Invasion 01 - Der Aufmarsch
im Zweifelsfall alle zusätzlich einspringen. Außerdem ist das ja ein Aufklärungseinsatz und kein Kommandounternehmen, also brauchen wir keine Waffen«, grinste der mit Narben übersäte Veteran.
Ersin schnaubte. »Dann gehst du wohl unbewaffnet?«
Wenn man auf Solo-Aufklärung ging, war das durchaus nicht unüblich, aber für ein ganzes Team kam es nicht infrage.
»Du kannst deinen Arsch darauf verwetten, dass ich das nicht werde. Ich hoffe natürlich, dass wir keinen einzigen Schuss abgeben müssen, aber ich werd mir die schwerste Knarre mitnehmen, die wir auftreiben können. Hoffentlich macht Trayner mit diesen Blanko-Anforderungen kein Theater. Wir werden ein paar Spezialwaffen brauchen. Dabei fällt mir übrigens ein, wir brauchen noch zwei zusätzliche Plätze.«
»Lass mich raten. Einer davon ist ganz bestimmt Trapp, richtig?« Ersin schien sich an etwas zu erinnern und fuchtelte dem Sergeant Major mit den Fingern vor der Nase herum wie ein Zauberkünstler. »Wir brauchen jemanden für den Einsatz dicht vor Ort. Und weil wir gerade dabei sind: Wir brauchen vor der Landung genauere Informationen über die Physiologie dieser Dinger. Wer sonst noch?«
»Keine Ahnung. Vielleicht noch ein Techniker?«
»Was passiert, wenn wir den Kontakt abbrechen müssen?«
»Oh. Okay.« Ersin überlegte einen Augenblick und nahm dazu wieder einen Schluck Bier. Sein ganzes Gesicht war dabei in Bewegung, wie ein Nagetier, das mit seinem Schnurrbart zuckt. »Scharfschütze?«
»Ja. Aber wer?«, fragte Jake und schob dabei eineAugenbraue hoch. Offensichtlich dachte er an jemand Bestimmten.
»Fordham«, sagte Ersin wie aus der Pistole geschossen.
»Nee. Der ist gut, aber hast du schon mal von Ellsworthy gehört?«
Ersin verzog das Gesicht. »Ich weiß nicht, Jake. Eine Frau?«
»Hast du dieses Luder schon mal schießen sehen?« Jake grinste. Bei seinen zahlreichen Narben machte das eine Horrorfratze aus seinem Gesicht.
»Nein, aber ich habe von ihr gehört. Bannon hat sie in Quantico kennen gelernt. Die nennen sie ›The Spook‹.« Wieder zuckte es in Ersins Gesicht. Er hielt offenbar nicht viel von Mosovichs Vorschlag.
»Wenn die hinter mir her wäre, wüsste ich niemanden, vor dem ich mehr Manschetten hätte. Es gibt 'ne ganze Menge Leute, die ernsthaft versucht haben, mich umzulegen und die mir trotzdem nie schlaflose Nächte bereitet haben, aber wenn die Tussi je auf mich sauer wäre, würde ich anfangen, mir mein eigenes Grab auszuheben.«
»Du bist der Boss, Boss«, sagte der Sergeant First Class mit offensichtlichem Widerstreben.
»Darauf kannst du einen lassen.«
Sieben Männer und eine Frau saßen oder standen in einem kleinen, spärlich beleuchteten Raum tief im Inneren des J. F. Kennedy Special Warfare Command Headquarters in Fort Bragg, North Carolina. Sie trugen vier verschiedene Uniformen und eine Vielzahl von Einheitsabzeichen. Jeder Einzelne von ihnen war ein erfahrener Spezialist, und die meisten von ihnen hatten Kampferfahrung. Verheiratet war im Augenblick niemand. Sie vertraten hier die Marines, die Army und die Navy. Nur einer von ihnen hatte andeutungsweise eine Vorstellung von dem, was ihnen bevorstand.
Sergeant Major Mosovich kam mit einer Minute Verspätung und ging ans Kopfende des Besprechungstischs. Als er sich setzte, zogen sich die anderen ihre Stühle heran und bauten sie rings um den alten Konferenztisch auf, wobei einige ihr Gespräch fortsetzten.
Einer davon war ein blonder Hüne in der Uniform eines Staff Sergeant der Special Forces; er war mindestens einen Meter fünfundneunzig groß und hatte etwas von einem Panzer an sich. Im Augenblick diskutierte er mit einem drahtigen Petty Officer mit dem SEAL-Abzeichen am Oberarm über Techniken des Messerkampfes. Der Petty Officer lachte und zeigte dabei zwar ein paar Zahnstummel, war aber ansonsten sichtlich unbeeindruckt. Seine Unterarme waren so dick, dass man unwillkürlich an die Comicfigur Popeye denken musste, und seine Hände und Handgelenke waren von Narben übersät.
Ein hoch gewachsener, irgendwie weich wirkender Sergeant First Class der Special Forces mit einem Van-Dyke-Bart führte eine einseitige Unterhaltung mit der einzigen Frau im Raum. Mit ihrem langen, schmalen Gesicht, dem üppigen, kurz geschnittenen kastanienbraunen Haar und den dunkelgrünen Augen sah sie ausgesprochen gut aus. Sie trug eine gut geschnittene Uniform eines Staff Sergeant der Marines, ihr Uniformjackett, auf dem keinerlei Auszeichnungen zu sehen
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