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Intrusion

Intrusion

Titel: Intrusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Elliott
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humpelte davon und kehrte mit drei kleinen gerahmten Bildern zurück. Das erste war die Skizze eines Künstlers, der einen Moment lang das Gesicht des Weltenmachers erblickt hatte, als er durch die Wolken auf seine Schöpfung herabspähte. Die unzählige Male kopierte Zeichnung schmückte nun Wohnzimmer, Schulen, Arbeitsplätze, Ställe und Pubs. Es gab kaum einen Bürger, dem dieses Bild nicht vertraut war. »Ist das dein Großvater?«
    Aden betrachtete die Skizze. »Yeah. Als er noch etwas jünger war. So um die fünfzig vielleicht.«
    Der Priester hielt ein zweites Bild hoch. Es zeigte seinen Amtsvorgänger. »Ist er das auch?«
    »Auf gar keinen Fall. Sieht ihm überhaupt nicht ähnlich.«
    Kevas zeigte ihm ein weiteres Porträt des Weltenmachers, ein Bild, das nur wenige kannten. »Und das hier?«
    »Das ist er. Etwa in dem Alter, das er bei meinem letzten Besuch im Heim hatte.«
    »Ein normaler Mann um die siebzig?«
    »He, habt ihr Leute ein anderes Wort für ›Ja‹ als ich? Yes. Si. Oui. Hai. Okay? Alles klar? JA, VERDAMMT NOCH MAL, JA! DAS IST ER! «
    Die seltsamen Worte kamen dem Priester dämonisch vor, und er wich zurück, da er einen Bannfluch befürchtete. Mit einem Mal packte ihn der Zorn. Schwachkopf!, dachte er. Ein Mann um die siebzig! Der Weltenmacher kann doch nicht jünger sein als die Welt! Aber seine Stimme blieb ruhig. »Und wie findest du diese Welt, die dein Großvater schuf, Aden?«
    »Gut. Nichts dran auszusetzen. Mal abgesehen davon, dass unheimlich viele Leute ein Problem mit mir zu haben scheinen. Ihre Kirche ist der Wahnsinn. Spitzenmäßige Architektur. Ein Gott bei uns hätte das nicht besser hingekriegt.«
    »Nur noch ein paar Fragen. Mit welchen Leuten hattest du seit deiner Ankunft näheren Umgang?«
    »Mit einigen. Ich …« Er war im Begriff gewesen, Julius zu erwähnen.
    »Lady Mira?«
    »Nein.«
    »Julius?«
    »Hey, alles okay mit Ihnen? Ich fürchte, ich habe Sie irgendwie gekränkt. Wollte ich nicht.«
    »Kennst du Muse?«
    »Kennen? Eher nicht. Ich hab sie mal gesehen. Das ist alles.«
    Schwindler! Kevas dachte an die Unterhaltung, die er am Vortag mit Julius und Raydon geführt hatte. Lügt so locker und spontan. Beängstigend. »Hast du gestern den Aufschrei des Weltenmachers gehört?«
    »Nein.«
    »Nein? Bist du sicher?« In der Stimme des Priesters schwang Hohn mit. »Er war lauter als Donnerhall.«
    »Ich habe nichts gehört. Kann sein, dass ich eingeschlafen oder tot oder sonst was war. Fertig mit den Fragen?«
    Der Priester verstummte und starrte in die Ferne. Aden beobachtete die widerstreitenden Gefühle, die sich auf seinen Zügen spiegelten, obwohl er sie zu verbergen suchte. »Ich glaube, wir haben lange genug gesprochen«, sagte der Namenlose schließlich. Eine tiefgründige Veränderung ging mit ihm vor. Er lächelte. Kleine Fältchen in den Augenwinkeln gaben ihm das Aussehen eines freundlichen alten Mannes. »Tut mir leid wegen des Verhörs. Aber mit Omen kann man nicht vorsichtig genug sein. Und ein Omen bist du. Aber wohl keines, das Angst und Schrecken verbreitet.«
    »Geht schon klar«, erwiderte Aden. »Aber wie ich höre, wollen mir die Leute vom Schloss an die Eier.«
    »Oh, hier bist du vor ihnen sicher. Da ist nur noch eine Sache, die ich dir zeigen möchte. Eine allerletzte Sache, ja? Ein altes Mosaik in einem der anderen Räume. Stellt die Welt am Tag der Schöpfung dar. Ich würde gern von dir hören, was du davon hältst. Bitte, hier entlang …«
    Der alte Mann gab Aden mit einem Wink zu verstehen, dass er vorangehen solle, durch die Tür, einen Korridor entlang und eine Steintreppe in die Tiefe. Hier unten war es stockfinster. Nur ein paar flackernde Wandlaternen wiesen ihnen den Weg. Sie gelangten zu einem Raum voll seltsamer Pflanzen. »Hier hinein.«
    Aden hatte kaum zwei Schritte gemacht, als die Tür hinter ihm zuschlug. Ein Schlüssel knirschte im Schloss. »Iss keine Pflanzen!«, rief Kevas durch die Tür. »Und atme nicht zu nahe an den schwarzen Pilzen!«
    Aden sah plötzlich vor seinem geistigen Auge, wie Mister Gorr mit der Peitsche auf Corbert einschlug, und er hörte Corberts beruhigende Worte, dass der Priester harmlos sei. Schritte entfernten sich humpelnd von der Tür.

KAPITEL 13
    Das Vergessen
    Der Tod der Welt nahm in seinem unaufhaltsamen Näherrücken zwei neue Formen an. Die eine zeigte sich in einem Dorf namens Somerset und war, im Gegensatz zur anderen, auf die Charaktere von Nightfall und ihr Handeln

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