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Intrusion

Intrusion

Titel: Intrusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Elliott
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fünfhundert Jahre währenden stummen Protest abbringen.
    Als Nächstes versuchte es Kevas mit der mattgrünen Kugel, in der Zanzi Kuso, der größte Naturgelehrte, den die Welt je hervorgebracht hatte, eingeschlossen war. Als er seine Hände auf das Glas legte, begann das Licht im Innern heftig zu wallen und zu pulsieren. Zanzis ruhige Stimme durchdrang seine Gedanken. Ich brauche zwanzig Minuten, um über diese Sache nachzudenken. Bring den jungen Mann hierher und gestatte mir, einige Fragen an ihn zu richten, ehe du ihn abschlachtest. Ich warnte die Welt noch zu meinen Lebzeiten vor deinesgleichen. Niemand schenkte mir Gehör. Nun hältst du mich hier gefangen, unbeachtet in alle Ewigkeit. Töte mich! Du willst doch nur, dass ich deinen Verdacht bestätige. Das werde ich nicht tun. Aber du kannst auf meine Objektivität zählen, denn mir ist es gleich, ob diese Welt mit dir zusammen verkümmert und stirbt, Kevas Rem, oder ob sie blüht und gedeiht. Bring mir deinen »Ketzer«, dessen einziges Verbrechen vermutlich seine Ehrlichkeit war. Ich werde bald eine Antwort haben. Falls du dein Versprechen von der ewigen Ruhe nicht einhältst – und ich erkenne eine Lüge am Klang der Worte –, dann werde ich Rache nehmen. Ich besitze vielleicht keine Hände, aber ich bin nicht völlig hilflos. Oder glaubst du, ich tue hier nichts anderes, als Tag für Tag auf einem imaginären Brett Tic Tac Toe zu spielen? Ich habe lange und gründlich über Rache nachgedacht. Ich habe Pläne ausgetüftelt. Mir die ewige Ruhe zu gewähren, wäre für alle Beteiligten am sichersten. Ich weiß, dass du dich danach sehnst, in unsere Reihen aufgenommen zu werden, wenn du stirbst. Deshalb verrate ich dir dies: Es gibt bei uns bestimmte Formen des Kämpfens – Möglichkeiten, die anderen Gefangenen zu quälen. Und ich beherrsche sie alle meisterlich. Frag Sivanas! Ich werde dir jeden Moment zur Hölle …
    Kevas löste die Hände von der Kugel und verdrängte sorgsam alles, was er gehört hatte. Von fünf der übrigen Geister, die er beschwor, erhielt er ähnliche Reaktionen. Der Rest blieb stumm. Er begab sich in den abgelegensten Winkel der Bibliothek und hielt vor einer Kugel an, deren weißes Licht wie durch Nebel verhüllt erschien. Sie hielt Sivanas, den Propheten des Blutvergießens, gefangen.
    Kevas presste die Handflächen gegen das Glas und gestattete Sivanas, sich seines Geistes zu bemächtigen. Hinter seinen geschlossenen Augen sah er eine weiße, mit kostbaren Ringen geschmückte Hand, die sanft Gedanken wendete wie die Seiten eines Bilderbuchs, bestimmte Szenen aufnahm, sie genauer betrachtete, zerlegte und wieder zusammensetzte. Endlich sagte eine seidenweiche Stimme: Danke, dass du meinen Rat suchst. Das war klug von dir, Namenloser, sehr klug. Deine Sorge ist berechtigt. Hast du die Essays meines Vorgängers gelesen? Sie handeln von der Ankunft eines Weltenmacher-Gegenspielers, der ihm dem Vernehmen nach in einer Vision erschien. Wenn die Welt ihrem Untergang entgegensteuert, so lautet seine Prophezeiung, wird ein Fremder kommen und große Kluften des Nichts in unser Dasein reißen. Albträume sind seine Nahrung, und er kann nicht sterben. Torak sagte dir, dass der junge Mann von den Toten auferstand – er hat vermutlich recht. Sprich mit seinem Killer und hör genau zu, was er zu berichten hat.
    »Was plant er?«, fragte Kevas mit heiserer Stimme.
    Er hat die Absicht, den Weltenmacher zu erschlagen. Indem er diese Welt Stück für Stück vernichtet, will er ihren Schöpfer persönlich hierher locken und ihn zum Kampf zwingen. Und er wird den Sieg davontragen, wenn wir nicht handeln. Ich bin bereit, dir zu helfen und der Kirche zu dienen. In der Vergangenheit habe ich für die Kirche getötet, obwohl dadurch mein Name in den Schmutz gezogen wurde. Ist dir klar, dass man mich nur in diese Kugel einschloss, um mich zu foltern? Sie hielten Flammen an das Glas und fügten mir Brandwunden zu. Ich ertrug es. Ich vergab ihnen. Nur die Hoffnung, der Kirche wieder dienen zu können, hielt mich aufrecht. Gib mir meine Chance! Ich als Einziger unter diesen »Weisen« akzeptiere meine ewige Pflicht und nehme sie freudig auf mich .
    »Bin ich heute Nacht sicher mit diesem … diesem Ding unter meinem Dach?«
    Das lässt sich schwer sagen. Schick sofort nach dem Meuchelmörder, dann richte dir ein Schlaflager in diesem Raum ein und verriegle die Tür! Der Ketzer benötigt Zeit, um seine Pläne in die Tat umzusetzen, und seine erste

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