 6
    Der Mechaniker
    Mehrere Meilen nördlich der Waldausläufer, in denen Aden auf der Suche nach einer Straße umherirrte, erhob sich ein einsamer Backsteinbau wie eine Insel inmitten von Waldwiesen, Hohlwegen, Bäumen und einem klaren, kalten Wasserlauf, der von den Bergen herabsprudelte. Der Hof erstreckte sich bis zu einem langen Hügelzug, der in ein Tal mündete. Dahinter ragte eine Bergkette auf, blau mit eisbedeckten Gipfeln; der Weltenmacher selbst war einst vom Himmel herabgestiegen und hatte die geschmolzenen Felsmassen zu Kegeln geformt und mit Schnee überpudert.
    Gegenwärtig aber würde ein Betrachter weder die herrliche Aussicht bewundern noch besondere Notiz von dem Mann nehmen, der die Hintertreppe des Hauses hinunterlief, obwohl dieser Mann nicht leicht zu übersehen war. Er hatte breite Schultern und einen Brustkorb, der an ein Fass erinnerte; ein Hüne, dem die Zeit nichts anzuhaben