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Intrusion

Intrusion

Titel: Intrusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Elliott
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entfernte sich mit den unbeholfenen Bewegungen eines Idioten von dem nun leeren Bilderrahmen. Funken stoben auf, wo seine Füße das Erdreich niedertrampelten. Es näherte sich einem Baum am Rand der Lichtung, hieb ohne Sinn und Verstand mit einem Arm dagegen und riss einen breiten Streifen Nichts durch den Stamm. Zwischen Krone und Wurzeln klaffte plötzlich eine Lücke, aber irgendwie stürzte der Baum nicht in sich zusammen. Das Ding verschwand und nahm das elektrische Summen mit in die Tiefe des Waldes.
    Sie trat in die Lichtung hinaus. Ihre Hände zitterten heftig, als sie auf das Bild zuging. Die Leinwand war leer, verkratzt und zerfetzt. Die Fußspuren des Dings hatten sich erhalten, kleine Abgründe gähnender Leere, die eine torkelnde Linie ins Nirgendwo bildeten. Die obere Hälfte des Baumes, den das Ding attackiert hatte, hing in der Luft. Sie drückte mit der flachen Hand gegen den oberen Teil des Stammes. Er rührte sich nicht vom Fleck.
    Später würde sie sich fragen, wie lange sie so dagestanden und den Baum angestarrt hatte, den Baum und die Fußspuren, die ihr wie Bohrlöcher in ein tiefes Nichts erschienen. Sie handelte wie unter einem fremden Zwang, als sie auf die Lichtung hinauslief und Muses restliche Werke, die sie bis zu dieser Stunde nicht zu berühren gewagt hatte, in Fetzen riss. Erst im Morgengrauen floh sie von der Lichtung. Sie folgte der Fährte der Fußabdrücke, jeder einzelne ein kleiner Abgrund in das ewige Nichts.
    Tom erhob sich Augen reibend aus seinem Bett. Erschütterungen im Boden hatten ihn aus lebhaften Träumen über die alten Tage gerissen. Damals hatten er und Muse zusammengelebt und -gearbeitet, hatten die Zeit angehalten, um gemeinsam die Welt zu formen und mit Menschen und Tieren aller Art auszustatten. Seine Aufgabe war es gewesen, von Kontinent zu Kontinent zu springen und die harten Kanten der Landschaften abzuschleifen, sich in die Tiefen zu begeben und Edelsteine zu polieren, die vermutlich nie jemand finden würde. In jenen Tagen sahen Menschen die Hände des Weltenmachers, die sich vom Himmel herabsenkten und Gebirgsketten auftürmten; niemals aber sahen sie Tom mit Hammer und Meißel die Feinheiten erledigen, Höhlen und Tunnel graben oder die erste Saat pflanzen.
    Muse hatte seine Hand geführt, als er die Drachen malte. Sie waren sein Stolz und seine ganze Freude. Und die schweren, unheilvollen Schritte draußen im Hof konnten nur von Drachentatzen stammen. Aber es waren so viele – wumm, bumm, wumm  –, und sie unterhielten sich in einem gedämpften Knurren, als scheuten sie sich, ihn aufzuwecken. Das passte so ganz und gar nicht zu ihnen! Um richtig wach zu werden, schüttete er sich ärgerlich einen Schwall eiskaltes Wasser ins Gesicht.
    Sie hatten sich nie, nie zu zweit eingefunden – geschweige denn zu fünft, wie ihm ein Blick durch das Fenster verriet. Tom murmelte ein paar Flüche in seinen Bart und ließ den Vorhang zurückfallen. Zwei Goldene, zwei große Rote, dazu der junge blaue Eisdrache mit dem frostigen Atem, der ihn erst gestern besucht hatte. (Er hatte gar nicht gewusst, dass es noch Blaue gab.) Eben dieser Blaue war damit beschäftigt, die Schätze auszuspeien, die er verschluckt hatte. Mehrere Goldhäufchen lagen in den Ecken des Hofes, alle noch mit Drachenspucke überzogen. Das taten sie nur, wenn sie für immer die Gegend verließen.
    Tom ging die Verandastufen nach unten, starrte die großen Geschöpfe an und kratzte sich am Kopf. »Wäre einer von euch so freundlich, mir zu erklären, was zum Teufel …« Er unterbrach sich, als er sah, dass den beiden Goldenen jeweils das Schwanzstück fehlte. Er trat an eines der Tiere heran, um die Sache näher zu untersuchen. Der Drache knurrte warnend. Der Schweif war einfach zur Hälfte abgehackt. Kein Blut, keine Wunde. Als hätten sie die Schwanzspitze einfach nur …
    »Vergessen«, murmelte er und wandte den Blick den Bergen zu – oder vielmehr dorthin, wo sich noch am Vorabend die Berge befunden hatten. Sie waren weg. An ihrer Stelle erhob sich ein gigantischer, leicht nach innen gekrümmter Glaswall, der vom Boden bis zum Himmel reichte.

KAPITEL 14
    Kirche und Staat
    Der Ratgeber des Herzogs lächelte, wich jedoch seinem Blick aus und starrte stattdessen die Buntglasfenster des Predigtsaals an. »Der … äh … Burgfrieden zwischen Schloss Eisennetz und der Kirche … nun, sagen wir es mal so: In früheren Zeiten war der Burgfrieden die äußere Fassade, während die … ÄHM …

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