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Intrusion

Intrusion

Titel: Intrusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Elliott
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wirklich wichtigen Dinge im Geheimen ausgehandelt wurden. Vernünftige Priester damals. Offene Konflikte oder gar eine Militäraktion hätten wir uns nicht leisten können, oder? Eure Wachhunde, diese Dragoner, würden trotz der … äh … Verhaltensregeln in solchen Angelegenheiten angreifen. Trotz der Möglichkeit – Wahrscheinlichkeit? –, den Kampf zu verlieren.«
    Torak fummelte nervös am Schlangenstab herum. »Meinungsverschiedenheiten könnten stattdessen zu … ähm … Unfällen führen? Einzelnen Priestern, die Schwierigkeiten machen, könnten schreckliche Missgeschicke zustoßen. Schlangenbisse. Ein Sturz von hoch oben, hoppala. Allem Anschein nach Probleme mit dem … ähm … Herz. Offenbar gibt es ein paar ehrgeizige Jungpriester, die Euch Euren Posten neiden, ja? Drüben im Seminar, wie ich höre. Ihr versteht doch sinngemäß, was ich meine?«
    Der Namenlose war so geschockt, dass er nicht antworten konnte.
    Torak räusperte sich. »Wie du mir, so ich dir. Altes Sprichwort aus den Tagen, da man noch sehr genau auf das Gleichgewicht der Kräfte achtete. Aber das ist lange her. Genug geredet, finde ich. Vielleicht könntet Ihr mir den Gefangenen zeigen? Vorausgesetzt, es gibt ihn, und er ist keine – wie soll ich es ausdrücken? – Täuschung Eurer Erinnerung? Etwas, das Ihr zu sehen gehofft hattet, anstatt es tatsächlich zu sehen? Anschließend vielleicht ein kurzer Gedankenaustausch zwischen uns beiden? Ein offener, ehrlicher Dialog, in dem jeder sein Wissen preisgibt, erst Ihr, dann ich, falls uns noch genügend Zeit bleibt, was möglicherweise nicht mehr der Fall sein wird?« Torak gab dem Priester einen aufmunternden Schulterklaps, zog aber gleich darauf die Hand zurück und wischte sie ab.
    Kevas ging die Kellerstufen hinunter. Der Ratgeber des Herzogs folgte ihm so dicht wie ein Schatten. Zumindest weiß ich nun Bescheid, dachte er. »Unfälle«, dass ich nicht lache! Slythe ist käuflich, so viel steht fest. Im Moment gebe ich den Ketzer auf gar keinen Fall heraus. Torak hält mich für verrückt. Lassen wir ihn in dem Glauben!
    Kevas stockte keine Sekunde, als sie am Grünen Zimmer vorbeigingen. Stattdessen stieß er die Tür zu einer der alten Kerkerzellen auf und starrte mit offenem Mund die leeren Fußfesseln an. »Er war hier«, flüsterte er und streckte beschwörend die Hände aus. »Glaubt mir, er war hier …«
    Torak sah ihn forschend an, und sein Wangenmuskel begann zu zucken. Er setzte mehrfach zum Sprechen an, schien aber so wütend, dass er kein Wort herausbrachte. Kevas betete stumm, dass Aden nicht um Hilfe rufen oder gegen die Tür trommeln würde, als Torak am Grünen Zimmer vorbeirannte.
    Später wanderte Kevas nervös auf und ab und kaute an seinem Oberlippenbart. Er war erschöpft, aber eine Sache musste noch erledigt werden, ehe er sich zur Ruhe begab. Er suchte die Bibliothek der Großen Geister auf, wohl wissend, dass er noch viel länger wach bleiben würde, wenn er dort tatsächlich einen Rat erhielte. Er ging zwischen den Marmorsäulen umher und schaute zu den Glaskugeln auf, die um diese Zeit nur ganz schwach leuchteten. »Wacht auf!«, schrie er sie an. »Los, wacht sofort auf! Das gilt für euch alle.«
    Ein wildes Farbengewirr zuckte über die Wände. Lichter tanzten und verlagerten sich. In jeder Kugel verdichtete sich der Schein zu einem grellen Punkt, der sich auf ihn richtete wie ein Auge in seiner Höhle. Er spürte nichts von dem nahezu einhelligen Hass, der ihm entgegenschlug (ihm und jedem anderen, der die Macht hatte, die Geister freizusetzen, und sich weigerte, dies zu tun.)
    »Ich brauche euren Rat für ein Ereignis von ungeheuer Bedeutung«, erklärte Kevas. »Jeder, der mir zur Erleuchtung verhilft, soll seine ewige Ruhe erhalten, so er dies wünscht.« Es war eine Lüge, die er für Notfälle bereithielt. Er humpelte die Säulen entlang, und die bunten Lichtpunkte folgten ihm, während er mehr als eine Stunde in allen Einzelheiten berichtete, was geschehen war. Wäre er nicht so erschöpft gewesen, hätte er tagelang geredet.
    Als er endlich fertig war, legte er seine Hände auf eine tiefblau leuchtende Kugel. In ihrem Innern befand sich Tremlarvin, der Begründer der Weltenmacher-Kirche, der Entdecker dieser Art von Unsterblichkeit, der Erste, der seinen großen Geist freiwillig konservieren ließ, und der Erste, dem diese Gefangenschaft zur entsetzlichen Last wurde. Tremlarvin ließ sich auch diesmal nicht von seinem nun bereits

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