Invasion 01 - Der Aufmarsch
Sie?«
Der untersetzte blonde Sergeant Major schürzte ein paarmal die Lippen, während er überlegte. »Die Bravo-Kompanie könnte im dritten Platoon einen guten Gruppenführer brauchen. Der Sergeant, der den Zug führt, ist ein erfahrener Mann, aber er hat den größten Teil seiner Laufbahn bei den Bodeneinheiten verbracht. Ich denke, Duncan könnte sich dort nützlich machen, und Sergeant Green ist jemand, der weiß, wie man mit Problemfällen umgeht.«
»Ja, tun Sie das. Heute noch«, bellte der Offizier, froh, damit eine Sorge los zu sein.
»Ja, Sir.«
»Und bringen Sie das Zeug hinter Schloss und Riegel.«
»Ja, Sir. Sir, wann rechnen Sie mit einem GKA-Trainingslauf? Man wird mich fragen.« Die First Sergeants der Kompanie hatten das bereits mehrfach getan. Insbesondere der First Sergeant der Bravo-Kompanie tat das beinahe täglich.
»Wir haben nach dem Infanterielehrgang neunzig Tage, ehe wir nach Diess starten«, sagte Youngman mit schneidender Stimme. »Dann machen wir eine Intensiv-Trainingsrunde. Ich habe das Budget dafür bereits beantragt.«
»Ja, Sir.«
»Wegtreten.« Der Colonel griff nach einem Bericht und fing an, ihn mit Anmerkungen zu versehen, als der Sergeant Major den Raum verließ.
9
New York, New York Sol III
1430, 20. November, 2006
»Ich heiße Worth, ich bin verabredet.«
Das Büro befand sich im fünfunddreißigsten Stockwerk eines fünfzig Stockwerke hohen Gebäudes in Manhattan, ein völlig unauffälliger Ort, wären die Insassen des Büros nicht gewesen. Das Schild an der Tür verkündete schlicht »Terra Trade Holdings« – doch das Büro nahm das gesamte Stockwerk ein und stellte de jure das Handelskonsulat der Galaktischen Föderation dar.
Die auffallend gut aussehende Empfangsdame deutete wortlos auf die Sitzgarnitur im hinteren Bereich des großen, hellen Empfangsraums und machte sich gleich wieder daran, ihren neuen Computer zu enträtseln.
Mr. Worth verzichtete darauf Platz zu nehmen, spazierte durch die Empfangshalle und bewunderte die dort zur Schau gestellten Kunstwerke. Er hielt sich für einen Kunstkenner und brauchte nicht lange, um in einigen der Werke Originale oder zumindest hervorragende Kopien zu erkennen. Da hingen zwei Rubens, ein Rembrandt und, wenn er sich nicht sehr täuschte, das Original der »Sternennacht« von van Gogh, die sich nach letzten Informationen fest im Besitz der Matsushita Corporation befand.
Während er zwischen diesen Trophäen dahinschritt, wurde ihm allmählich bewusst, dass es sich beim Mobiliar möglicherweise ebenfalls um Originale handelte; vielleicht war jedes einzelne Stück eine echte Louis XIV-Antiquität. Womit seine Gedanken sich wieder der Empfangsdame zuwandten. Wenn alles andere im Raum ein Original war – und er hielt die Wahrscheinlichkeit dafür sehr hoch –, würde ein echter Sammler in Bezug auf die Empfangsdame ebenfalls ein außergewöhnliches Maß an Originalität für notwendig halten; das lag eigentlich auf der Hand. Er musterte sie verstohlen, konnte sich aber keinen Reim auf sie machen. Als ein leiser Glockenton aus ihrer Konsole ertönte, blickte sie auf und bemerkte seinen Blick; allem Anschein nach war ihr der aber ziemlich gleichgültig.
»Der Ghin kann Sie jetzt empfangen, Mr. Worth.«
Er trat durch die sich langsam öffnende Tür in den Schatten. Auf der anderen Seite des riesigen Büros stand ein Schreibtisch von der Größe eines kleinen Automobils. Hinter dem Schreibtisch, schwach beleuchtet von dem wenigen Licht, das durch die Vorhänge ins Zimmer drang, saß eine Gestalt, die man, wenn man nicht genau hinsah, für einen Menschen halten konnte.
»Bitte, treten Sie ein, Mr. Worth. Nehmen Sie Platz«, sagte der Darhel mit zischender Stimme und wies mit einer schlaffen Handbewegung auf seinen Besuchersessel.
Mr. Worth schritt langsam durch das Büro und versuchte seinen Blick auf die nur silhouettenhaft sichtbare Gestalt zu konzentrieren. Seit dem Erstkontakt waren die Darhel überall und nirgends aufgetaucht. Offenbar gab es keine wichtige Besprechung oder Veranstaltungen der Regierung, der sie nicht entweder persönlich oder durch andere vertreten beiwohnten. Sie schienen zu begreifen, dass bei Cocktailpartys mehr Entscheidungen getroffen werden als auf sämtlichen Sitzungen der Welt, aber gewöhnlich waren sie entweder in weite Gewänder gehüllt, die sie vor der kräftigen Sonnenstrahlung der Erde schützen sollten, oder von bezahlten Beratern vertreten. Mr. Worth begriff, dass er einer
Weitere Kostenlose Bücher