Invasion 01 - Der Aufmarsch
anmerken.
»In eineinhalb Minuten werden die restlichen Ladungen hochgehen«, fuhr er nicht sonderlich laut, aber mit weithin hallender Stimme fort. In der Ferne war Gewehr- und Artilleriefeuer wahrzunehmen – eher zu spüren als zu hören –, und dazu kam das ständige Tröpfeln von Wasser aus aufgeplatzten Rohren. »Wenn es so weit ist, setzen wir unsere Beobachtung mit unseren Helmsystemen fort. Deshalb haben die Scouts die Flackeraugen verteilt, und auch um zu sehen, ob es irgendwelche planmäßigen Reaktionen auf unseren kleinen Vorstoß gibt.« Er hatte das Gefühl, vor Müdigkeit gleichsam zu schweben, und fragte sich, was wohl passieren würde, wenn seine Konzentration jetzt nachließ. So wie die ihn ansahen, hätte es ihn nicht gewundert, wenn sie beim geringsten Anzeichen von Schwäche wie ein Wolfsrudel über ihn hergefallen wären.
»Wenn die Gebäude stürzen, sollten die gepanzerten Einheiten zur Front durchbrechen können. Sobald sie die Linien durchbrochen haben, schleichen wir uns selbst zurück und genießen ein wenig wohl verdiente Ruhe.« Er lächelte müde über den halbherzigen Beifall, den er dazu bekam. »So, und jetzt Helme auf, es sei denn, Sie wollen das große Spektakel verpassen.« Er duckte sich wie eine Schildkröte unter seinen Helm. Die Augen seiner Leute ruhten immer noch auf ihm, aber wenigstens musste er sie jetzt nicht mehr sehen.
»Michelle, Verbindung mit General Houseman.«
»Okay, Mike.« Störgeräusche waren zu hören. General Houseman musste seinen Befehlsposten verlassen haben, deshalb wurde die Verbindung über eine reguläre Armyfrequenz aufgebaut.
»O'Neal? Warum dauert das so lange?«, fragte der General ungeduldig. Mike konnte im Hintergrund das an das Rollen von Güterzügen erinnernde Wummern von Artillerie hören und dazu das Presslufthammergeräusch eines schweren Maschinengewehrs.
»Die Ladungen sind an Ort und Stelle und gehen jetzt gleich hoch, Sir«, antwortete Mike nach einem Blick auf die Uhr, die den Countdown anzeigte. »Es hat ein paar kleine Probleme gegeben.«
»Yeah, wir haben über die Monitore gesehen, was die mit den Shuttles gemacht haben. Waren das Sie, als Sie Ihre Position verlassen haben?«
»Yes, Sir.«
»Nichts übertreiben, Junge, das wird ein langer Krieg.«
»Ja, Sir.« Mike hatte keine Lust, über eine offene Leitung die ungeheure Welle von Wut zu schildern, die ihn in jenem Augenblick überflutet hatte.
»Wann gehen die Dinger hoch?«
»In … fünfundzwanzig Sekunden«, antwortete Mike. Er teilte den Bildschirm, um die eingekesselten Divisionen sehen zu können. Die Zahlen auf seinem Display sahen nicht sonderlich gut aus.
»Na schön, die Panzereinheiten können die Unterstützung wirklich gebrauchen. Viel Glück, Junge, weitermachen.«
»Roger, Sir. Airborne.«
»Ende.«
Mike schaltete das Bild von den Fernsensoren auf die Helme des Platoons, sodass jede Gruppe ihr eigenes Gebäude sehen konnte. Im oberen Quadranten war ein Countdownzähler. Genau bei Null schoss ein Schwall von Staub, Feuer und nicht genau definierbaren Gegenständen aus den unteren Geschossen der gewaltigen Türme. Dann fingen sie langsam an zu kippen, fielen immer schneller und krachten schließlich in einem Regen von Schutt, Staub und Trümmerteilen zusammen.
Lautes Beifallsgeschrei hallte über das Platoonnetz, Gelächter, erleichterte Flüche. Bis zu diesem Augenblick war Mike nicht klar gewesen, wie stark sie gezweifelt hatten. Nur einige wenige von ihnen hatten daran geglaubt, dass die gewaltigen Bauwerke wirklich einstürzen würden. Er schüttelte den Kopf, wunderte sich, dass sie sich nicht einfach nach hinten in Luft aufgelöst hatten.
Er verdrängte den Gedanken und wies seine Unteroffiziersdienstgrade an, die Leute zum Abmarsch zu formieren. Als das Platoon sich in Richtung auf die Schleusen in Bewegung setzte, aktualisierte er die Darstellung des Kessels. Dann musste er Michelle fragen, ob das Bild, das sich ihm bot, auch stimmte.
Es gab zu viele Aufbrüche in der Kette. Die Kämpfer in dem eingekesselten Gebäude waren ein kunterbunt aus fünf verschiedenen Ländern zusammengemischtes Gemenge. Obwohl der Weg nach draußen frei war, konnte keine der Einheiten den Panzergrenadieren an der Bruchstelle des Kessels zu Hilfe kommen, zum einen, weil zu viele Posleen durchgebrochen waren, zum anderen auch wegen der teilweise gestörten Fernmeldeverbindungen.
In jenem kurzen Blick auf seine Monitore sah Lieutenant O'Neal das Ende seines
Weitere Kostenlose Bücher