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Intrusion

Intrusion

Titel: Intrusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Elliott
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Aufgabe besteht darin, dich zu überzeugen, dass er keine Gefahr darstellt. Er ahnt sicher nicht, dass du die Worte eines Sehers vernommen hast, der sechs Jahrhunderte vor dir lebte. Es war klug von dir, mich aufzusuchen. Wir sind uns in vielen Dingen ähnlich.
    »Und Eisennetz?«
    Ich teile deine Ängste. Die weltliche Macht wird ebenfalls zuschlagen. Im Moment ist es besser, ihr zu gehorchen. Wir beobachten sie und warten ab. Wenn der Zeitpunkt des Handelns gekommen ist, werde ich dir helfen. Vielleicht musst du mich dann aus diesem Gefängnis befreien. Vielleicht werde ich einen Körper brauchen. Das ist nicht einfach zu bewerkstelligen, aber es lässt sich machen. Halte mich auf dem Laufenden. Schick sofort nach dem Meuchelmörder! Und erzähle keiner Menschenseele von unserem Gespräch. Du weißt, dass die Heiden meinen Motiven misstrauen würden.
    Aden fand auf schmerzhafte Weise heraus, dass seine Schulter nicht kräftig genug war, die Tür aufzubrechen, und seine Schulter warf ihm den Selbstversuch bei jeder Bewegung vor, die er machte. Also saß er möglichst reglos da, mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt, horchte auf Schritte im Korridor und fühlte sich rundherum elend.
    Ihm fehlte plötzlich sein Zuhause. Ihm fehlte das Leben, das richtige Leben. Hier und da war seine Vergangenheit aufgeflackert, in immer neuen Spielarten: der Drogenabhängige, der von Zwängen Geplagte, mit allen Symptomen wie Fingertrommeln, Händewaschen und diversen anderen Eigenheiten … und immer wieder die Version, dass er seinen Eltern Geld gestohlen und verzockt hatte, dass er feige aus dem Leben geschieden war, anstatt die Schande auf sich zu nehmen. Er war außerdem aus Liebeskummer gestorben, und weil er jemanden im Suff überrollt und Fahrerflucht begangen hatte oder weil er während der Fahrt eine CD gewechselt und dabei zwei Leute übersehen hatte, die gerade die Straße überquerten. Eine wenig schmeichelhafte Variante zeigte ihn als Sexfetischist, der dabei erwischt wurde, wie er in die Wohnung einer guten Bekannten einbrach und die Schublade mit ihrer Unterwäsche durchwühlte. (Man hatte ihn verhaftet, sein Foto in der Lokalzeitung veröffentlicht und ihn mit diversen Vergewaltigungen in der Nachbarschaft in Verbindung gebracht, worauf sein Leben verdientermaßen ruiniert war.) So verrückt es anmutete, endeten all diese Szenarios, auch jene im Gefängnis, mit Selbstmord im Badezimmer seiner Eltern. Und sein Vater war, direkt oder indirekt, stets die Ursache allen Übels.
    Die Alltagsdinge waren es, die ihm fehlten. Vertraute Dinge wie ein Kinobesuch, die Sportschau im Fernsehen, ein Joint mit Freunden, ein wenig Musik machen. Computerspiele. Bücher. Mit den Hunden im Park spazieren gehen und Fußball spielen. Alles vorbei. Und nicht die geringste Möglichkeit, sich hier ein neues Leben aufzubauen. Zum Klang von »There’s no place like home« die Hacken zusammenzuschlagen. Es verblüffte ihn, dass er damals nicht begriffen hatte, was er da wegwarf, ein Wunder, ein Geschenk, unwiederbringlich und über die Maßen kostbar, selbst in Zeiten, da es ihm total schlecht ging.
    Und nun befand er sich in einem neuen Rollenspiel, war umgeben von Freaks und Zauberern, von Männern, die mit Drachen kämpften. Er quälte sich, dass er es versäumt hatte, jene Familie zu retten, obwohl ihm das möglich gewesen wäre, dass er ein paar Sekunden zu lange gewartet und wie betäubt den Meuchelmörder bei seinem Tun beobachtet hatte. Jetzt kam es ihm so vor, als hätte der Killer ihn getestet, als hätte er herauszufinden versucht, welche besonderen Kräfte in ihm, Aden, steckten. Slythe hatte behauptet, die Menschen seien nicht echt. Getrieberädchen. Austauschbar. Ein Teil in seinem Innern fand einen schwachen Trost in dieser Vorstellung, als enthielte sie einen wahren Kern.
    Er konnte nichts tun, als den erdigen Geruch des Grünen Zimmers und das sonderbar chemische Aroma der Pflanzen einzuatmen. Stunden vergingen. Wie viele es waren, ließ sich im Halbdunkel nur schwer abschätzen. Hin und wieder flüsterten die Pflanzen, obwohl im Raum kein Luftzug herrschte. Manchmal versetzten sie einander einen leichten Klaps, wie unglückliche Zellengenossen. Er baute mit Liegestützen Energie ab, bis er einschlafen konnte. Als er aufwachte, entdeckte er zu seiner Überraschung, dass er nicht allein war.
    Ihm gegenüber saß der seltsame Mann, den er zum ersten Mal an jenem Morgen gesehen hatte, als die Zeit stillstand. Der Mechaniker. Sein

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