Invasion 01 - Der Aufmarsch
wir ab, bis uns ein weiteres Himmit-Schiff vier Monate nach der Landung abholt. Wenn wir das auch verpassen, Leute, dann stecken wir ganz gewaltig in der Scheiße und sind dann völlig auf uns allein gestellt. Das nächste Schiff ist das mit den Expeditionsstreitkräften, und das ist erst in zwei Jahren fällig.« Er hielt kurz inne und warf einen Blick auf die Notizen, die er und Ersin sich gemacht hatten. Sie waren nicht sehr detailliert, bei einem Team wie diesem blieb eine Menge der Improvisation überlassen.
»Ein paar Einzelheiten noch. Wir werden schwer laden. Die Nahrung auf dem Planeten wird nicht essbar sein, aber wir werden persönliche Verarbeitungsgeräte haben, um uns von der örtlichen Tier- und Pflanzenwelt zu ernähren.« Er lächelte, als er die finsteren Blicke seiner Teammitglieder sah. Jeder von ihnen hatte in seiner Laufbahn schon einmal Bekanntschaft mit ›Ernährung vor Ort‹ gemacht, und das war alles andere als angenehm; Ellsworthy rümpfte die Nase. »Wenn wir das Himmit-Tarnkappenschiff als Operationsbasis verwenden können, kommt es nicht dazu.«
»Trotzdem werden wir bei jedem Landeinsatz gewisse Dinge mitnehmen müssen, die nach Aussage unserer Wissenschaftler nicht konvertibel sind, also Vitamine und bestimmte Aminosäurekombinationen, für die unsere Konverter nicht geeignet sind. Und obwohl das nach nichts besonders Schwerem klingt, kommt doch einiges zusammen, wenn man einen Fünf-Monats-Vorrat mit sich herumschleppen muss. Außerdem wollen wir wenn möglich überhaupt keinen Kontakt, aber darauf werden wir unseren Plan nicht aufbauen. Ihr seid alle große Jungs und Mädchen, also sollten Sie selbst entscheiden, was Sie mitnehmen wollen. Und ich empfehle schwere Waffen: mit einem M-16-Karabiner richten wir gegen diese Dinger nichts aus.
Das wäre für jetzt alles. Wir sehen uns morgen wieder und fangen dann mit der Ausbildung und der Geräteausgabe an. Ersin kümmert sich um Unterbringung und Terminpläne.« Mit diesen Worten stand er auf und verließ den Raum. Sollten sie ruhig da bleiben und sich den Kopf darüber zerbrechen, ob der Frosch sie immer noch beobachtete.
High lust and forward bearing,
Proud heart, rebellious brow –
Deaf ear and soul uncaring,
We seek Thy mercy now!
The sinner that forswore Thee,
The fool that passed Thee by,
Our times are known before Thee –
Lord, grant us strength to die!
– Rudyard Kipling
Vermessenheit und Dünkel,
stolzes Herz, rebellischer Sinn –
taubes Ohr und blinde Seele,
erfleh'n wir Gnade fürderhin.
Der Sünder, der dir abschwor,
der Narr, der dich verriet,
Herr, du kennst es, unser Leben –
gib für den Tod uns Kraft.
5
Fort McPherson, Georgia, Sol III
1115 EDI, 18. März 2006
Als sich die erregt durcheinander redenden Uniformierten und Zivilisten erhoben und dem Ausgang des Auditoriums zustrebten, bedeutete General Horner Mike mit einer Handbewegung, sich wieder zu setzen. Er wartete, bis das Gros der Zuhörer sich entfernt hatte, und sah sich um. Ein paar weitere Teamchefs hatten ebenfalls Mitglieder ihrer Teams für improvisierte Besprechungen zu sich gerufen, und er musste innerlich grinsen. Die Flaggoffiziere, er selbst eingeschlossen, fanden sich ausnahmslos in unangenehmem Maße überfordert. Sie hatten gelernt gegen Menschen zu kämpfen, und keiner von ihnen hatte je ernsthaft in Betracht gezogen, gegen außerterrestrische Streitkräfte antreten zu müssen. Die bloße Vorstellung solcher Kampfhandlungen war absurd, zumindest hatten sie das geglaubt, ein überholtes Szenario aus irgendeiner Schublade im Pentagon, ausgedacht von einem verrückten Gehirntrust des Kalten Krieges.
Aber jetzt mussten sie genau das lernen, mussten dieses lächerliche Szenario abstauben, und Horner fiel plötzlich die alte Binsenweisheit ein, dass man einem alten Hund keine neuen Kunststücke mehr beibringen kann. Diese Science-Fiction-Spinner, so wie dieser Höhlenbewohner, den er zu sich gerufen hatte, waren zwar vermutlich alles Spinner, aber sie hatten wenigstens ein bisschen über einen Notfall dieser Art nachgedacht und waren deshalb plötzlich ihr Gewicht in Gold wert.
Er sah nur zwei Teamchefs, die mit anderen Militärs redeten – die anderen standen alle mit Zivilisten zusammen. Die meisten von ihnen wussten also immerhin, wo etwas zu holen war.
Als er sich vergewissert hatte, einigermaßen ohne lästige Lauscher reden zu können, wandte er sich seinem ehemaligen Untergebenen zu. Mike hatte die Unterlagen
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