Invasion 01 - Der Aufmarsch
ziemlich genau. Ich würde vorschlagen, dass Sie sich ein Stück weiter vom Rand der Gefechtszone zurückziehen, ehe Sie an die Oberfläche gehen.« Das AID markierte mutmaßliche Positionen mit geringer Posleen-Dichte.
»Gut. Wo ist der nächste Kanalisationsschacht?«, erkundigte sich Mike. »Wir müssen hier raus.« Er hielt kurz inne, bis er das Gehörte ganz verarbeitet hatte. »Hey«, brauste er dann auf, »wie, zum Teufel, hast du das jetzt herausgefunden? Vor dem Angriff hast du es nicht gewusst!«
»Was meinen Sie?«, fragte das AID.
»Als wir auf den Angriff der Posleen gewartet haben, konnten wir nur bruchstückhafte Informationen von den Indowy und den Himmit bekommen.«
»Sie meinen die Lagebesprechung des Bataillons«, sagte das AID.
»Ja«, erwiderte Mike immer noch verstimmt.
»Sie haben mich ja nicht gefragt«, beklagte sich das AID. Mike bildete sich ein, ein halb unterdrücktes Schniefen zu hören.
Mike dachte über die Aussage des AID nach und hätte plötzlich am liebsten alles hingeworfen. In Augenblicken wie diesen hasste er die Anzüge. Wenn er jetzt nicht in einer halben Tonne Ceramet und Piastahl mit einem acht Zentimeter dicken Helm gesteckt hätte, hätte er sich mit der Hand gegen die Stirn schlagen, mit dem Kopf gegen die Wand rennen oder wenigstens den Kopf schütteln können. So musste er starr wie eine Statue dastehen, als ihn der Adrenalinschock durchpulste, den die Erkenntnis ausgelöst hatte, was für ein grenzenloser Idiot er doch gewesen war. Er atmete tief durch, und als er dann die Luft wieder von sich blies, erzeugte das in seiner Mundhöhle einen leichten Gegendruck. Das war das Höchstmaß an körperlicher Reaktion, zu der er im Augenblick fähig war.
»Michelle, lieferst du ständig Berichte?«, fragte er müde.
»Nein, die Einheit befindet sich unter Emissionskontrolle, ich sende nur lokal.« Das lokale Sendesystem des Anzugs benutzte gerichtete Pulse monoperiodischer Subraumsendungen. Die Sendungen wurden in einem verteilten Netz durch die ganze Gruppe weitergeleitet, ähnlich wie Datenpakete im Internet. Da die Sendung einfach von einem Anzug zum nächsten sprang, war die Energie äußerst gering, und die Wahrscheinlichkeit, angepeilt oder abgehört zu werden, betrug praktisch Null. Wenn ein Posleen die Sendung abfangen konnte, bedeutete das, dass sie sich bereits in fast unmittelbarem Kontakt befanden.
»Okay.« Manchmal benutzten die Posleen anscheinend Peilverfahren, die Vorgehensweise war daher vernünftig. »Gut, wenn wir das nächste Mal mit weiter oben in Kontakt sind, und das wird bald sein, gibst du einen ausführlichen Bericht durch. Und diese Kleinigkeit erwähnst du auf jeden Fall. Also, was ist jetzt mit den Abwasserschächten?«
»Es gibt keine größeren Abwasserschächte, Sir. Es gibt Schächte für toxische Chemikalien, aber ich rate davon ab, sie zu benutzen; sie könnten im Laufe der Zeit Ihre Panzerung beschädigen.«
»Schön, und wie stellen wir es dann an, hier rauszukommen?«, fragte O'Neal verblüfft. Michelle hatte deutlich erkennen lassen, dass sie einen Plan hatte.
»Durch die Wasserleitungen«, erklärte das AID.
»Das System ist dicht. Wenn wir den Pfropfen aufbrechen, spritzen wir wie Kirschkerne nach draußen und schaffen es nicht wieder reinzukommen. Können wir das Wasser abstellen?«, fragte er. Er studierte die Anordnung der Wasserleitungen. Das Wasser floss vom Meer durch am Ufer verteilte Aufbereitungsanlagen herein. In diesen Aufbereitungsanlagen wurden Plankton und Mineralstoffe aus dem Wasser herausgefiltert und für späteren Gebrauch gelagert, während das gereinigte Wasser in die Megalopole gepumpt wurde. Obwohl der Großteil der lebensnotwendigen Produkte innerhalb der Megalopole recycelt wurde, ging doch eine nennenswerte Wassermenge durch direkte Verdunstung verloren, sodass ein riesiges Versorgungssystem gebraucht wurde. Die Tunnels durchzogen den gesamten Stadtkomplex und bildeten ein kompliziertes Netzwerk.
»Wir können den Wasserfluss nicht absperren«, antwortete das AID und arbeitete die Fragen in umgekehrter Reihenfolge ab. »Die Posleen haben den größten Teil der Pumpsysteme zwischen hier und dem Meer unter ihre Kontrolle gebracht und bereits damit begonnen, ihre eigenen Hardware- und Softwaresteuerungen zu installieren. Außerdem bekämen wir es, selbst wenn wir die Pumpstationen abschalten würden, mit den Rückflüssen aus den verschiedenen Megascrapern zu tun.«
»Und wie kommen wir dann
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