Invasion 01 - Der Aufmarsch
erwiderte der Beschaffungsbeamte trocken. »Mit allem war ein Begriff verbunden, den wir als ›Preis‹ interpretiert haben, und den die AIDs auch so übersetzt haben. Eine genauere Übersetzung würde ›Belastung‹ oder ›Schuld‹ lauten. Wenn man nicht ungeheuer wohlhabend ist, muss man, um die einfachsten Gegenstände zu erwerben, ein Darlehen von den Darhel aufnehmen.« Die Andeutung eines Lächelns zuckte um seine Lippen. Es gibt keinen Beschaffungsbeamten, der sich nicht zumindest ein ganz kleines bisschen für ein wirklich gut ausgedachtes Gaunerstück begeistern kann.
»Und das gilt für die ganze Föderation?«, fragte der Marschall und versuchte sich eine Vorstellung von den zugrunde liegenden Zahlen zu machen. Es war eine atemberaubende Vorstellung.
»Ja. Und das Darlehen wird auf eineinhalb Jahrhunderte ausgegeben. Und verzinst.« Der Beschaffungsbeamte zuckte die Achseln wie ein Franzose. »Auf der anderen Seite muss man natürlich sagen, dass die Produkte nie kaputtgehen und auch für die gesamte Laufzeit des Darlehens garantiert sind.«
»Die Schiffe?«, fragte der Provinzkommandant und kam damit auf das wichtigste Thema.
»Das war der Punkt, der uns schließlich Klarheit verschafft hat. Die Indowy müssen eine Hierarchie haben, die noch komplizierter ist als das unser Kaiserhof vor hundert Jahren war. Ein Indowy wählt sich einen Arbeitsbereich, oder es wird einer für ihn gewählt, wenn er noch sehr jung ist, in einem Alter, das in menschlichen Begriffen etwa vier oder fünf Jahren entspricht. Die komplizierteste Hierarchie und die höchste Bezahlung gibt es bei den Schiffbauern. Jedes einzelne Teil eines Schiffes, von den Rumpfplatten bis hin zu den kleinsten Schaltkreisen, wird vom Konstruktionsteam, gewöhnlich einer Großfamilie, hergestellt. Das Rohmaterial lässt man anliefern, und heraus kommt das fertige Schiff. Jedes einzelne Bauteil wird vom Subsystemmeister und dem Baumeister signiert und freigegeben. Jedes einzelne Bauteil! Auf diese Weise beträgt die nutzbare Lebensdauer von Indowy-Schiffen Tausende von Jahren, in denen sie keinerlei Erhaltungsaufwand benötigen. Man braucht auch keine Ersatzteile; wenn irgendetwas zu Bruch geht, wird das entsprechende Ersatzteil von Hand neu hergestellt. Es ist, als ob jedes Schiff einer dieser Wolkenkratzer wäre«, er wies auf die Türme vor dem Fenster, »wobei jedes einzelne Teil an Ort und Stelle hergestellt ist. Sie bauen alle ihre Systeme, ihre Geräte, ihre Waffen, schlicht und einfach alles auf die gleiche Weise.
Ein Lehrling fängt als ›Bolzen-‹ oder ›Schrauben‹-macher an, arbeitet sich dann über die Subsysteme nach oben – Installation, Elektro, Struktur – und lernt, wie man jede einzelne Systemkomponente herstellt. Mit etwas Glück kann ein Indowy es in zweihundert Jahren zum Meister bringen und die Bauleitung für ein ganzes Schiff übertragen bekommen. Aus diesem Grund, und weil es nur sehr wenige Meister gibt, die Schiffe machen können, werden in der ganzen Föderation jedes Jahr kaum mehr als fünf Schiffe fertig gestellt.«
»Aber … wir brauchen Hunderte, ja Tausende Schiffe, und das in wenigen Jahren, nicht in Jahrhunderten«, sagte der Marschall aufgebracht und warf den Stift auf den Schreibtisch. »Und es gibt Pläne, um Millionen Raumjäger zu bauen.«
»Ja. Dieser ganz spezielle Engpass erklärt, weshalb es sich bei ihren Schiffen praktisch ausschließlich um umgebaute Frachter handelt. Sie haben allem Anschein nach einige regelrechte Kriegsschiffe gebaut, aber nur sehr wenige, und die sind fast ausnahmslos von den Posleen vernichtet worden. In der ganzen Föderation herrscht Knappheit, weil sie diese umgebauten Frachter schneller verlieren als sie neue bauen können.«
»Sie würden mir das doch sicherlich nicht vortragen, wenn es keine Lösung für das Problem gäbe«, sagte der Marschall. Manchmal konnte der Chef des Beschaffungsamtes ein schrecklicher Pedant sein, aber was er am Ende zu sagen hatte, lohnte gewöhnlich das Warten.
»Insgesamt gibt es nur etwa zweihundert Schiffbaumeister …«
Die Zahl verblüffte den Marschall. »Unter wie vielen Indowy?«, fragte er.
»Etwa vierzehn Billionen.« Der Beschaffungsbeamte lächelte, als er die Zahl nannte.
»Vierzehn Billionen ?«, stieß der Marschall hervor.
»Ja. Eine interessante Zahl, finden Sie nicht?« Der Beschaffungsbeamte lächelte.
»Das kann man wohl sagen! Zum einen basiert das Preisverhältnis für unsere Soldaten auf
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